Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
Apparatur, die vage an einen Regenschirm erinnerte, in den Boden. Es war ein Pfahl mit fünf Füßen. Vier Arme zweigten von der Spitze
ab. Am Ende jedes Arms hing eine Schnur, die um eine Unterlegscheibe geknotet war. Das spitze Ende, das derzeit in dem Dreck einer ehemaligen Unterführung versank, war mit Metall beschlagen.
Styachowski war wieder in dem Zelt, das sie sich mit einem weiblichen Sergeant teilte. Der Boden trocknete, und der Pegel war nicht nur um Zentimeter, sondern um etliche Dezimeter gefallen. Mrs Smalls Niederkunft wurde in den nächsten Stunden erwartet. Noch immer arbeiteten Männer am Damm, aber das Leben verlief wieder in den für die KZ Trans-Mississippi unter Konsul Solon normalen Bahnen.
Xray-Tango lächelte. »Ich hoffe, ich habe keinen schlechten Zeitpunkt erwischt. Ich werde mich bemühen, Sie nicht zu lange aufzuhalten. Eigentlich habe ich gerade dienstfrei. Ich halte mich gern an das, was man früher mal als übliche ›Geschäftszeiten‹ bezeichnet hat.«
»Das hat Curtiz mir erzählt, aber er hat mir auch gesagt, dass ich Sie jetzt hier finden kann. Ich bin es gewohnt, sofort zu kommen, wenn ich gerufen werde. Aber wenn es Ihnen lieber ist, melde ich mich gleich morgen früh bei Ihnen, General.«
»Nicht nötig. Es sei denn, Sie haben Pläne für den Abend.«
»Vielleicht einen Ausflug zum Filmzentrum.«
Auf der Südseite des Flusses gab es zwei Gemeinschaftsräume mit Projektoren und Leinwänden, einen für Offiziere und einen für alle anderen Soldaten. Die Soldaten lungerten auf allen möglichen Sitzplätzen von edlen Sesseln bis hin zu alten Sofas herum und verfolgten das lebhafte Farbenspiel auf der ausziehbaren Leinwand. Valentine hatte das Offizierszentrum besucht und dort einen Film über den Designer eines neuen gepanzerten Mannschaftswagen gesehen, die Lebensgeschichte einer Frau,
die bemerkenswerte sechzehn Kinder geboren hatte und die inspirierende Ansprache eines Colonel, der sich in den zerklüfteten Bergen dessen, was einmal West-Virginia gewesen war, einen Messingring verdient hatte. Dann war er hinausgegangen, vorbei an Xray-Tangos Hauptquartier, und hatte den Kopf in das Filmzentrum der Soldaten gesteckt, wo einer Meute sabbernder Soldaten ein Video von Tänzerinnen auf einer Bühne in Memphis vorgeführt wurde. Gleich im Anschluss lief eine Werbung für die Neuverpflichtung, die mit einem Bonus in Form einer voll bezahlten Reise nach Memphis lockte. Seither war er nicht mehr dort gewesen, und er hatte auch nicht die Absicht, wieder hinzugehen.
»Lassen Sie die Finger von dem Popcorn. Ich glaube, die Butter besteht aus wiederaufbereitetem Maschinenöl.«
»Wenn ich fragen darf«, sagte Valentine, »was machen Sie da?«
»Ich habe als Gruppenführer bei der Eisenbahn angefangen. Vermessung macht mir immer noch Freude. Was tun Sie, um den Kopf klarzukriegen, Le Sain?«
»Ich schwinge die Axt. Beim Holzhacken. Ich mache gern Kleinholz.«
»Ich hätte auf Musik getippt. Irgendwas Künstlerisches. Sie haben so einen Ausdruck in den Augen, als wären Sie eher der kreative Typ. Um Himmels willen, rühren, Le Sain. Das ist eine Unterhaltung. Niemand will hier Ihren Arsch schleifen.«
»Musik ist gut geraten, Sir. Meine Mutter hat gern gesungen. Ich hatte einen kleinen … Rekorder, hieß das Ding. Mit dem habe ich Musik gehört. Da Sie gesagt haben, dass dies nur eine Unterhaltung ist, darf ich fragen, was das für ein Ding ist, Sir?«
»Es heißt groma . Das ist ein altes römisches Vermessungsinstrument. Die Römer haben es dazu benutzt, gerade
Linien zu ziehen. Funktioniert auch gut, wenn man exakte Winkel haben will, aber am besten eignet es sich dazu, Straßen abzustecken.« Er beugte sich vor, die Hände an den Hüften, um die Schnüre mit den Unterlegscheiben zu inspizieren und sie mit dem Schaft abzugleichen. Als er sich überzeugt hatte, dass alles im Lot war, blickte er an der groma entlang und winkte einem Soldaten mit einer Flagge zu, er möge einen Schritt nach rechts gehen.
»Ganz ohne komplizierte Optik«, fuhr Xray-Tango fort. »Aber die Römer haben mit Hilfe von diesem Ding gerade Straßen gebaut.«
»Sie waren große Straßenbauer, nicht wahr?«
»Ja. Das alte Interstate-System der Vereinigten Staaten hat gerade halb so viele Kilometer umfasst wie das römische Straßennetz. Wenn man nicht jede einzelne Spur berechnet, schätze ich. Sie hätten die Römer eingeholt, hätten sie so lange existiert wie Rom.«
»Die Kur werden sich darum
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