Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
Blick fiel auf das Buch, das sie immer noch in der Hand hielt und blätterte weiter.
„ Auch wenn dieser Tage alte Ängste einer schwärmerischen Gruselromantik zu weichen scheinen, sind Vampire dennoch gut beraten, äußerste Vorsicht bei der Offenbarung ihrer wahren Natur walten zu lassen. Es bestehen auch heute noch Vorurteile und Missverständnisse in Fällen, in denen eine Realisierung erzwungen wird, kann dies trotz dieser grundsätzlich begrüßenswerten Fortschritte schnell und in überproportionale Ablehnung und unkontrollierbare Gewaltbereitschaft ausarten. Die Beachtung der Sicherheitshinweise in Kapitel 14 wird dringend empfohlen.“
Das erstaunte Lexa nun nicht besonders. Was für ein Bild andere Menschen künftig von ihr haben würden?
Aids, Hepatitis, Tripper, Syphilis… das war ja alles schon schlimm genug, aber damit konnte man zum Arzt gehen und zur Not in eine Selbsthilfegruppe. Aber wenn sie irgendwem erzählte, dass sie sich bei einem Disco-Absturz einen Vampir eingefangen hatte – dann würde sie sich vermutlich postwendend im Bezirkskrankenhaus wiederfinden – in einem Einzelzimmer mit weich gepolsterten Wänden.
Sie lehnte sich mit der Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und versuchte sich zu beruhigen. Es sind solche Momente, in denen das Schicksal mit gnadenloser Rückhand zuschlägt und einem die ganze mühsam aufgebaute Existenz mit einem Knall in Trümmer verwandelt.
„Ich will kein Vampir sein“, flüsterte sie. „Ich will nicht.“
Doch bis auf die alte Uhr war da niemand, der ihr auch nur zugehört hätte.
Grizzly jedenfalls war durch die Katzenklappe zu seinen nächtlichen Aktivitäten aufgebrochen.
4 – Ba- Ba- Banküberfall
Es gibt wenige Dinge, die einen schneller aufwecken, als die Erkenntnis verschlafen zu haben. Eins davon ist die Entdeckung, dass eine Blutprobe im Labor der Klinik auf ihre Untersuchung wartet.
„Ach du heilige Scheiße“, brüllte Lexa, während sie aus dem Bett sprang, sich prompt in der Decke verhedderte und der Länge nach hingefallen wäre, wenn sie sich nicht geistesgegenwärtig mit einem halben Flicflac gerettet hätte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so etwas konnte! Von ein paar Mal Skifahren und gelegentlichen Alibi-Laufeinheiten mit Maya an der Isar lernte man so etwas eigentlich nicht.
Doch Rätsel wie diese benötigen Zeit zum Nachdenken. Und Zeit hatte sie jetzt keine. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass sie genau noch zwei Stunden hatte, bis Carlo und Pjetr unten im Labor ihren Dienst antraten – und dann würden sie auch Lexas Blutprobe analysieren. Auf der Suche nach den K.O.-Tropfen, die ihr ein schöner Unbekannter verabreicht hatte.
Das war Geschichte! Lexa interessierten die blöden Tropfen überhaupt nicht mehr. Und auch nicht, was Carlo und Pjetr sonst noch aus ihrem Blut herauslesen würden… Das vor allem nicht.
Hastig schlüpfte Lexa in Jeans und Pulli, warf sich eine Jacke über und war schon fast durch die Tür, als ihr auffiel, dass sie noch keine Schuhe anhatte.
„Wenn ‘s pressiert, mach langsam“, ermahnte sie sich, während sie ihre Turnschuhe holte. „Du weißt sowieso nicht, wie Du in das Labor reinkommen sollst. Also nimm dein Hirn mit, du wirst es brauchen, Lexa!“
In einem plötzlichen Anfall von Galgenhumor lachte sie, während sie an einem schlaftrunken heimkehrenden Nachbarn vorbei die Treppe nach unten sprang. „Braiiin!“. Doch dann fiel ihr ein, dass das eigentlich eher Zombies sagten. Und dass, Vampire eher gepfählt als gehängt wurden, weshalb Galgenhumor doppelt unpassend war… Sie musste noch viel lernen.
Im Hof schwang sie sich auf ihr Fahrrad und strampelte noch vor Sonnenaufgang im frühherbstlichen Nieseldunst durch die erst langsam zu frühsonntäglichem Leben erwachende Stadt.
In der Klinik angekommen, stellte sie ihr Fahrrad ab und ging zum Seiteneingang, wo zwei Schwestern eine Rauchpause einlegten. Lexa konnte die Neugierde der jüngeren Schwester regelrecht riechen. Die ältere war zu müde, um sich für eine zur Unzeit ankommende Physiotherapeutin zu interessieren. War wohl eine harte Nacht gewesen.
Die Tür zum Labor war – wie auch nicht anders erwartet – verschlossen. Lexa spähte durch das Sichtfenster. Der Raum war dunkel. Große Kühlschränke schimmerten im durchs Fenster einfallenden Streulicht. Irgendwo da drin war ihre Blutprobe, die Saat des Verhängnisses, der Anfang vom Ende… „Vampire mögen es dramatisch“ ergänzte Lexa von
Weitere Kostenlose Bücher