Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Rattenschwanz.
»Grogs?«
»Ja. Sie verdauen nicht viel davon, wenn du dir die Hinterlassenschaften mal aus der Nähe ansiehst.«
Valentine tastete den Wald mit Ohren und Nase ab und entdeckte eine Eule in der Ferne. »Der Dienst bei den Wölfen hat mir dieses Vergnügen verwehrt. Ich war nie in Missouri
auf Patrouille, bin nur ein paarmal durchgekommen, aber weiter im Osten.«
»Keine Ahnung, ob das ihre Verdauung in Gang bringt oder ob sie einfach nur irgendetwas reinstopfen, um den Hunger zu vertreiben. Wie auch immer, wenn du abgefressene Zweige siehst, kannst du sicher sein, dass sie da waren. Diese Beweise halten sich viel länger als Fußabdrücke. Oder Köttel.«
»Der erste Punkt geht an …«
Sie kniff ihm in die Nase, die er hochgereckt hatte, um die sanfte, nächtliche Brise besser aufzufangen. »Mich. Aber Gott weiß, dass ich dieses Maultier nicht in Bewegung halten kann.«
Von den Maultierproblemen abgesehen stellte Valentine fest, dass er die Reise genoss. Mit dem Sehvermögen einer Katze lag die Landschaft mit ihren gedämpften Farben so klar vor ihm, wie er es auch im hellsten Mondschein nie zuvor erlebt hatte. Auch sein Gehör arbeitete hervorragend; die Geräusche nachtaktiver Insekten übertrugen sich über weitere Strecken an sein Ohr, auch wenn sie erheblich weniger Lärm veranstalteten als ihre tagaktiven Verwandten. Wenn die Dämmerung hereinbrach, gönnten sich die Katzen eine warme Mahlzeit und verschliefen die Hitze des Tages. Sogar das Maultier gewöhnte sich allmählich an diesen Tagesablauf.
Dann und wann stießen sie auf Spuren von Wolfspatrouillen, die aber immer seltener wurden, je näher sie dem alten Kansas City-Saint Louis-Korridor kamen. Sollte es einen wirklich gefährlichen Punkt im ersten Abschnitt ihrer Reise geben, so war es dieser. Abwechselnd führte nun einer der beiden das Maultier, während der andere stets etwa hundert Meter vorausging, beobachtete und lauschte. Als Valentine auf das Gebiet rund um die alte Interstate,
die die Grogs zu benutzen pflegten, hinabschaute, beschloss das Maultier, ein nächtliches Gebrüll anzustimmen. Fluchend versprach er sich ein Maultiersteak zum Frühstück, aber entweder, hatte niemand das Tier gehört, oder wer immer es gehört hatte, war nicht daran interessiert, ihm auf die Spur zu kommen. Jedenfalls überquerten sie den Korridor, ohne irgendetwas anderes als Reifenund Fußspuren zu Gesicht zu bekommen.
Valentine war in der Vorhut, als er sie witterte. Drei Grogs rasteten auf einer dicht bewaldeten Anhöhe und schliefen wie Buddhastatuen Rücken an Rücken im Sitzen.
Er zog sein Schwert und winkte Duvalier zu sich.
»Pistole oder Klinge?«, flüsterte er.
»Keines von beidem.«
»Sie schlafen.«
»Natürlich könnten wir sie töten, aber dann kommen zehn andere, um nach ihnen zu sehen. Du bist gut; wir könnten also vermutlich auch die töten. Aber dann würden uns hundert andere von allen Seiten umzingeln.«
»Bei den Wölfen …«
»Das will ich nie wieder hören. Du bist jetzt eine Katze, und hier geht es nur um unsere Mission. Eine Grogpatrouille auszuschalten hat damit nichts zu tun.«
Als die Dämmerung anbrach, hatten sie den Korridor meilenweit hinter sich gelassen und waren weit nach Nordwesten vorgedrungen. Hier, an der Grenze zu den Great Plains, wurde das Land flacher. Sie ergänzten ihren schwindenden Proviant und fütterten die Tiere mit wildem Mais und Bohnen, die in dieser Gegend heimisch waren. Jeden Morgen legten sie an geeigneten Stellen zwei oder drei Fallen aus, und es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht mindestens ein Tier fingen, das sich zu einem Eintopf verarbeiten ließ. Und wenn es nur eine Ratte war.
Valentine und Duvalier lernten allmählich, wie der jeweils andere funktionierte. Wenn sie sich verlassenen Gebäuden näherten, kommunizierten sie durch Gesten und lernten mit der Zeit, sich mehr und mehr auf den anderen zu verlassen. Als sich Duvalier einen Tag lang mit Durchfall und Magenschmerzen in qualvollen Krämpfen wand - die Frau verschlang Fleischbrocken, die Valentine nicht einmal anrühren würde -, sammelte er ein Hemd voller Ulmenrinde und übergoss sie mit kochendem Wasser. Als das Gebräu abgekühlt war, pickte er die schwimmenden Streifen heraus und brachte seine Gefährtin dazu, im Lauf des Tages dreimal von dem Aufguss zu trinken, und die Symptome legten sich wieder.
Am Missouri River ließen sie Maultier und Pferde frei. Valentine schenkte dem Maultier nur mit
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