Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
beobachtete, der mich ohne Katherines Geschenk– den Lapislazuliring– binnen eines Wimpernschlages getötet hätte, breitete sich ein Gefühl der Ruhe in meinem Körper aus. Die Welt war schön und magisch, und ich hatte großes Glück, dass ich noch immer einen Platz darin hatte.
Ich griff nach einem perfekten, runden, flachen Stein, stand auf und schaute übers Wasser. Dann schloss ich die Augen. Wenn er viermal hüpft, wird alles gut werden. Ich ließ den Stein fliegen. Er hüpfte einmal… zweimal… dreimal…
» Viermal! Beeindruckend!«, erklang eine anerkennende Stimme, gefolgt von begeistertem Klatschen.
Ich drehte mich gerade in dem Moment um, als Callie in meine Arme sprang.
» Guten Morgen!«, lachte ich und wirbelte sie herum.
» Du bist guter Laune«, bemerkte sie mit einem Lächeln.
» Stimmt. Und das verdanke ich ganz allein dir.«
Sie hakte mich unter. » In diesem Fall weiß ich genau, wie du mir danken kannst!«
Ich spürte ihren Puls durch meine Jacke, und ihr Blut roch beinahe unwiderstehlich. Aber der Stein war viermal gehüpft, also beugte ich mich vor, um sie zu küssen.
Callie und ich verbrachten den ganzen Tag miteinander, bevor ich wieder am See schlief. Als ich am folgenden Abend in der Dämmerung nach Hause kam, fand ich auf dem Boden vor meiner Zimmertür einen Stapel Kleider, darunter die schwarze Hose und den grauen Mantel, die ich zusammen mit Lexi anprobiert hatte. Auf dem Stapel lag eine in Blockschrift verfasste Notiz.
FOLGE DEINEM HERZEN . DU KANNST VON GLÜCK SAGEN , DASS DU NOCH EINES HAST .
Ich griff mir das Kleiderbündel, gerührt, erleichtert und gleichzeitig ein klein wenig traurig.
Ich zog ein blaues Chambray-Hemd und eine weiße Hose an und kämmte mir im Spiegel das Haar zurück. Schließlich sah ich aus wie ein junger Mann, der sich auf ein Rendezvous mit einem hübschen Mädchen vorbereitet. Ich wünschte nur, es wäre so einfach.
Kurz darauf schlich ich die Treppe hinunter, in der Erwartung, dass irgendjemand aus der Dunkelheit springen würde, um mich aufzuhalten– um mir zu sagen, dass mein Plan niemals funktionieren würde. Aber ich schaffte es bis ganz nach unten und dann durch die Küche und hinaus zur Hintertür, ohne dass mir irgendetwas dazwischenkam.
Die Hände in den Taschen spazierte ich die zwei Meilen bis zur Laurel Street, während ich die Melodie von » God Save the South« vor mich hin pfiff. Dann hielt ich inne, um eine weiße Blüte aus dem Magnolienbaum vor einem pfirsichfarbenen Herrenhaus zu pflücken.
» Stefan!« Mein geflüsterter Name drang hinter einem Baum am Tor der Gallaghers hervor.
Callie tauchte auf. Ihr Haar war offen und ergoss sich über ihren Rücken, und unter einem schweren wollenen, grauen Schultertuch trug sie ein weißes spitzenbesetztes Nachthemd, genau wie bei unserer ersten Begegnung. Doch dieses Mal war sie mir so nah, dass ich sehen konnte, dass sie keinen Unterrock anhatte. Plötzlich wandte ich mich schüchtern ab.
» Stefan«, murmelte Callie und strich mir mit den Fingern über den Arm. » Bist du bereit?«
» Ja«, antwortete ich. Ich steckte ihr die Blüte hinters Ohr.
Sie lächelte. » Du bist so ein Gentleman.«
» Und du bist so schön«, erwiderte ich und streckte die Hand aus, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Ihre Locken waren so weich wie Rosenblätter und dufteten nach Honig. Ich wollte für immer so dastehen und beobachten, wie ihr Atem vor mir weiße Wölkchen bildete.
» Callie…«, begann ich, als plötzlich die Glocken einer fernen Kirche durch die frostige Nachtluft schallten. Zwölf Schläge. Mitternacht. Geisterstunde.
» Es wird Zeit«, sagte Callie. » Jaspers Schicht dauert bis halb eins, aber ich kann behaupten, du seist gekommen, um ihn frühzeitig abzulösen. Das wird uns ein wenig Vorsprung geben und du kannst längst fort sein, wenn der zweite Wachposten auftaucht. Aber wir müssen uns beeilen.« Sie klang sehr selbstsicher, doch ihre zitternden Lippen verrieten ihre wahren Gefühle. Ich wollte die Arme um sie schlingen, sie an mich ziehen und ihr » süße Träume« ins Ohr flüstern. Aber ich, ein Vampir, verließ mich darauf, dass sie, dieses Mädchen, mich beschützte.
Callie verschränkte die Finger wie zu einem stummen Gebet. Dann nickte sie und lächelte glanzlos. » Hab keine Angst«, sagte sie, während sie ihre Hand in meine schob. Aber ich konnte an ihrem Puls spüren, dass ihr Herz galoppierte.
Sie führte mich durch das Eisentor
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