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Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Titel: Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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verfügte, ermutigte sie dazu.
    Was Eveready ihnen außerdem beibrachte, war die hohe Kunst, Lebenszeichen zu dämpfen. Seine Schüler verbrachten mehr Zeit damit, geistige Disziplin zu lernen als körperliche und übten sich in einer Form von Selbsthypnose, die ihre Auren vor den unmenschlichen Suchkräften der Schlächter verbergen sollte. Wie gut sie das lernten,
würde darüber entscheiden, ob sie es waren, die den Feind jagten, oder ob sie gejagt würden wie das Wild, das sie ins Lager brachten.

    Zwei uralte Wassereichen bildeten das Dach des Lagers. Die kleinere der beiden war auf seltsame Weise verkrüppelt; der Hauptstamm war nach knapp vier Metern zu Ende und verzweigte sich zu sechs Ästen, die sich erst zur Seite und dann nach oben wandten, was an eine gebogene Handfläche mit zu vielen Fingern erinnerte. Die Wölfe hatten an diesen Ästen ein Flickwerk aus Zeltbahnen befestigt und damit einen Bereich geschaffen, der trocken blieb, solange es nicht zu windig war.
    Wind wäre in der feuchten Luft des Sumpfes willkommen gewesen. Es hing eine Atmosphäre von Tod, Verfall und Fäulnis über dem überfluteten Yazoo-Delta, mit der kein Friedhof mithalten konnte. Nebel und Dunst umgaben die Neuwölfe, und geheimnisvolle Tiere krächzten, heulten und schnatterten beinahe ununterbrochen.
    Valentine lag in seinem Kokon aus Moskitonetz in einem wegen der Erschöpfung und der Hitze unruhigen Schlaf. Die Temperatur und die Feuchtigkeit hatten die ansonsten so angenehme Hängematte zu einer Folterkammer werden lassen, aber in dieser Region war es besser, sich vom Boden fernzuhalten und damit aus der Reichweite diverser vielbeiniger Kriecher und Schlangen zu bringen, die sich von einem warmen, reglosen Körper auf der Erde angezogen fühlen würden. Nur in den frühesten Morgenstunden wurde es ein wenig kühler. Valentine hätte in diesem Deltasommer alles gegeben, um einmal in einem der kalten Seen von Minnesota schwimmen zu können. Aber selbst, wenn er es körperlich bequemer gehabt hätte, wäre er unruhig gewesen. Der alte Traum über sein Zuhause war zurückgekehrt.

    Evereadys Rückkehr vor Morgengrauen riss Valentine aus seinem alten Alptraum. Die Katze hatte sich vor ein paar Tagen nach Osten aufgemacht und den jungen Wölfen befohlen zu warten und bei der Jagd keine Schusswaffen zu benutzen. Eveready weigerte sich zu erklären, ob das mit einer nahen Gefahr zu tun hatte oder einfach mit seiner Knauserigkeit, die dadurch bedingt war, dass er die Nachschubstation nur zweimal im Jahr aufsuchte.
    »Alle aufstehen!«, befahl Eveready, als er das Lager mit einem schweren Sack auf der Schulter betrat. Er hatte seinen alten M1-Karabiner über die Brust geschlungen, und der Schaft glänzte, wie es nur liebevoll poliertes, gut geöltes Holz tut. Burton, der die dritte Wache übernommen hatte, begann, Wasser in den Kaffeetopf zu gießen. »Vergiss das im Augenblick, Burt«, sagte die Katze. »Ihr Jungs werdet kein Frühstück mehr wollen, wenn ihr seht, was ich mitgebracht habe. Reich mir das Wasser, Junge.«
    Valentine versuchte, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben, und sah zu, wie Eveready trank. Der schwarzhäutige Mann war zwar eine Katze und gehörte damit der Kaste an, deren Mitglieder allein und tief im kurischen Territorium operierten, aber er hatte nichts Katzenhaftes an sich. Eveready war ein graues, altes Warzenschwein: ganz zähe Entschlossenheit, mit einem dicken Körper unter einer noch dickeren Haut. Barfuß, mit abgewetzten schwarzen Hosen, die an kräftigen Waden endeten, erinnerte sein Torso an ein Fass, an dem man zwei Arme befestigt hatte. Die Brustmuskeln spannten sich unter einer ebenso abgewetzten Weste, die aus dem schweren Tuch geschnitten war, das die Schlächter trugen, und sein Hals war mit den baumelnden Zähnen der Blutsauger geschmückt, die er getötet hatte. Die Wölfe hatten nie gesehen, dass er etwas anderes als versalzene Wildeintöpfe und Äpfel gegessen hätte - Valentine glaubte, dass Eveready jeden einzelnen
Apfelbaum innerhalb von fünfhundert Kilometern um das Yazoo-Delta kannte -, und diese exzentrische Diät hatte ihm eine alterslose Vitalität und strahlend weiße Zähne geschenkt. Er war so kahl wie der Mann im Mond, verbarg diese Tatsache aber unter einer verbeulten Baseballmütze mit dem Saints-Logo. Eveready konnte klettern wie ein Affe, sich im Wasser treiben lassen wie ein Alligator und springen wie ein Hirsch, und all das so lautlos, dass sich nicht einmal eine Maus

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