Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight

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Zu viele Leben standen auf dem Spiel.
    Der Wind zupfte auf dem Gipfel einer Anhöhe an seinem Haar. Er strich es zurück, und in diesem Moment traf er eine Entscheidung. Als wäre ihm ein Joch von den Schultern genommen, richtete er sich auf.
    »Ali, das ist genau das, was wir tun sollten. Aber erst müssen wir diese Leute warnen.«

    Sie sprangen ab, als der Zug mit niedrigem Tempo einen Hang östlich von Ogallala hinaufkroch. Statt sich aber gleich in die Büsche zu schlagen, winkten sie den Eisenbahnern zu, die sie vom Dienstwagen aus beobachteten. Die Eisenbahner erwiderten die Geste lächelnd.
    »Das macht doch immer Spaß«, sagte Valentine, fummelte sich den stacheligen Kopf eines Kardenstängels aus dem Haar und klaubte sein Gepäck auf. »Alles in Ordnung?«
    »Hat der Absprung deinen Verstand wieder wachgerüttelt?«, sagte sie nur, während sie wieder in ihre fleckige
Reisekleidung schlüpfte. Zumindest sprach sie wieder mit ihm. Sie hatten kurz debattiert, bis sie schlicht kein Wort mehr mit ihm gesprochen hatte, nachdem er sie gefragt hatte, ob sie einfach zusehen wollte, wenn ihre Freunde von dem Viehtrieb nach Denver starben.
    »Noch nicht. Ali, ich habe nicht gesagt, du müsstest das tun. Ich habe es nicht einmal angedeutet. Ein Augenpaar kann so viel sehen wie zwei. Du kannst das Verbogene Kreuz im Auge behalten, und ich werde versuchen, die Leute in den Dunes zu informieren.«
    »Du hast es angedeutet. Du hast gesagt, dass ›wir‹ diese Leute warnen müssen. Wir ist Plural, Professor.«
    »Okay, ich habe gehofft, du würdest mitkommen wollen. Immerhin kennst du sie schon.«
    »Unverantwortlich. Was wir zu tun haben - Aufklärung -, ist wirklich wichtig. Soweit es das Kommando Süd betrifft, ist das Verbogene Kreuz nur eine weitere Bande von Quislingen. Ich wollte dich rekrutieren, weil ich, nachdem ich deine Akte gelesen hatte, den Eindruck hatte, du würdest dir darüber genauso viele Sorgen machen wie ich. Aber jetzt willst du, dass wir in die Dunes ziehen, und wir erreichen nichts anderes, als dass wir im Brennpunkt ihres Angriffs sitzen werden, statt sie auszukundschaften und etwas über ihre Stärke und ihre Vorgehensweise zu erfahren.«
    Tränen rannen über ihr Gesicht. »Ich mochte diese Leute, Val. Es sind gute Leute, so gut ich es mir wünschen kann. In diesen Wagen leben ganze Familien, Valentine. Und sie werden in Kürze tot sein, und es gibt nichts, was wir daran ändern können - das bringt mich um. Und jetzt willst du unser Leben auch noch wegwerfen.
    Wir sind dem Kommando Süd verpflichtet. Warum warnen wir unsere Leute nicht? Hast du nicht einen Eid abgelegt, als du Offizier geworden bist oder Wolf oder was
immer du für einen Dienstgrad hattest, als du dich der Truppe angeschlossen hast?«
    »Vielleicht können sie, wenn ich sie warnen kann, ihre Kinder verstecken. Wir oder ich - was auch immer -, jemand muss einfach dahin und ihnen sagen, was sie erwartet.« Er schnürte sein Bündel. »Ich gehe hin. Es sei denn, du möchtest versuchen, mich gewaltsam davon abzuhalten.«
    Nur kurz starrten sie einander in einem stummen, reglosen Schlagabtausch in die Augen.
    Dann senkte Duvalier den Blick auf die Erde unter ihren Stiefeln und stocherte mit ihrem Wanderstab darin herum. Sie packte den Stab mit festem Griff in der Mitte, und Valentine fürchtete für eine Sekunde, sie hätte vor, ihn damit bewusstlos zu schlagen. Aber die Tränen versiegten.
    Sie sah sogar ein bisschen erleichtert aus.
    »Okay, David. Wir warnen sie. Aber das ist alles.«

    Die Katzen beschlossen, die Überquerung des North Platte River bei Tageslicht zu riskieren, um in dem Rennen auf Leben und Tod einen möglichst frühen Start zu erwischen. Es war nicht so schwer; zu dieser Jahreszeit führte der braun geäderte Fluss nur wenig Wasser. Bei den Ruinen des Kingsley Dam überquerten sie ihn in Richtung der Dunes, vorbei an einem Schild mit der Aufschrift: UNGESI-CHERTES TERRITORIUM. UNBEFUGTES EINDRINGEN STRENG VERBOTEN. Zwar war die Straße zerstört worden, doch gab es eine Art Furt, die es ihnen gestattete, die tückische Überquerung hinter sich zu bringen, ohne sonderlich nass zu werden. Ein paar Angler, vermutlich aus Ogallala, hantierten am Ufer mit ihren Ruten. Sollten Grenzwachen sie aus versteckten Stellungen beobachten, dann führte Valentines Trooperweste sie wohl ausreichend in die Irre, dass sie nicht auf sie schossen.

    Statt direkt in den Dunes zu verschwinden, was umso mehr Misstrauen hätte