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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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gesehen hatte. Etwas hatte ihn geweckt, und ein Luftzug veranlasste ihn, sich zu der geöffneten Tür umzudrehen.
    Eine Gestalt glitt herein, bewegte sich wie ein Schimpanse vorwiegend auf den Armen. Es war dieselbe Frau, die seinen Kopf in ihrer zartfühlenden Hand gehalten hatte. Sie war verkrüppelt: Zwei fleischige Stümpfe waren alles, was von ihren Beinen übrig war, und ein Arm endete in einem in Leder gewickelten Knebel am Handgelenk. Ihre Nase war so breit, sie schien über das ganze Gesicht zu reichen, und fest über den Kopf geknotet trug sie ein fröhliches gelbes Tuch. Wie sich manche Krüppel auf kurzen Krücken fortbewegten, benutzte sie ihre Arme und hatte ihn mit zwei Sätzen erreicht. Neben ihm drehte sie sich auf dem Armstumpf, elegant wie eine Ballerina beim Spitzentanz.
    »Geht es besser, Kind?«
    »Ja. Was immer das für Blätter waren, sie haben geholfen.«
    Die Tür blieb offen. Ein Wachmann, dessen Gesicht den Eindruck vermittelte, es wäre in der Hose besser aufgehoben, beobachtete jede Bewegung der Frau in der kahlen Zelle. Valentine fiel auf, dass sie an ihrem gesunden Arm eine Herrenarmbanduhr mit gesprungenem Glas trug.
    »Essen und Wasser helfen mehr. Ich habe beides mitgebracht. Ich bin Sissy. Ich sorge für die armen Seelen hier drin.«

    »Sissy?«
    »Das steht für Narcisse«, sagte sie und wickelte ein Bündel aus. Eine Kokosnuss und weitere in Stofflumpen eingewickelte Nahrungsmittel kamen zum Vorschein.
    »Essen hört sich nicht so gut an. Aber die Kokosnuss …«
    »Voller Milch wie eine Kuh, Kind. Soll ich sie für dich halten?« Wie eine Mutter, die überlegte, ob es Zeit zum Windeln wechseln war, prüfte sie schnüffelnd die Luft in der Nähe seiner Hüften.
    »Ich glaube, ich schaffe das.«
    Valentine löste den Kokosstopfen und ließ sich die süße, dünnflüssige Kokosmilch in die Kehle rinnen. Sie schmeckte wie reiner Honig.
    »Du heilst schnell, Kind. Ich habe Männer an solchen Schlägen sterben sehen. Und du hast schon wieder Appetit.«
    »Danke«, sagte er und reichte ihr die Kokosnuss, in der nun keine Flüssigkeit mehr war.
    »Willst du auch das Fruchtfleisch?«
    »Später vielleicht.«
    »Das verstehe ich, Kind. Ich kenne das.«
    »Das tut mir leid.«
    »Dankbar und mitfühlend.« Sie kicherte. »Damit stehst du schon zwei Sprossen höher als sämtliche Männer in dieser Stadt.«
    »Narcisse«, sagte Valentine, eher zur Decke seiner Zelle als zu der Frau. »Das ist ein anmutiger Name.«
    »Vor zwanzig Jahren war ich ein anmutiges Mädchen.«
    »Das bist du immer noch. Niemand ist schöner als jemand, der Schmerz nimmt.«
    Halb schnaubte, halb lachte sie. »Kind, du bist ein Charmeur. Jetzt stehst du drei Stufen höher.«
    Valentine wickelte ein Stück Käse aus und nagte mit schmerzenden Zähnen daran. »Gut, dass die dich reingelassen haben.«

    »Befehl von Captain Boul. Ich habe die Männer reden gehört. Sie wollen, dass du am Leben bleibst.«
    Valentine tastete mit der Zunge nach einem wackelnden Zahn und enthielt sich eines Kommentars.
    »Noch zehn Minuten, dann musst du Wasser lassen«, prophezeite Sissy. »Ich hole dir eine Schüssel.«
    Sie schwang sich zur Tür und maß den Mann, der ihr den Weg verstellte, mit einem tadelnden Blick. »Danke«, sagte sie artig, als er sie passieren ließ. Valentine konnte die Kälte in ihrer Stimme beinahe körperlich spüren.
    Als die prophezeiten zehn Minuten vorbei waren, half ihm Sissy auf so nüchterne Art beim Pinkeln, dass Valentine in Anbetracht der Prozedur beinahe zum Lachen zumute war.
    »Jesus, das brennt«, ächzte er stattdessen.
    »Schmerz heißt, du atmest noch«, sagte sie mitfühlend. »Hab ich mir früher auch gesagt. Und davor auch schon.«
    Sie legte seinen Kopf wieder in ihren Schoß und fing an, ihm das verkrustete Blut aus dem Haar zu waschen. »Du willst wissen, was passiert ist, und bist zu höflich zu fragen. Ich bin so wegen der Prügel, die ich bezogen habe, weil ich versucht habe zu fliehen. Ich habe auf den Zuckerfeldern gearbeitet und einmal zu oft versucht abzuhauen. Ich wäre jetzt tot, könnte ich nicht besser kochen als jeder andere auf dieser Seite der Insel. Außerdem haben sie Angst vor meinem Juju.«
    »Eigentlich hatte ich die Uhr bestaunt. Sie passt nicht zu dir.«
    »Hm. Die meisten Leute sehen nur eine Frau mit Stümpfen. Die hat meinem Mann gehört. Robert«, sagte sie und sprach den Namen Roubärr aus. »Er ist losgezogen, um sich der Guerilla anzuschließen, und ich habe ihn

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