Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
vorsichtig zu dem großen Käfig in der Ecke hinüber. Damon lag zusammengekauert da wie ein verletztes Tier.
» Bruder?«, flüsterte ich.
Da bäumte er sich mit gefletschten Reißzähnen auf und ich sprang erschrocken zurück.
Er lachte, ein heiseres Kichern, dann brach er an der Seite des Käfigs zusammen, erschöpft von der Anstrengung.
» Was, Bruder? Angst vor einem Vampir?«
Ich ignorierte ihn, während ich versuchte, die Tür des Käfigs aufzuzerren. Damon beobachtete mich neugierig, dann kroch er langsam in meine Richtung. Er streckte gerade die Hand aus, als sich plötzlich auf meinem Rückgrat ein sengender Schmerz ausbreitete und durch meinen ganzen Körper lief.
» Erwischt!«, brüllte eine Stimme.
Die Welt wurde schwerelos. Ich kippte nach vorn und schlug gegen etwas Hartes– Damon? Dann erklang das dröhnende Klirren der metallenen Käfigtür, die hinter mir verschlossen wurde.
Kapitel Siebenundzwanzig
Meine schweren Lider ließen sich kaum öffnen. Wie viel Zeit wohl verstrichen war? Eine Nacht oder zwei? Eine Woche? Es war dunkel, wo auch immer ich sein mochte. Irgendwo von weit her hörte ich Schritte und Gebrüll und einmal eine Stimme, die wie Callies klang und meinen Namen rief, bevor ich sofort wieder in Bewusstlosigkeit versank.
Als ich dann irgendwann später erwachte, stellte ich fest, dass ich an Gitterstäbe gefesselt war. Meine Arme und Beine waren von Eisenkraut verbrannt. Mein gesamter Körper war so sehr von getrocknetem, verkrustetem Blut verklebt, dass ich nicht erkennen konnte, wo ich verletzt war. Neben mir saß Damon mit angezogenen Knien. Sein Körper blutüberströmt, seine Wangen eingefallen, seine tief in den Höhlen liegenden Augen von dunklen Schatten umrandet. Doch nun breitete sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
» Jetzt bist du wohl nicht mehr so mächtig, was, Bruder?«
Mühsam richtete ich mich auf. Meine Knochen schmerzten. Langsam dämmerte mir, dass wir uns immer noch auf Gallaghers Dachboden befanden. Fahles, graues Licht fiel durch ein verdrecktes Fenster. Irgendwo auf der anderen Seite des Raums war das Tappen und Schnuppern einer Maus zu hören. Das Geräusch weckte meinen Hunger, und mir wurde bewusst, dass ich seit meiner Ankunft hier nichts mehr getrunken hatte. In einer Ecke saßen zwei mir unbekannte Wachen, die von unserer beinahe unhörbaren Unterhaltung nichts mitbekamen.
Ich schüttelte angewidert den Kopf. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Lexi hatte recht gehabt. Natürlich hatte sie recht gehabt. Callie hatte mich verraten. Vermutlich hatte sie diesen Plan schon die ganze Zeit über gehegt, von der Sekunde an, als sie den Ring an meinem Finger bemerkt hatte– den Ring, der genauso aussah wie der von Damon. Ich hätte es spätestens in dem Augenblick begreifen müssen, als ich ihren Vater auf dem Dachboden sah. Wie hatte ich in eine so dumme, offensichtliche Falle tappen können? Ich verdiente es, wie ein Tier gefesselt zu sein.
» Hast du sie geliebt?«, fragte Damon, als könne er meine Gedanken lesen.
Ich starrte geradeaus. » Sie ist nicht gekommen, um nach dir zu sehen, falls du es wissen willst«, fuhr Damon im Plauderton fort. » Sie ist hübsch, obwohl du meiner bescheidenen Ansicht nach etwas Besseres haben könntest.«
Die Wut ließ meine Reißzähne hervortreten. » Was willst du damit erreichen?«, knurrte ich.
Damon deutete auf die Gitterstäbe. » Nichts, wie es scheint. Ein wirklich gelungener Rettungsversuch.«
» Zumindest habe ich es versucht«, erwiderte ich. Mein Zorn verebbte, und Resignation trat an seine Stelle.
» Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht?« Damons Augen blitzten auf. » Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, was meine Gefühle für dich betrifft?«
» Ich …«, begann ich, bevor mir klar wurde, dass ich nicht einmal wusste, wo ich überhaupt anfangen sollte. Wie konnte ich ihm erklären, dass es für mich keine Frage war, ihn zu retten? Dass wir ein Fleisch und Blut waren, dass wir aneinandergekettet waren. » Es spielt keine Rolle«, sagte ich schließlich.
» Nein, das tut es nicht«, gab Damon zurück und schlug einen philosophischen Ton an. » Schließlich werden wir beide schon bald tot sein. Die Frage ist nur: Wirst du von einem Krokodil oder von einem Tiger getötet werden? Ich habe Gallagher sagen hören, Krokodile seien die besten Kampfgegner, weil sie nicht sofort töten. Sie ziehen es in die Länge.«
Genau in diesem Moment wurde die Tür
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