Vampire Earth 3 - Donnerschläge
Silhouette für …
Er ging auf die andere Seite der Brücke. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er in die Dunkelheit hinausblickte. Der Sternenhimmel erstreckte sich in der klaren Tropennacht bis zum Horizont. Kein Schiff da draußen, so viel konnte er erkennen. Er hörte, wie Carrasca Befehl gab, das Ankertau zu kappen. Valentine ging zum Suchscheinwerfer und schaltete ihn ein. Langsam und sorgfältig suchte er das Meer zwischen Schiff und Hafen ab, und das elektrische Summen des Scheinwerfers dröhnte in seinen Ohren.
Mit dem messerscharfen Lichtstrahl durchbohrte er die Dunkelheit. Das Licht fiel auf etwas Kleines, Graues, das wie ein Monster, dessen Schnauze teilweise aus dem Wasser ragte, auf das Schiff zukam. Orangefarbenes Licht blitzte auf, und ein Geschoss stürzte kurz vor der Thunderbolt heulend in die Fluten. Wasser spritzte auf. Aber der Mündungsblitz der Kanone verriet ihm, wovon sie angegriffen wurden.
Es war nicht Bouls hölzerner Drakkar sondern ein U-Boot! Der Kommodore hatte erwähnt, dass die haitianischen Kur über alte Dieselschiffe verfügten. Dieses U-Boot war so schwer auszumachen wie eines aus dem Zweiten Weltkrieg. Er schaltete auf harte Ohren, lauschte in die entsprechende Richtung, als ein zweites Geschoss heranjagte, und er fing das Geräusch von hochtourig laufenden Maschinen auf.
Grollend gratulierte er Boul zu dem geschickten Pokerspiel. Der Gedanke erstarrte in seinem Kopf, als das zweite Geschoss direkt vor ihm einschlug. Die Zeit verstrich; das Nächste, was er wahrnahm, war ein körperloses Schweben.
David, ich halte dich nicht länger, sagte seine Mutter. Du musst allein schwimmen .
Kühles, etwas schlammiges Seewasser aus Minnesota schlug über ihm zusammen, als sie losließ. Furcht … Er
trat um sich, wirbelte mit den Armen wie mit Schaufelrädern, bis er die Oberfläche durchbrach und wieder Luft auf seinem Gesicht fühlte. Die Panik wich einem Gefühl des Triumphs.
Ich schwimme, Mom! Ganz allein! Schau!, keuchte er.
Ein Lächeln breitete sich auf dem bronzenen Gesicht seiner Mutter unter dem nassen Wirrwarr glänzend schwarzer Haare aus. Du bist ein richtiges Motorboot.
David Valentine spuckte einen Mundvoll Karibik aus, als er desorientiert wieder zu Sinnen kam. Ferne, gedämpfte Laute übertönten das Dröhnen seines Schädels.
Die See warf ihn hin und her, die Wellen verstärkten das Gefühl der Trunkenheit. Benebelt sah er zu, wie auf der Thunderbolt das Ankertau gekappt wurde und das Schiff Fahrt aufnahm. Jemand war geistesgegenwärtig genug gewesen, die Oerlikon von der Küste wegzudrehen und auf das angreifende Boot auszurichten. Rote Leuchtspuren sausten über ihn hinweg, suchten nach den ungeschützten Personen auf der Brücke des U-Boots. Das tödliche Feuerwerk flackerte über das Deck des Tauchboots, riss Männer und Gerätschaften auf dem Turm in Stücke. Dann feuerte das U-Boot erneut, und das Geschoss detonierte im Kielwasser des losfahrenden Schiffs. Die Leuchtspuren aus der Oerlikon änderten die Richtung, bohrten sich durch die kümmerliche Panzerung der gegnerischen Kanone. Die Dreißig-Millimeter-Geschosse fegten mit einer ganzen Reihe von Explosionen, scharf wie Peitschenschläge, die Schützenmannschaft des U-Boots von Deck.
Noch immer nicht ganz klar im Kopf stellte Valentine fest, dass die Thunderbolt abdrehte, um aus dem Hafen zu kommen - und ihn zurückließ. Der Schusswechsel zwischen der Thunderbolt und dem U-Boot dauerte an; Kugeln klatschten gegen die jeweilige Backbordseite der beiden Wasserfahrzeuge. Das wirkungslose Feuer erinnerte
Valentine an Krebse, die sich mit ihren übergroßen Scheren bekämpften und doch zu gut gepanzert waren, um in dem Schlagabtausch Schaden zu nehmen.
Kraftvolle Hände packten sein Hemd und zerrten ihn auf ein Boot. Er sah sich in der Menge schwarzer Gesichter um. Augen und Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. Einige richteten ihre Waffen auf ihn, und nun konnte er auch Stimmen hören.
»Legt die Dinger weg, ihr Idioten«, bellte Valentine auf Französisch. »Ich werde schon nicht davonlaufen.« Und er tröstete sich mit dem Anblick des aufgewühlten Kielwassers der Thunderbolt , die sich vom Hafen entfernte und sicher hinaus auf das Meer zog.
Sie legten an und liefen den Strand hinauf, vorbei an verwundeten Haitianern. Die Schreie und Klagerufe der Soldaten schienen ihm beinahe surreal, während er den weichen Sand unter den Füßen fühlte, die sanfte Brise, die seine Haut streichelte,
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