Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
üblichen Graurücken. Sie sind freundlich.«
»Ich habe schon einmal einen zahmen Grog gesehen.«
»Die da sind nicht zahm«, entgegnete Steiner unwirsch. »Sie sind so frei wie Sie und ich.«
Valentine sah sich die Häuser an. Das Dorf erinnerte mit seiner runden Anlage an Weening, aber es gab keine Scheunen, nur Hühner- und Ziegenställe. Ein Wasserturm stand in der Mitte des Dorfes, und die ganze Gemeinde schien sich um die Tröge zu versammeln, in denen die Frauen wuschen. Ein weiblicher Grog (mit nur zwei Brüsten; Valentine hatte immer gehört, dass sie vier hätten, wie eine Kuh) presste mit einem blasebalgartigen Werkzeug das Wasser aus ihrer Wäsche. Menschen und Grogs hielten inne, um die Fremden anzustarren.
Steiner bat sie auf die Veranda eines kleinen Hauses und bot ihnen einen Platz auf einer bequem aussehenden Holzbank an.
»Mr. Valentine«, begann Steiner, »vor langer Zeit bin ich mit einem Grog namens Big Joke aus Mississippi gekommen. Er hat mir und meiner Frau geholfen, aus einem Arbeitslager zu fliehen, und wir haben das Freie Territorium gesucht. Ein paar Wölfe haben uns in der Grenzregion aufgegriffen und gefangen genommen. Gefangen! Nach Wochen, in denen wir versucht hatten, diese ›Bastion der Freiheit‹ zu erreichen, musste ich mit dem Grog, der mir das Leben gerettet hat, einer Richterin gegenübertreten und um unser Leben betteln. Ich war entweder sehr überzeugend, oder sie war liberal genug, und man hat uns als Bürger des Freien Territoriums akzeptiert. Big Joke und ich haben allerdings schnell gelernt, dass es in euren Städten
keinen Platz für Grogs gibt. Die Person - und er war eine Person, selbst wenn sie ein bisschen anders denken als wir -, der ich mein Leben verdankte, konnte keine Arbeit, kein Bett und kein Essen bekommen. Ihm blieb nur, für eine Mahlzeit im Hafen zu arbeiten. Also sind meine Frau, Big Joke und ich nach Süden gezogen, wo wir dieses Land hier mitten im Sumpf fanden. Ich habe Jahre damit verbracht, für sie Sümpfe trockenzulegen und Reis anzubauen, also fiel es mir nicht schwer, es ein paar Jahre für mich selbst zu tun. Andere kamen hinzu und haben sich uns angeschlossen. Das war erst der Anfang von schweren Zeiten, aber wir haben es geschafft, das hier aufzubauen.«
»Sie haben Ihre Frau schon vor einiger Zeit verloren. Das tut mir leid.«
Steiner runzelte die Stirn. »Woher …«
»Wir sind am Friedhof vorbeigekommen. Ich habe eine LaLee Steiner gesehen, die etwa im richtigen Alter war. Haben Sie das Anwesen ihr zu Ehren Evergreen genannt?«
»Ja, es war ihr Nachname. Sie ist an einem Fieber gestorben, nachdem sie meinen Sohn zur Welt gebracht hatte. Zwei Jahre danach hat ein Kerl vom Kommando Süd Big Joke aus dem Hinterhalt erschossen. Er war auf der Jagd gewesen. Ich versuchte, das zu verstehen. Ein Grog mit einer Armbrust, der sich im Grenzland herumtreibt … wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auch erst schießen und dann Fragen stellen. Aber Sie sollten alle lernen, es besser zu wissen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ihr Kommando Süd. Altmodisches Denken. Vielleicht liegt es daran, dass es von einem Haufen Offiziere aufgebaut wurde. Sie versuchen, die Vergangenheit zu bewahren und nicht, eine Zukunft zu schaffen. Die Grogs sind hier, und sie werden auch hierbleiben. Ich bin sicher, es gibt inzwischen Hunderttausende von ihnen, wenn nicht
gar Millionen. Es könnte noch einige Zeit dauern, aber selbst, wenn wir gewinnen, was machen wir mit ihnen? Sie alle umbringen? Unwahrscheinlich. Reservate für sie schaffen? Viel Glück.«
»Kommando Süd versucht nur, am Leben zu bleiben«, erklärte Valentine. Im Grunde war er durchaus Steiners Ansicht, aber er konnte öffentlich keine Kritik äußern, besonders nicht vor Bozich. »Wir können uns den Luxus, so weit in die Zukunft zu schauen, nicht leisten.«
»Nicht, dass es einfach wäre, mit Grogs zu leben. Sie haben viele gute Eigenschaften, aber sie denken einfach anders als wir. Sie leben viel mehr in der Gegenwart. Wenn einer drei Tage im Voraus plant, ist er ein Genie. Aber sie sind klug genug, um Probleme zu lösen, wenn sie verstanden haben, um was es geht. Haben Sie Hunger?«
»Ja, Sir«, sagte Bozich und wandte den Blick von den Grog-Kindern ab, die mit einem Welpen spielten. Die Grogs äfften den Hund nach, tollten auf allen vieren herum und verständigten sich durch Körpersprache besser mit dem Welpen, als ein Menschenkind es hätte tun können.
Steiner führte sie in das
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