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Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Titel: Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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dem Kopf fest gegen einen Baumstamm stieß und die klebrige Kiefernrinde in seinem Haar hängen blieb, öffnete er die Augen nicht. Er bemerkte, dass er sich auf den Weg konzentrieren konnte, wenn er die anderen Sinne in
den Hintergrund treten ließ, wie jemand, der ganz in einem Buch versinkt und dazu nur Augen und Hirn einsetzt.
    Der Geruch wurde intensiver, und Valentine stieß ein leises Kläffen aus, wie ein Hund. Er bewegte sich schneller und ignorierte die Kratzer und Prellungen, als er den Hang hinuntereilte. Er hörte ein erschrockenes Meckern von etwas Warmem, intensiv Riechendem und stürzte sich darauf. Die Ziege brach unter ihm zusammen und trat um sich.
    Das riss ihn aus seiner Trance. Er stellte fest, dass er den Mund voll Ziegenhaar hatte, und fühlte sich, als wäre er gerade aus einem lebhaften Traum erwacht. Er ließ das unglückliche Tier los. »Tut mir leid, Billy, es ist mit mir durchgegangen.«
    Das ist ja fürchterlich!, schrie der Hexenmeister in seinem Gehirn. Wenn du jemanden mit einem Gewehr verfolgt hättest, hätte er dich abgeknallt wie einen tollwütigen Hund. Du darfst nicht wild werden. Mach weiter, aber diesmal solltest du versuchen, einen deiner Mitwölfe zu finden. Folge ihm einfach und lass dich nicht sehen. Öffne hier und da die Augen, wenn es unbedingt sein muss, aber versuch, so weit wie möglich mit deinen neu erwachten Sinnen zu arbeiten. Übe, denn im Ernstfall gibt es keine zweite Chance, David.
    David Valentine, Wolf des Kommandos Süd, brachte seinen neuen, ungelenken, zerschlagenen Körper wieder auf die Beine, schloss die Augen und schnupperte weiter.

5
    D as Yazoo-Delta, im Sommer des einundvierzigsten Jahres der kurischen Herrschaft: Der feuchte Halbmond zwischen dem Mississippi und dem Yazoo ist eine der unangenehmsten Regionen der Erde. Das Sumpf- und Röhrichtdelta, das durch den Bruch der Dämme, die die Menschen dem Vater aller Flüsse aufgezwungen hatten, wieder zu seiner ursprünglichen, halb überschwemmten Existenz zurückgekehrt ist, ist so gut wie menschenleer. Der Yazoo bewegt sich kaum wahrnehmbar durch die sumpfigen Tümpel, und es ist unmöglich zu sagen, ob dort eine Strömung existiert. Die Wasseroberfläche ist so dicht von Vegetation überzogen, dass sie einem vorkommt wie fester Boden, und der Boden zwischen den wirren Wurzeln von Zypressen, Weiden und Wassereichen ist schwammig und kaum vom Wasser zu unterscheiden. Vom Gelbrandkäfer bis zum Puma führen die Tiere ein amphibisches Leben zwischen den Tillandsien und den Schachtelhalmdickichten. Das Yazoo-Delta ist ein Fleck feuchter Trostlosigkeit und hat seinen Namen einem Indianerwort für »Tod« zu verdanken.

    Diese Landschaft ist ein guter Ausbildungsplatz für die jungen Wölfe des Freien Territoriums Ozarks. Vom Yazoo-Delta aus können sie den Verkehr auf dem Mississippi im Auge behalten und sich auch über die Grenzen hinauswagen, bis hin zu den ausgebrannten Gebäuden von Memphis im Norden und Jackson im Süden. Es ist die unwegsamste und am schlechtesten bewachte Grenze der kurischen Zone, und die Handvoll Wölfe im Delta bleibt ständig in Bewegung und verbringt häufig eine ganze Jahreszeit ohne Nachschub oder Nachricht aus dem Territorium.
    David Valentine war hier als frisch eingeweihter Wolf unterwegs und lernte das Handwerk eines Jägers von zwei gnadenlosen Lehrern: der Natur und einer erfahrenen Katze namens Eveready. Von der Natur lernte Valentine, die Lektionen anzuwenden, die er den Winter über erhalten hatte, und Wasser, Essen, Unterschlupf und Feuer zu finden, um die Grundbedürfnisse menschlicher Existenz zu decken. Von Eveready, einem Mann, der keinen Rang im Kommando Süd annehmen wollte, weil das das Ende seines Ein-Mann-Kriegs gegen die Kur und seiner eifersüchtig gehüteten Unabhängigkeit bedeutet hätte, lernte er, sein Urteilsvermögen, seine Sinne, seine Fähigkeiten und seine Werkzeuge zu einer einzigen Waffe zu verbinden. Die jungen Wölfe, die Eveready unterrichtete, lernten ihr Handwerk, stellten provisorische Waffen her, um alles Mögliche zu jagen, von Alligatoren unter Wasser bis zu Waschbären auf den Bäumen. Ihre Beute lieferte ihnen nicht nur Nahrung, sondern auch Leder, Knochen und Sehnen, woraus man Kleidung und Werkzeuge herstellen konnte. Ein paar, die eher atavistisch veranlagt waren, stellten auch Glücksbringer aus ihren Trophäen her. Eveready, der über den wahrscheinlich längsten Halsschmuck aus Schlächterreißzähnen im alten Süden

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