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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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überzeugt, dass ich so eine Art Orakel bin.
    »Hoyt, du weißt genauso viel darüber wie ich. Wir sollten wohl alle vorsichtig sein.« Ich hoffte, dass die Bedeutung dieser Worte nicht spurlos an meinem Bruder vorbeiging. Er zuckte die Achseln.
    Als ich aufblickte, sah ich einen Fremden, dem noch niemand einen Platz angewiesen hatte, und eilte auf ihn zu. Sein dunkles Haar, das vom Regen ganz schwarz war, hatte er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sein Gesicht zierte eine lange, dünne, weiße Narbe, die über seine eine Wange lief. Als er die Jacke auszog, sah ich, dass er offensichtlich Bodybuilding betrieb.
    »Raucher oder Nichtraucher?«, fragte ich. Die Menükarte hielt ich bereits in der Hand.
    »Nichtraucher«, sagte er und folgte mir zu einem Tisch. Sorgfältig hängte er seine nasse Jacke über die Rückenlehne eines Stuhls und griff, nachdem er sich gesetzt hatte, nach der Karte. »Meine Frau kommt in ein paar Minuten nach«, sagte er. »Wir treffen uns hier.«
    Ich legte eine weitere Menükarte an den Platz neben ihm. »Möchten Sie jetzt schon bestellen oder auf sie warten?«
    »Ich hätte gern einen heißen Tee. Das Essen bestelle ich erst, wenn sie da ist. Keine so große Auswahl hier, hm?« Er sah kurz zu Arlene hinüber und dann wieder zu mir. Mir wurde unbehaglich. Er war nicht hier, weil ein Lunch im Merlotte's so erfreulich war, so viel wusste ich.
    »Mehr gibt unsere Küche nicht her.« Ich bemühte mich, gelassen zu klingen. »Aber was wir haben, das ist gut.«
    Als ich das heiße Wasser mit dem Teebeutel aufs Tablett tat, stellte ich eine Untertasse mit ein paar Zitronenscheiben dazu. Keine Elfen da, die Anstoß nehmen könnten.
    »Sind Sie Sookie Stackhouse?«, fragte er, als ich ihm seinen Tee servierte.
    »Ja, die bin ich.« Ich stellte die Untertasse vorsichtig auf den Tisch, direkt neben den Becher. »Warum?« Ich wusste natürlich schon warum, aber normale Leute fragte ich besser erst.
    »Ich bin Jack Leeds, Privatdetektiv.« Er legte eine Visitenkarte so auf den Tisch, dass ich sie lesen konnte, und erwartete wohl, dass ich erschrecken würde, so als bekäme er gewöhnlich höchst dramatische Reaktionen auf diese Mitteilung. »Eine Familie in Jackson, Mississippi, hat mich angeheuert - die Familie Pelt«, fuhr er fort, weil ich nichts sagte.
    Mein Herz sank in die Hose, ehe es in beschleunigtem Rhythmus zu schlagen begann. Dieser Mann war überzeugt, dass Debbie tot war. Und er dachte, die Chancen, dass ich etwas darüber wusste, stünden ganz gut.
    Da hatte er absolut Recht.
    Vor einigen Wochen hatte ich Debbie Pelt erschossen, in Notwehr. Es war ihre Leiche, die Eric versteckt hatte. Und es war ihre Kugel, die Eric getroffen hatte, weil er sich vor mich warf.
    Die Aufregung über Debbies Verschwinden nach einer »Party« in Shreveport, Louisiana (eigentlich ein Kampf auf Leben und Tod zwischen Hexen, Vampiren und Werwölfen), war wieder abgeebbt. Und ich hatte gehofft, dass ich davon nichts mehr hören würde.
    »Sind die Pelts mit den Ermittlungen der Polizei denn nicht zufrieden?« Eine dämliche Frage, aber irgendetwas musste ich ja sagen, um das Schweigen zu brechen.
    »Im Grunde gab es gar keine Ermittlungen«, sagte Jack Leeds. »Die Polizei in Jackson ist der Ansicht, dass sie wohl absichtlich verschwunden ist.« Er glaubte das allerdings nicht.
    Dann veränderte sich seine Miene; es war, als hätte jemand hinter seinen Augen ein Licht angeknipst. Ich drehte mich um und folgte seinem Blick. Eine blonde mittelgroße Frau stand an der Tür und schüttelte das Wasser von ihrem Regenschirm. Sie hatte kurze Haare und helle Haut, und als sie sich umdrehte, sah ich, wie schön sie war - oder zumindest gewesen wäre, wenn sie ein lebhafteres Wesen gehabt hätte.
    Aber das spielte für Jack Leeds keine Rolle. Dort stand die Frau, die er liebte, und als sie ihn sah, knipste sich hinter ihren Augen genau dasselbe Licht an. Sie kam mit so geschmeidigen Bewegungen zu seinem Tisch herüber, als würde sie tanzen; und als sie ihre nasse Jacke ablegte, sah ich, dass ihre Arme ebenso muskulös waren wie seine. Sie gaben sich keinen Kuss, doch er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie kurz. Nachdem sie sich gesetzt und um ein Glas Diätcola gebeten hatte, studierte sie die Menükarte. Sie dachte, dass alle Gerichte im Merlotte's ungesund waren. Und damit hatte sie Recht.
    »Salat?«, fragte Jack Leeds.
    »Ich brauche etwas Warmes«, erwiderte sie. »Chili?«
    »Okay, zweimal

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