Vampire bevorzugt
überrascht, dass die Werpanther aus Hotshot einen Fremden eingeschaltet hatten.
»Das ist Dawson«, murmelte Jason. »Ihm gehört die kleine Reparaturwerkstatt für Motoren zwischen Hotshot und Grainger.«
Dawson war in Alarmbereitschaft, als wir den Flur entlangkamen. »Jason Stackhouse«, sagte er, als er meinen Bruder nach einer Minute erkannte. Dawson trug ein Jeanshemd und Jeans, seine Armmuskeln drohten den festen Stoff zu sprengen. Seine schwarzen Lederstiefel waren von Kämpfen ganz verkratzt.
»Wir wollten mal sehen, wie's Calvin geht«, sagte Jason. »Das hier ist meine Schwester Sookie.«
»Ma'am«, knurrte Dawson. Langsam starrte er mich von oben bis unten an, und zwar ohne jede Anzüglichkeit. Ich war froh, dass ich meine Tasche im abgeschlossenen Pick-up gelassen hatte. Die hätte er auch durchforstet, da war ich mir sicher. »Würden Sie mal diesen Mantel ausziehen und sich herumdrehen?«
Ich fühlte mich nicht persönlich angegriffen, Dawson machte nur seinen Job. Und ich wollte auch nicht, dass Calvin noch ein weiteres Mal verletzt wurde. Ich zog mein Regencape aus, gab es Jason und drehte mich herum. Eine Krankenschwester, die irgendetwas in eine Tabelle eintrug, beobachtete diese Prozedur mit unverhohlener Neugier. Ich hielt Jasons Jackett, als er dran war. Dann war Dawson zufrieden mit uns und klopfte an die Tür. Obwohl ich nichts gehört hatte, musste wohl jemand geantwortet haben, denn er öffnete die Tür und sagte: »Die Geschwister Stackhouse.«
Aus dem Zimmer drang bloß ein Flüstern. Dawson nickte.
»Miss Stackhouse, Sie können hineingehen«, sagt er. Jason machte Anstalten, mir zu folgen, aber ein kräftiger Arm hielt ihn auf. »Nur Ihre Schwester.«
Jason und ich begannen im selben Augenblick zu protestieren, doch dann zuckte Jason die Achseln. »Geh schon, Sookie«, sagte er. Dawson hätte ganz offensichtlich nicht nachgegeben, und es war sinnlos, einen Verletzten wegen so einer Sache in Aufregung zu versetzen. Ich drückte die schwere Tür weit auf.
Calvin war allein, obwohl noch ein Bett im Zimmer stand. Der Anführer der Werpanther sah furchtbar mitgenommen aus. Er war blass und abgezehrt. Sein Haare waren ungewaschen, seine Wangen über dem gestutzten Bart aber rasiert. Er trug ein Krankenhaushemd und war an jede Menge Apparate angeschlossen.
»Es tut mir so leid für Sie«, platzte ich heraus. Ich war entsetzt. Auch wenn die Botschaften, die ich aus vielen Gehirnen aufgefangen hatte, mir das schon angedeutet hatten - erst jetzt wurde mir wirklich klar, dass die Verletzung Calvin nur deshalb nicht augenblicklich getötet hatte, weil er ein zweigestaltiges Geschöpf war. Wer auch immer auf ihn geschossen hatte, hatte seinen Tod gewollt.
Calvin drehte seinen Kopf zu mir, langsam und mit einiger Anstrengung. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte er trocken und mit dünner Stimme. »Morgen stöpseln sie mich von einigen dieser Dinger da ab.«
»Wo wurden Sie getroffen?«
Calvin bewegte die Hand zu einer Stelle oberhalb der linken Brust. Seine goldgrünen Augen suchten meinen Blick. Ich ging näher an ihn heran und legte eine Hand auf seine. »Es tut mir so leid für Sie«, wiederholte ich. Seine Hand drehte sich unter meiner, bis seine Finger meine Hand umfassen konnten.
»Es gab noch weitere«, hauchte er mit Flüsterstimme.
»Ja.«
»Ihr Boss.«
Ich nickte.
»Das arme Mädchen.«
Wieder nickte ich.
»Wer immer das auch tut, muss aufgehalten werden.«
»Ja.«
»Es muss jemand sein, der Gestaltwandler hasst. Die Polizei wird nie herauskriegen, wer das tut. Wir können ihnen ja nicht sagen, wonach sie suchen sollen.«
Tja, wohl nicht zuletzt eine Folge davon, dass die Gestaltwandler unbedingt die eigene Wesensart geheim halten wollten. »Das macht es schwieriger für sie, die Person zu finden«, stimmte ich zu. »Aber vielleicht gelingt es ihnen doch.«
»Einige meiner Leute fragen sich, ob der Schütze wohl selbst ein Gestaltwandler ist.« Calvins Finger schlossen sich fester um meine Hand. »Jemand, der eigentlich gar kein Gestaltwandler werden wollte. Jemand, der es durch Bisse wurde.«
Es dauerte eine Sekunde, ehe ich schaltete. Ich bin so ein Dummkopf.
»Oh, nein, Calvin, nein, nein.« Die Wörter stolperten fast übereinander in meiner Hast. »Oh Calvin, erlauben Sie ihnen nicht, Jagd auf Jason zu machen. Bitte, er ist alles, was ich habe.« Tränen rannen mir die Wangen herunter, als hätte jemand einen Wasserhahn in meinem Kopf
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