Vampire bevorzugt
Chili«, sagte er zu mir. »Lily, das ist Sookie Stackhouse. Miss Stackhouse, das ist Lily Bard Leeds.«
»Hallo«, sagte sie. »Mit Ihnen wollte ich sprechen.«
Ihre Augen waren hellblau, und ihr Blick war hart wie ein Laserstrahl. »Sie haben Debbie Pelt an dem Abend, an dem sie verschwand, gesehen.« In ihren Gedanken fügte sie hinzu: Sie sind diejenige, die sie so sehr gehasst hat.
Die beiden wussten nichts von Debbie Pelts wahrem Wesen, und ich war erleichtert, dass die Pelts keinen Privatdetektiv unter den Werwölfen gefunden hatten. An normale Privatdetektive würden sie die wahre Natur ihrer Tochter nicht verraten. Je länger die zweigestaltigen Geschöpfe ihre Existenz geheim halten konnten, desto besser, jedenfalls aus ihrer Sicht.
»Ja, ich habe sie an dem Abend gesehen.«
»Können wir mit Ihnen darüber reden? Nach der Arbeit?«
»Nach der Arbeit muss ich einen Freund im Krankenhaus besuchen«, sagte ich.
»Ist er sehr krank?«, fragte Jack Leeds.
»Er wurde angeschossen.«
Das erhöhte ihr Interesse. »Von jemandem aus der Gegend?«, fragte die blonde Frau.
Und da wurde mir klar, wie es funktionieren könnte. »Von einem Heckenschützen. Hier in der Gegend schießt irgendwer wahllos auf Leute.«
»Ist irgendeiner von denen verschwunden?«, fragte Jack Leeds.
»Nein«, gab ich zu. »Sie wurden alle liegen gelassen. Die Schüsse fielen immer in Anwesenheit von Zeugen. Vielleicht deshalb.« Ich hatte nicht gehört, dass jemand wirklich gesehen hatte, wie Calvin niedergeschossen wurde, aber gleich danach war jemand vorbeigekommen und hatte den Notruf angerufen.
Lily Leeds fragte, ob sie mich am nächsten Tag sprechen könnten, ehe ich zur Arbeit ging. Ich beschrieb ihnen den kürzesten Weg zu meinem Haus und sagte, sie sollten um zehn kommen. Mit ihnen zu reden hielt ich eigentlich für keine gute Idee, aber was blieb mir anderes übrig? Ich würde mich sehr viel verdächtiger machen, wenn ich mich weigerte, mit ihnen über Debbie Pelt zu sprechen.
Unwillkürlich verspürte ich den Wunsch, Eric heute Abend anzurufen und ihm von Jack und Lily Leeds zu erzählen; geteilte Sorgen sind halbe Sorgen. Aber Eric erinnerte sich ja an gar nichts. Wenn ich Debbies Tod bloß auch vergessen könnte. Es war entsetzlich, so etwas Schwerwiegendes und Schreckliches zu wissen, ohne es mit einer einzigen Seele teilen zu können.
Ich kannte so viele Geheimnisse, aber kaum eins davon war mein eigenes. Mein eigenes Geheimnis war eine dunkle blutige Last.
Charles Twining sollte Terry ablösen, sobald es völlig dunkel war. Arlene arbeitete heute länger, weil Danielle zur Tanzaufführung ihrer Tochter ging, und ich lenkte mich ein wenig von meinen düsteren Gedanken ab, indem ich ihr alles über den neuen Barkeeper oder auch Rausschmeißer erzählte. Sie war fasziniert. Noch nie war ein Engländer in unserer Bar gewesen, und noch viel weniger ein Engländer mit Augenklappe.
»Grüß Charles von mir«, rief ich, als ich mein Wettercape anzog. Nach einigen Stunden mit Sprühregen fielen die Tropfen jetzt wieder schneller.
Ich patschte zu meinem Auto, die Kapuze weit über das Gesicht gezogen. Gerade als ich die Fahrertür öffnete, hörte ich eine Stimme meinen Namen rufen. Sam stand auf Krücken in der Tür seines Wohnwagens. Vor ein paar Jahren hatte er einen überdachten Windfang angebracht, so dass er nicht nass wurde. Ich schlug die Autotür zu und sprang über Pfützen von Trittstein zu Trittstein. Dann stand ich in seinem Windfang und tröpfelte alles voll.
»Es tut mir leid«, sagte er.
Ich starrte ihn an. »Das sollte es auch«, erwiderte ich schroff.
»Nun, das tut es ja.«
»Okay. Gut.« Ich fragte ihn absichtlich nicht, was er mit Charles gemacht hatte.
»Irgendwas passiert heute, drüben in der Bar?«
Ich zögerte. »Na ja, wenig los, um es nett auszudrücken. Aber ...« Ich wollte ihm eigentlich von den Privatdetektiven erzählen, doch ich wusste, dass er dann Fragen stellen würde. Und ich würde ihm vielleicht sogar die ganze traurige Geschichte erzählen, nur um sie endlich jemandem beichten zu können. »Ich muss los, Sam. Jason holt mich ab, wir fahren nach Grainger ins Krankenhaus und besuchen Calvin Norris.«
Er sah mich an. Seine Augen wurden schmal. Seine Wimpern waren von demselben Rotblond wie seine Haare und nur zu erkennen, wenn man nah bei ihm stand. Aber ich hatte überhaupt keinen Grund, an Sams Wimpern zu denken oder an irgendeinen anderen Teil seines Körpers.
»Ich habe
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