Vampire bevorzugt
außerhalb von Hotshot wäre er nicht sicher. Sie würden ihn suchen kommen. Und gegen alle auf einmal konnte ich ihn nicht schützen.
Beim nächsten Vollmond musste der Heckenschütze im Gefängnis sitzen.
Erst als ich meine paar Teller an diesem Abend abwusch, fiel mir ein, wie seltsam es doch war, dass Jason von der Werpanther-Gemeinde vorgeworfen wurde, ein Mörder zu sein, während ich diejenige war, die bereits eine Gestaltwandlerin erschossen hatte. Mir war das Treffen mit den Privatdetektiven am nächsten Morgen hier bei mir zu Hause durch den Kopf gegangen. Und ich hatte mich dabei ertappt, dass ich rein gewohnheitsmäßig die Küche nach Anzeichen von Debbie Pelts Tod absuchte. Aus Fernsehsendungen auf Sendern wie >Discovery Channel< wusste ich, dass eine restlose Beseitigung aller Blut- und Gewebespuren praktisch unmöglich war, doch ich hatte meine Küche immer und immer wieder geschrubbt und gewienert. Ich war mir sicher, dass kein flüchtiger Blick - eigentlich auch keine gründliche Inspektion mit bloßem Auge - irgendetwas Anstößiges in diesem Zimmer finden würde.
Ich hatte das Einzige getan, das ich noch tun konnte, ehe ich selbst ermordet worden wäre. Oder hatte Jesus solche Situationen gemeint, als er dazu aufforderte, auch die andere Wange hinzuhalten? Ich hoffe nicht, denn jeder meiner Instinkte hatte mich angetrieben, mich selbst zu verteidigen, und das Mittel der Wahl war ein Gewehr gewesen.
Ich hätte natürlich sofort die Polizei verständigen müssen. Aber zu dem Zeitpunkt war Erics Wunde bereits wieder verheilt, jene, die Debbie ihm mit der Kugel verpasst hatte, mit der sie eigentlich mich hatte erschießen wollen. Außer meiner Aussage und der eines Vampirs gab es keine weiteren Beweise dafür, dass Debbie zuerst geschossen hatte, und ihre Leiche wäre ein starkes Argument für unsere Schuld gewesen. Mein erster Impuls war gewesen, Debbies Anwesenheit in meinem Haus zu vertuschen. Und Eric hatte mir keinen anderen Rat gegeben, was die Dinge vielleicht auch geändert hätte.
Nein, ich wollte die Schuld an meiner aussichtslosen Lage nicht Eric geben. Er war zu jener Zeit nicht mal Herr seiner eigenen Lage gewesen. Es war ganz allein mein Fehler, dass ich mich nicht hingesetzt und die Dinge gründlich durchdacht hatte. An Debbies Hand hätten sich Schmauchspuren der Pistole gefunden. Sie hatte sie ja abgefeuert. Auf dem Fußboden wären Reste getrockneten Bluts von Eric nachzuweisen gewesen. Debbie war durch die Vordertür in mein Haus eingebrochen, und die Tür hatte deutliche Spuren aufgewiesen. Ihr Auto war auf der anderen Straßenseite versteckt gewesen, und dort hätten sich nur Fingerabdrücke von ihr gefunden.
Ich war in Panik geraten und hatte es vermasselt.
Also musste ich nun damit leben.
Aber es tat mir sehr leid für die Familie wegen der Ungewissheit, unter der sie litt. Ich schuldete ihr Aufklärung - die ich ihr nicht geben konnte.
Ich wrang das Spültuch aus und legte es ordentlich über die Trennwand der Spülbecken, dann trocknete ich mir die Hände ab und faltete das Geschirrhandtuch zusammen. Okay, jetzt hatte ich mir meine Schuld noch mal klar vor Augen geführt. Ich fühlte mich schon viel besser! Nein. Wütend über mich selbst stampfte ich ins Wohnzimmer hinüber und schaltete den Fernseher ein: ein weiterer Fehler. Sie brachten einen Bericht über Heathers Beerdigung. Heute Nachmittag war extra ein Nachrichtenteam aus Shreveport angerückt, um der bescheidenen Trauerfeier beizuwohnen. Was wäre das für eine Sensation, wenn die Medien jetzt erfahren würden, dass der Heckenschütze seine Opfer sehr genau aussuchte. Der Nachrichtensprecher, ein ernster Afroamerikaner, sagte, dass die Polizei von Renard in Kleinstädten in Tennessee und Mississippi auf weitere Fälle scheinbar wahllos abgegebener Schüsse gestoßen sei. Ich war entsetzt. Ein Serienmörder hier bei uns?
Das Telefon klingelte. »Hallo«, sagte ich und erwartete nichts Gutes.
»Sookie, hi, ich bin's, Alcide.«
Ich musste unwillkürlich lächeln. Alcide Herveaux, der in der Baufirma seines Vaters in Shreveport arbeitete, war einer meiner liebsten Freunde. Er war ein Werwolf, sowohl sexy als auch arbeitsam, und ich mochte ihn sehr gern. Und er war Debbie Pelts Verlobter gewesen. Aber Alcide hatte sich von ihr losgesagt, bevor sie verschwand, und zwar in einem Ritus, der sie für ihn unsichtbar machte - natürlich nur im übertragenen Sinn, aber mit drastischen Folgen für Debbie.
»Sookie,
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