Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
in der Geschichte des Shreveport-Rudels hatte sich das Ganze wohl zu einem Ereignis von epischen Ausmaßen ausgewachsen.
    Ich starrte auf meine schwarzen Pumps hinunter. Denn ich hatte mit widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen. Sie schienen gleich stark zu sein. Das eine sagte: »Du bist auf einer Beerdigung. Mach keine Szene. Alcide ist auch schon gut zu dir gewesen, und es kostet dich nichts, ihm diesen Gefallen zu tun.« Das andere sagte: »Alcide hat dir in Jackson nur geholfen, weil er seinen Vater aus den Schwierigkeiten mit den Vampiren befreien wollte. Und jetzt versucht er wieder, dich wegen seines Vaters in etwas Gefährliches hineinzuziehen.« Die erste Stimme warf ein: »Er wusste, das Debbie böse war, und hat versucht, sich von ihr zurückzuziehen. Und dann hat er sich sogar von ihr losgesagt.« Die zweite entgegnete: »Warum hat er so ein Miststück wie Debbie überhaupt geliebt? Wie konnte er bloß auf den Gedanken kommen, bei ihr zu bleiben, als er von ihrer Gemeinheit erfuhr? Kein anderer hat je behauptet, sie hätte magische Fähigkeiten. Das ist doch nur eine billige Ausrede.« Ich fühlte mich wie Linda Blair in >Der Exorzist<, wenn ihr Kopf auf dem Hals rotierte.
    Stimme Nummer eins hat letztlich gesiegt. Ich hakte mich bei Alcide ein, der mir den Arm geboten hatte, und ging mit ihm die Stufen hinauf und in die Kirche hinein.
    Die Kirchenbänke waren voller normaler Menschen. Die vorderen drei Reihen zu beiden Seiten waren für das Rudel reserviert. Doch der große Mann, der überall herausragen würde, saß in der letzten Reihe. Flüchtig nahm ich seine breiten Schultern wahr, ehe ich mich ganz auf die Feierlichkeiten konzentrierte. Die Furnan-Kinder, beide süße kleine Teufelchen, gingen mit todernster Miene den Gang entlang zur ersten Reihe auf der rechten Seite. Dann traten Alcide und ich ein, vor den zwei Kandidaten für das Amt des Leitwolfs. Die Zeremonie des feierlichen Einzugs gestaltete sich fast ebenso seltsam wie auf einer Hochzeit, mit Alcide und mir als Trauzeuge und Brautjungfer. Jackson und Christine sowie Patrick und Libby Furnan folgten, quasi als Eltern von Braut und Bräutigam.
    Keine Ahnung, was die normalen Trauergäste wohl davon halten mochten.
    Ich wusste, dass sie uns alle anstarrten, aber das war mir nichts Neues. Wenn ich mich als Kellnerin an eins gewöhnt hatte, dann daran, dass ich ständig gemustert wurde. Ich war angemessen gekleidet, und ich sah so gut aus, wie meine Möglichkeiten es zuließen, und Alcide ebenfalls - also sollten sie doch starren. Alcide und ich setzten uns in die erste Reihe auf der linken Seite und rückten durch. Patrick Furnan und seine Frau Libby rutschten in dieselbe Reihe auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs. Dann drehte ich mich um und sah Jackson und Christine gemessenen, feierlichen Schrittes hereinkommen. Eine kleine Unruhe entstand, Köpfe drehten sich, Finger zeigten, Stimmen wisperten, und schließlich setzte sich Christine in die erste Reihe und Jackson setzte sich neben sie.
    Nach den verschiedenen Gebeten, die Alcide mir im Gebetbuch zeigen musste, fragte der Geistliche, ob jemand ein paar Worte über Colonel Flood sagen wollte. Einer seiner Freunde vom Luftwaffenstützpunkt begann und sprach von Colonel Floods ausgeprägtem Pflicht- und Ehrgefühl während seiner aktiven Zeit als Befehlshaber. Einer seiner Mitstreiter in der Kirchengemeinde war der Nächste und pries die Großzügigkeit des Colonels, der so viel Zeit in die Bilanzbuchhaltung der Kirche investiert hatte.
    Dann verließ Patrick Furnan seine Sitzbank und schritt auf die Kanzel zu. Sein Schreiten wirkte nicht gerade elegant, dafür war er zu stämmig. Doch seine Rede war auf jeden Fall eine Abwechslung nach den beiden vorangegangenen Lobeshymnen. »John Flood war ein bemerkenswerter Mann und eine gute Führungspersönlichkeit«, begann Furnan. Er war ein sehr viel besserer Redner, als ich erwartet hatte. Auch wenn ich nicht wusste, wer seine Rede geschrieben hatte, so stammte sie doch eindeutig von einer gebildeten Person. »In der Bruderschaft, der wir gemeinsam angehörten, war er stets derjenige, der uns den Weg wies und die Ziele aufzeigte. Je älter er wurde, desto öfter sagte er, dass sein Amt einen Jüngeren erfordern würde.«
    Eine Kehrtwendung von der Trauerrede zur Wahlkampfrede. Ich war nicht die Einzige, der das auffiel; überall um mich herum gab es Bewegung, hörte ich geflüsterte Kommentare.
    Verblüfft über die Reaktion, die er

Weitere Kostenlose Bücher