Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Schwanz rumgefummelt, schätze ich. Ich habe meine Zähne in seinen Adamsapfel geschlagen und mit aller Kraft zugebissen. Dann war überall Blut, und er hat so ein unheimliches Keuchen von sich gegeben. Hat versucht aufzustehen und wollte nach seiner Waffe greifen, ist aber über seine eigene Hose gestolpert. Ich hab mich hochgestemmt und angefangen, ihn zu treten. Mit dem Absatz mitten ins Gesicht. Er war benommen und halb verblutet, und ich bin in die Luft gesprungen und mit beiden Füßen seitlich auf seinem Kopf gelandet. Sein Kiefer ist gebrochen, aber da war er vielleicht schon tot, das konnte ich nicht erkennen.
Ich wusste, wie der Schlüssel für die Handschellen aussieht, aber ich habe eine Ewigkeit gebraucht, ihn zu finden und in das Schloss zu kriegen. Ich musste alles hinter meinem Rücken ertasten, und ich habe furchtbar gezittert, darum habe ich ihn immer wieder fallen gelassen. Ich hatte das Gefühl, es würde Stunden dauern, und ich dachte ständig, sein Partner würde auftauchen und mich umbringen.
Irgendwann hatte ich die Handschellen offen und hab mir die Waffe geschnappt, ein Revolver mit einem wirklich hübschen weißen Griffstück und Ornamenten in der Chromschicht. Vermutlich hatte er ihn selbst irgendwo geklaut. Jedenfalls war er geladen. Ich bin fünf Minuten mit gespanntem Hahn im Gebüsch sitzen geblieben und habe darauf gewartet, dass sein Partner auftaucht. Dann habe ich ihn endlich hupen gehört.
Ich bin aufgestanden, hab mir nicht einmal die Hose angezogen, aber mir das Blut größtenteils vom Gesicht gewischt. Dann habe ich so getan, als wären die Handschellen noch da, und bin mit den Händen und der Pistole hinter dem Rücken schreiend und heulend, was mir,
angesichts dessen, was gerade passiert war, nicht allzu schwer fiel, zur Straße gelaufen. Der Alte hat mir auf den Schritt gestarrt, als ich zum Wagen gelaufen bin, und so was wie »Was zum Teufel …« oder »Wo zum Teufel ist …« gesagt, aber den Namen des Deputys habe ich nie erfahren, weil ich ihm aus einem Meter Entfernung mitten ins Gesicht geschossen habe. Und dann habe ich für alle Fälle noch zweimal durch das Fenster geschossen, obwohl sein Gehirn schon im ganzen Wagen verteilt war.
Ich habe mir eine hübsche Lederjacke geschnappt, etwas zu essen, Decken, einen Kompass, Campingsachen - alles, was der Wagen und die toten Vertreter der feinen Gesellschaft mir zu bieten hatten. Waffen - Pistolen, eine Schrotflinte, eine Büchse, aber die Büchse habe ich schon am ersten Tag weggeworfen, weil all die Waffen und das ganze Zeug zu schwer zum Tragen waren. Den Wagen habe ich samt den Kerlen angezündet, was eine blöde Idee war, weil es eine Menge Aufmerksamkeit erregt hat. Ich bin nur davongekommen, weil ich durch ein Sumpfgebiet gekrochen bin. Seit ich klein war, wusste ich, dass es in den Bergen im Südosten einen Ort gibt, in dem die Leute nicht so leben mussten wie wir, also beschloss ich, dort hinzugehen. Ich schaffte es bis Wintereinbruch. Eine nette Familie namens Duvalier hat mich aufgenommen. Sie wussten nicht, was sie von mir halten sollten: Ich habe ununterbrochen geredet. Man sollte meinen, ich wäre still gewesen, aber nein. Der arme Teufel, der meine Aussage aufgenommen hat, hatte eine Menge zu schreiben. Ich hatte ein gutes Auge und habe viel gesehen: Wo die Miliz war und welche Art Fahrzeuge sie hatten.
Also haben sie für das nächste Jahr einen Überfall auf Leavenworth geplant. Da sind all diese Gefängnisse, die die Schlächter benutzen. Sie brauchten Kundschafter und Führer, und mein Name wurde genannt. Ich war jung,
aber sie haben mich an die Spitze der Kolonne gesetzt. Mit den anderen Kundschaftern habe ich mich gleich angefreundet; einer war eine Katze namens Rourke. Ihm gefiel, was ich tat, und bevor ich es ahnte, war ich schon seine Schülerin. In den acht Jahren, die seitdem vergangen sind, war ich nur noch viermal im Freien Territorium. Wenn du dieses Mal mitzählst: fünfmal.«
Als Valentine am frühen Morgen erwachte, hatte er einen Plan. Während Duvalier noch schlief, ging er ihn im Kopf genau durch.
Später, als sie sich die Reste des frisch gebackenen Brots zum Frühstück teilten, sagte er: »Wir nehmen den Zug.«
»Hmmm?«, machte Duvalier. Valentine hatte längst gelernt, dass sie die reinste Bettwanze war. Es dauerte eine Weile, bis sie wach war.
»Hast du dir je eine Zugfahrt erschlichen? Nicht auf einem Militärzug, nur auf einem Güterzug, der Mais oder Kartoffeln
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