Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Sieht aus, als hättest du es selbst gebastelt.«
In der folgenden Nacht näherten sie sich vorsichtig der Stadt, schlichen durch Felder mit hochgewachsenen Maispflanzen. Die meisten Häuser, in denen Licht brannte, standen eng beisammen, aber hier und dort tauchte auch ein abgelegenes Gehöft auf, das bewohnt zu sein schien. »Sind nicht mehr viele Erntemaschinen und Mähdrescher übrig«, bemerkte Duvalier, als sie an einem großen John Deere vorbeikamen, der recht gepflegt aussah. »Inzwischen wird das meiste wieder mithilfe von Pferden gemacht. Die Kur mögen es, wenn die Leute in ihrem Herrschaftsbezirk schwer arbeiten müssen.«
»Wo, meinst du, sollten wir auf den Zug springen?«, fragte er.
»Ich dachte, du wärest der Experte für Zugreisen. Vielleicht sollten wir uns an den Platte River halten - der ist zwischen Omaha und Lincoln. Wir könnten ihm nach
Norden folgen, bis wir eine passende Brücke finden, und da aufspringen. Die Züge drosseln immer das Tempo, wenn sie auf eine Brücke fahren - man weiß schließlich nie, wann eine von diesen einfallsreichen Langstreckenpatrouillen der Wölfe auf die Idee kommt, eine Brücke hochzujagen.«
Als sie die nächste Rast einlegten, übernahm Valentine die erste Wache. Er wünschte, sie würden ein paar Wölfen begegnen. Es hätte ihm gutgetan, die Bärte zu sehen, die Kappen, die verschwitzten Hirschlederklamotten. Die rüden Witze zu hören. Das Leben im Regiment war einfacher: Man befolgte Anweisungen, lagerte, marschierte, schlief stets in der Gewissheit, im Kreis von Kameraden zu sein. Ohne sein Rudel fühlte er sich in der kurischen Zone nackt.
Andererseits brachte das Leben einer Katze Unabhängigkeit und die damit verbundene Verantwortung mit sich. Und das Beste war, es stand ihm frei, sich auf sein eigenes Urteil zu verlassen.
Alles in allem hatte er die richtige Entscheidung getroffen, wenn auch der Preis Einsamkeit war. Aber diesen Preis bezahlte er schon, seit er elf Jahre alt war.
Duvalier klappte verschlafen die Augen auf. »Entspann dich, Val. Ich höre dich bis hierher mit den Zähnen knirschen.«
»Tut mir leid.«
Er sah zu, wie sich das Gras, dessen Blütenstände bereits voller Samen waren, unter der sanften, sommerlichen Brise neigte, und versuchte, das Denken einzustellen, selbst die Brise zu sein. Die Spannung in seinen Schultern und seinem Nacken ließ nach.
»Schon besser.« Sie drehte sich auf die andere Seite.
In der Morgendämmerung erreichten sie den Platte dort, wo er einen weiten Bogen südlich um Omaha beschrieb,
ehe er sich mit dem Missouri vereinte. Sie lagerten an einem dicht bewaldeten Hang auf halber Höhe zu dem Bergkamm, der das Flusstal begrenzte. Ihre Stimmung hob sich vorübergehend, als sie aus der Ferne das Rattern eines Zugs hörten, aber als sie einen Aussichtspunkt gefunden hatten, von dem aus sie die Waggons sehen konnten, stellten sie fest, dass er in östlicher Richtung unterwegs war.
Als Valentine, begleitet von dem Gekreisch der Vögel, die sich früh am Morgen in die Luft erhoben, einige gestohlene Ähren zu Mehl zermahlte - Duvalier war an der Reihe, Fallen aufzustellen oder mit der am Handgelenk getragenen Schleuder einen Vogel zu erlegen -, fühlte er plötzlich, dass das Glück ihm zur Seite stand. Sie würden an diesem Tag oder schlimmstenfalls am nächsten einen Zug erwischen. Er war zuversichtlich genug, geradewegs in den Tower von Lincoln zu spazieren und nachzusehen, was Nummer Eins gerade trieb. Aber vielleicht freute er sich nach der ermüdenden Lauferei der letzten Wochen auch nur auf eine aufregende Bahnreise.
Duvalier kehrte mit einem Fasan zurück. »Ich glaube, er hat noch geschlafen. Hat gar nicht gemerkt, was passiert ist. Wahrscheinlich hätte ich nur die Hand ausstrecken und ihn greifen können«, sagte sie, setzte sich auf einen Stein und klappte ihr kleines Messer auf. Sie schnitt dem Vogel die Kehle durch, trennte den Kopf beinahe vollständig ab, und ließ ihn über dem Becher ihrer Feldflasche ausbluten.
»Schöne Federn haben die Viecher«, stellte sie fest und fing an, ihn zu rupfen. Dann griff sie nach dem Becher. »Blut, Val? Warm und lecker. Rappelvoll mit Vitaminen.«
Valentine kaute unter anderem Löwenzahnblätter und junge Farnblüten, um sich Vitamine einzuverleiben. »Danke, nein. Ich mag das nur mit Zitrone und Zucker.«
»Das ist gut für die Augen, mein Freund. Aber es ist deine Entscheidung. Ich kann das Eisen jedenfalls gut vertragen.« Sie kippte es
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