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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hatte selbst so viel aus sich gemacht, dass ihre einzige Schwäche mich nur selten beunruhigte: Sie suchte sich die falschen Männer aus. Ich erinnerte mich noch an die Zeit, als sie sich mit Eggs Benedict traf, der letzten Herbst offenbar bei einem Brand umgekommen war. Eggs war ein starker Trinker und eine schwache Persönlichkeit gewesen. Franklin Mott hatte Tara wenigstens respektvoll behandelt und sie mit Geschenken überschüttet, auch wenn sie sich nach jedem dieser Geschenke im Grunde sagen musste: »Ich bin eine Geliebte« statt »Ich bin eine in Ehren gehaltene Freundin«. Aber wie konnte es dazu kommen, dass sie mit Mickey ausging - Mickey, dessen Name sogar Eric zögern ließ?
    Ich hatte das Gefühl, ein Buch zu lesen, nur um dann zu entdecken, dass in der Mitte ein paar Seiten herausgerissen waren.
    »Tara«, sagte ich leise und sie blickte zu mir auf. Ihre großen braunen Augen wirkten leer und tot: keine Angst, keine Scham.
    Von außen betrachtet sah Tara fast normal aus. Sie war sehr gepflegt und gut zurecht gemacht, und ihre Kleidung war modisch und sexy. Doch im Inneren litt sie Qualen. Was war mit meiner Freundin los? Warum war mir bislang nicht aufgefallen, dass irgendetwas sie von innen zerfraß?
    Ich fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Tara und ich schauten uns nur an, und obwohl sie wusste, was ich in ihrem Inneren sehen konnte, reagierte sie nicht. »Wach auf«, sagte ich und wusste nicht mal, woher diese Worte kamen. »Wach auf, Tara!«
    Eine weiße Hand griff nach meinem Arm und löste gewaltsam meine Hand von Taras Schulter. »Ich bezahl dich nicht dafür, dass du hier meine Freundin angrapschst«, sagte Mickey. Er hatte die kältesten Augen, die ich je gesehen hatte - schlammfarben wie die eines Reptils. »Ich bezahl dich dafür, dass du uns Drinks bringst.«
    »Tara ist meine Freundin«, entgegnete ich. Er quetschte immer noch meinen Arm, und wenn ein Vampir euch den Arm quetscht, wisst ihr, was echte Quetschungen sind. »Du tust ihr irgendwas an. Oder du erlaubst jemand anderem, ihr etwas anzutun.«
    »Das geht dich gar nichts an.«
    »Das geht mich wohl etwas an.« Ich wusste, dass mir vor Schmerz Tränen in den Augen standen, und einen Moment lang spürte ich schiere Feigheit. Während ich in sein Gesicht sah, erkannte ich, dass er mich töten und aus der Bar verschwinden konnte, ehe irgendeiner dazu kam, ihn aufzuhalten. Und er konnte Tara mit sich nehmen, wie ein Schoßhündchen oder ein Stück Vieh. Bevor die Angst überhand nahm, sagte ich: »Lass mich los.« Ich sprach jedes Wort klar und deutlich aus, obwohl ich natürlich wusste, dass er eine Stecknadel im Sturm fallen hören würde.
    »Du zitterst ja wie ein räudiger Hund«, sagte er verächtlich.
    »Lass mich los«, wiederholte ich.
    »Oder du tust - was?«
    »Du kannst nicht immer wach bleiben. Wenn ich's nicht tue, tut's jemand anders.«
    Das schien Mickey zu denken zu geben. Doch ich glaube nicht, dass es an meiner Drohung lag, auch wenn ich sie von den Haarwurzeln bis an die Zehenspitzen aufrichtig gemeint hatte.
    Er sah Tara an, und sie begann zu sprechen, als hätte er an einem Faden gezogen. »Sookie, mach doch nicht so einen Wind um nichts. Ich bin jetzt mit Mickey zusammen. Blamier mich nicht vor ihm.«
    Ich legte erneut die Hand auf ihre Schulter und riskierte es, meinen Blick von Mickey abzuwenden und zu ihr hinunterzusehen. Sie wollte ganz eindeutig, dass ich verschwand; und das meinte sie absolut ernst. Ihre Gedanken über ihre Gründe waren jedoch seltsam undurchdringlich.
    »Okay, Tara. Möchtest du noch einen Drink?«, fragte ich ganz langsam. Ich bahnte mir einen Weg durch ihren Kopf und stieß auf eine glitschige und fast undurchlässige Wand von Eis.
    »Nein, danke«, erwiderte Tara höflich. »Mickey und ich müssen jetzt gehen.«
    Das überraschte Mickey ziemlich, so viel war sicher. Ich fühlte mich schon wieder etwas besser. Tara konnte die Verantwortung für sich selbst übernehmen, wenigstens teilweise.
    »Ich bringe dir bald dein Kostüm zurück, es ist schon in der Reinigung.«
    »Das hat keine Eile.«
    »Okay. Wir sehen uns.«
    Mickey hielt meine Freundin fest am Arm gepackt, als sie zwischen den versammelten Gästen hindurch dem Ausgang zustrebten.
    Ich nahm die leeren Gläser vom Tisch, wischte ihn ab und ging an die Bar zurück. Charles Twining und Sam waren in höchster Alarmbereitschaft. Sie hatten den kleinen Vorfall beobachtet. Ich zuckte die Achseln, und sie entspannten sich.
    Nachdem

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