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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hervorgerufen hatte, sprach Patrick Furnan dennoch unbeirrt weiter. »Ich sagte zu John, dass er der beste Mann sei, den wir in diesem Amt je hatten, und das glaube ich auch heute noch. Wer auch immer in seine Fußstapfen treten wird, John Flood ist nicht zu ersetzen, und wir werden ihn nie vergessen. Der Nächste kann nur hoffen, seine Arbeit ebenso gut zu machen wie John. Ich werde stets stolz darauf sein, dass John mehr als einmal sein Vertrauen in mich setzte, ja, mich sogar als seine rechte Hand bezeichnete.« Mit diesen Worten unterstrich der Harley-Davidson-Händler seinen Anspruch darauf, Colonel Flood im Amt des Leitwolfs (oder, wie ich es nannte, des Rudelführers) zu folgen.
    Alcide, rechts neben mir, kochte vor Wut. Hätte er nicht bei einer Beerdigung in der ersten Reihe gesessen, wäre er sicher liebend gern ein paar deftige Bemerkungen zum Thema Patrick Furnan losgeworden. Christine, die an Alcides anderer Seite saß, konnte ich kaum sehen, aber ihr Gesicht wirkte wie aus Elfenbein geschnitzt. Und sogar sie unterdrückte anscheinend den einen oder anderen Kommentar.
    Alcides Dad wartete einen Augenblick, ehe er sich auf den Weg zur Kanzel begab. Offensichtlich sollten die Zuhörer sich geistig erst reinigen, bevor er seine Rede hielt.
    Jackson Herveaux, wohlhabender Besitzer einer Baufirma und Werwolf, gab uns die Gelegenheit, sein schönes reifes Gesicht zu betrachten. Dann begann er. »Einen wie John Flood werden wir so bald nicht wieder unter uns haben. Seine Weisheit, die in all den Jahren oft gefordert war und vielen Prüfungen standgehalten hat... «
    Autsch. Das klang nicht, als würde er irgendwas auf den Punkt bringen oder so. No, Sir!
    Aus dem Rest des Gottesdienstes klinkte ich mich aus, um meinen Gedanken nachzuhängen. Es gab mehr als genug, worüber sich nachzudenken lohnte. Wir erhoben uns, als John Flood, Colonel der Luftwaffe und Leitwolf, zum letzten Mal diese Kirche verließ. Auf der Fahrt zum Friedhof schwieg ich, stand am Grab während der Beisetzung neben Alcide und ging zum Wagen zurück, als es vorbei war und all das Händeschütteln endlich ein Ende genommen hatte.
    Ich sah mich nach dem großen Mann um, aber er war nicht auf dem Friedhof gewesen.
    Auf unserer Fahrt zurück nach Bon Temps erhielt Alcide das Schweigen ganz bewusst aufrecht, doch jetzt war es an der Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.
    »Woher weißt du es?«, fragte ich.
    Er tat nicht mal so, als würde er nicht verstehen, wovon ich sprach. »Als ich gestern zu dir nach Hause kam, konnte ich einen sehr, sehr feinen Hauch ihres Geruchs an deiner Vordertür wittern«, sagte Alcide. »Hat eine Weile gedauert, bis ich mir darüber klar wurde.«
    Diese Möglichkeit hatte ich nie in Betracht gezogen.
    »Wahrscheinlich wäre es mir auch gar nicht aufgefallen, wenn ich sie nicht so gut gekannt hätte«, fuhr er fort. »Allerdings habe ich sonst nirgends im Haus etwas gerochen.«
    Also war all mein Geschrubbe und Gewienere doch nicht ganz umsonst gewesen. Was hatte ich für ein Glück, dass Jack und Lily Leeds keine zweigestaltigen Geschöpfe waren. »Möchtest du wissen, was passiert ist?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte er nach einer deutlichen Pause. »Da ich Debbie kannte, gehe ich davon aus, dass du nur getan hast, was du tun musstest. Immerhin, es war ihr Geruch an deinem Haus. Dort hatte sie nichts zu suchen.«
    Das war meilenweit entfernt von rückhaltlosem Einverständnis.
    »Und zu der Zeit war ja auch noch Eric in deinem Haus, oder nicht? Vielleicht war es Eric?« Alcide klang fast hoffnungsvoll.
    »Nein«, sagte ich.
    »Vielleicht möchte ich doch die ganze Geschichte hören.«
    »Und vielleicht habe ich gerade meine Meinung geändert. Entweder glaubst du an mich, oder du tust es nicht. Entweder glaubst du, ich wäre die Sorte Mensch, die eine Frau ohne triftigen Grund tötet, oder du weißt, dass ich nicht zu der Sorte Mensch gehöre.« Ehrlich, ich war weit mehr verletzt, als ich es je für möglich gehalten hätte. Ich musste sehr aufpassen, um mich nicht in Alcides Gedanken zu schleichen, denn ich befürchtete, dass ich da etwas entdecken könnte, das noch weitaus schmerzlicher wäre.
    Alcide versuchte noch mehrmals ein anderes Gesprächsthema anzuschneiden, aber die Fahrt konnte für mich gar nicht früh genug enden. Als er auf meine Auffahrt abbog und ich nur noch wenige Meter von zu Hause entfernt war, spürte ich eine überwältigende Erleichterung. Ich konnte kaum schnell genug aus diesem

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