Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

hatten historisch betrachtet stets mit zwei Zeitpunkten zu kämpfen, zu denen auch der kleinste, sichtbare Erfolg ihrer Gegner ihren Untergang herbeiführen konnte. Einer war die Geburt des Reiches, der andere kam, wenn das Wachstum endete. Valentine bezweifelte, dass er das Ende des Wachstums erleben würde.
    Also blieb ihm nur, dafür zu sorgen, dass Solons Trans-Mississippi als Totgeburt endete.

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    N ew Columbia im März des neunundvierzigsten Jahres der kurischen Herrschaft: Quislinge und Ratten. Vielleicht war die Geschichte übertrieben unfreundlich mit Major Vidkun A. L. Quisling umgesprungen. Seine Heimat Norwegen hatte er zweifellos geliebt, aber nicht so sehr, dass er sich davon hätte abhalten lassen, seinen guten Namen und sein Land an die Nazis zu verkaufen, um politische Macht zu erlangen. Zumindest in diesem Punkt war er so ehrlos wie seine gewissenlosen Namensvettern. Im Vokabular der Schmähungen wider die Kur ist »Quisling« vielleicht die schlimmste, denn diese Leute verdanken ihren Erfolg ihrem Dienst an den Bezwingern der Menschheit.
    Für diejenigen, die Zeit in der kurischen Zone verbracht haben, ist es nicht so leicht, den unteren Rängen die gleiche Bitterkeit entgegenzubringen. Der bewaffnete Dienst unter den Kur sichert das Überleben des Quisling-Soldaten und seiner Familie. Es ist schwer, Eltern anständiges Essen für ihre Kinder zu missgönnen oder ein warmes Haus und ein bisschen Zerstreuung. Aber manche entwickeln
Geschmack an dem Luxus, der mit Macht einhergeht, und streben nach einer höheren Position. Sie häufen Besitz an, sammeln Kunst oder geben sich körperlichen Begierden hin. Manche werden zu Mördern oder Sadisten und nutzen die Freiheit zu kosten, was anderen verboten ist.
    Die Großen, die Macht und Geld besitzen, finden stets Unterstützung durch andere, die bereit sind, ihre Begierden auf legale oder illegale Weise zu stillen. In New Columbia werden die, die diesen Dienst ausüben und von ihm profitieren, Ratten genannt. Keine richtigen Quislinge, aber doch etwas höher gestellt als die Unglücklichen, die im Schatten der Kur darben, leben sie am Rande der Legalität, und ihre Flussschiffe bieten ihnen die Beweglichkeit und die Verschwiegenheit, lukrativen Schmuggelgeschäften nachzugehen. Sie besiedeln einen Streifen Land auf der Nordseite des Arkansas, der von allen außer den Flussstrolchen und jenen, die genug Geld haben, um für eine Nacht in einem zweifelhaften Lokal am Flussufer zu zahlen, gemieden wird. Die meisten dieser Lokale sind roh zusammengezimmerte Bretterbuden, denen schon von außen der Ruch der Geschmacklosigkeiten anhaftet, die im Inneren stattfinden. Aber es gibt ein paar wenige, solide und vollständig erbaute Häuser mit Gärten oder einer bunten Fassade und edlen schmiedeeisernen Zäunen. Das berüchtigste - und teuerste - dieser Etablissements ist die Blaue Kuppel.

    Als es dunkel wurde, fuhr Valentine in einem Pick-up voller Arbeiter zurück in die Stadt, ohne die zwei Lieutenants zu beachten, die auf eine angemessenere Transportgelegenheit warteten. Als der Fahrer holpernd in den zweiten Gang schaltete, zog einer der Männer einen Lederschlauch unter dem Hemd vor und reichte ihn einem Kameraden, der sich mit geübter Hand einen Spritzer des Gebräus in den Mund jagte, ehe er den Schlauch zurückgab. Der Besitzer bot ihn Valentine an.

    Die Katze war in Versuchung. Nach mehreren schlaflosen Nächten hatte er diesen Tag damit verbracht, sich geistig darauf vorzubereiten, eine Handvoll hochrangiger Quislinge zu töten und vielleicht selbst umzukommen, nur um dann festzustellen, dass die Bedingungen oder seine Nerven für seinen zerstörerischen Plan nicht geeignet waren.
    »Was ist das?«
    »Freudensaft«, sagte der bärtige Arbeiter, dem der Lederschlauch gehörte. »Ein bisschen Wein, ein bisschen hausgemachter Brandy, ein bisschen Fruchtsaft. Nur zu, Colonel. Das Zeug ist gut. Wir sind davon bisher nicht blind geworden.«
    Valentine spritzte sich etwas von der Mischung in den Hals, hatte aber noch nicht heraus, wie er den Saftstrom abzustellen hatte. Das Gebräu verteilte sich über das Hemd seiner Ausgehuniform. Er schluckte. Er hatte schon Schlimmeres gekostet.
    Als der Truck die Pfosten am Fuß des Residenzhügels passierte, hatte jeder einen Schluck genommen.
    »Wie gefällt Ihnen die Arbeit an der Residenz?«, fragte Valentine.
    »Gute Arbeit«, sagte der Mann. Ein paar Strähnen grauer Haare hoben sich vor seinem schwarzen Gesicht und