Vampire bevorzugt
vorbeiging. »Knie dich hier einen Augenblick hin.«
Ich sank direkt neben seinem Stuhl auf ein Knie, damit er leise sprechen konnte.
»Sookie, ich bitte dich nur sehr ungern ein weiteres Mal darum. Aber die Abstellkammer im Vorratslager ist auf Dauer nichts für Charles.« Die Abstellkammer, in der Putzsachen aufbewahrt wurden, war natürlich nicht absolut lichtundurchlässig, aber es fiel kein Tageslicht hinein, was doch ausreichen sollte. Schließlich hatte die Abstellkammer keine Fenster, und das Vorratslager auch nicht.
Ich brauchte einen Moment, um mich von meinen Überlegungen loszureißen. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass er dort nicht schlafen kann«, sagte ich ungläubig. Vampire konnten während des Tages unter allen erdenklichen äußeren Gegebenheiten schlafen. »Und du hast die Tür doch auch bestimmt von innen mit einem Riegel gesichert.«
»Ja, aber er muss sich da auf den Fußboden legen, und er sagt, der stinkt wie ein alter Wischmopp.«
»Tja, wir bewahren ja auch tatsächlich die Putzsachen dort auf.«
»Was ich sagen will: Wäre es denn so schlimm, wenn Charles bei dir zu Hause schlafen würde?« »Warum willst du unbedingt, dass ich ihn bei mir zu Hause unterbringe? Es muss da noch einen anderen Grund geben als allein die Bequemlichkeit eines komischen Vampirs bei Tageslicht, der dann sowieso mausetot ist.«
»Sind wir nicht schon sehr lange gute Freunde, Sookie?«
Das stank doch geradezu zum Himmel.
»Ja«, gab ich zu und stellte mich wieder hin, so dass er zu mir aufsehen musste. »Und?«
»Aus der Gerüchteküche habe ich gehört, dass die Leute aus Hotshot einen Werwolf-Bodyguard angeheuert haben, der Calvins Krankenhauszimmer bewacht.«
»Ja, das finde ich auch ziemlich seltsam«, bestätigte ich seine unausgesprochene Sorge. »Dann hast du wohl auch gehört, was sie vermuten?«
Sam nickte. Seine hellblauen Augen suchten meinen Blick. »Das musst du sehr ernst nehmen, Sookie.«
»Wie kommst du darauf, dass ich das nicht tue?«
»Du willst Charles nicht aufnehmen.«
»Ich verstehe nicht so ganz, was meine Weigerung, ihn bei mir schlafen zu lassen, mit den Sorgen um Jason zu tun hat.«
»Ich denke, er könnte dir helfen, Jason zu beschützen, wenn's drauf ankommt. Ich bin wegen meines Beins außer Gefecht gesetzt, sonst würde ich ... Ich bin überzeugt, dass nicht Jason auf mich geschossen hat.«
Ein Knoten der Anspannung löste sich in meinem Inneren, als Sam das sagte. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass ich darüber beunruhigt gewesen war, was Sam wohl denken mochte, aber ich war es.
Und ich wurde weich. »Na, in Ordnung«, sagte ich leicht unwillig. »Er kann bei mir schlafen.« Etwas missmutig stapfte ich davon, immer noch nicht ganz sicher, warum ich eigentlich zugestimmt hatte.
Sam winkte Charles zu sich heran und sprach kurz mit ihm. Später am Abend lieh sich Charles meine Autoschlüssel aus, um seine Tasche im Kofferraum zu verstauen. Nach ein paar Minuten kam er wieder in die Bar und machte mir ein Zeichen, dass er meinen Schlüssel in meine Tasche zurückgelegt hatte. Ich nickte, vielleicht etwas knapp. Ich war nicht gerade glücklich, aber wenn ich schon einen Hausgast haben musste, dann doch besser einen höflichen.
An diesem Abend kamen auch Mickey und Tara ins Merlotte's. Wie das Mal zuvor ließ die dunkle Ausstrahlung des Vampirs die Gäste der Bar aufgeregter und lauter miteinander sprechen. Taras Blicke folgten mir in einer Art trauriger Passivität. Ich hoffte, sie allein zu erwischen, aber sie verließ nicht ein einziges Mal den Tisch. Ein weiterer Grund zur Sorge, wie ich fand. Wenn sie mit Franklin Mott in die Bar gekommen war, hatte sie sich immer etwas Zeit genommen, mich umarmt und nach der Familie und der Arbeit gefragt.
Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Elfe Claudine, die auf der anderen Seite des Raumes stand, und obwohl ich mich eigentlich zu ihr vorarbeiten und mit ihr sprechen wollte, war ich doch viel zu sehr mit Taras Situation beschäftigt. Wie gewöhnlich war Claudine umgeben von Bewunderern.
Ich war so besorgt, dass ich schließlich an Taras Tisch ging und diesen Vampir bei den Fangzähnen packte. Der schlangengleiche Mickey starrte unseren auffälligen Barkeeper an und würdigte mich keines Blickes, während ich mich näherte. Tara wirkte sowohl hoffnungsvoll als auch verängstigt, und ich stellte mich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter, um ein genaueres Bild ihrer Gedanken zu erhalten. Tara
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