Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
ans Telefon, um einen Krankenwagen zu rufen. Sie drückte sich nur vage aus und sagte, dass sie einen Krankenwagen und die Polizei bei V. A. Productions brauchten. Sie wollte nichts auf dem Band in der Notrufzentralle hinterlassen, was ihr später während einer Vernehmung schaden könnte. Marguerite konnte den Sanitätern den Gedanken eingeben, dass es sich nur um eine unbedeutende Verletzung handelte. Und Vincent konnte das gleiche bei den Polizisten tun. Allerdings nicht, wenn sie jetzt gleich am Telefon meldete, dass jemand erstochen worden sei.
„Sie sind auf dem Weg”, verkündete Jackie schließlich und legte den Hörer auf.
Vincent nickte und sah dann seine Tante an. „Wie viel Blut hast du im Haus?”
„Genug, um ihn über einen Tag zu bringen”, erwiderte Marguerite.
„Ich lasse mehr kommen”, murmelte er. Da stand plötzlich ein Mann in der Tür, und die drei sahen auf. Er war schlank, trug einen dunklen Anzug und hatte rabenschwarzes Haar. Und er lächelte. „Ich dachte doch, dass ich hier Stimmen gehört hätte.”
„Neil.” Vincent klang erschrocken, und Jackie nahm an, dass er, wie sie selbst auch, überhaupt nicht mehr an Stephanos Bruder gedacht hatte und daran, dass er bald eintreffen würde. „Ich bin gerade erst gekommen”, bemerkte Neil, der immer noch lächelte. „Amelie sagte mir, dass du mit deiner Tante und einer anderen Dame hier bist. Sie sagte, ihr sucht gerade Stephano. Habt ihr ihn.... ”
Dann sah er den Mann am Boden liegen und erstarrte. Er wurde bleich, und pures Entsetzen zeigte sich auf seinem Gesicht. Jackie schloss die Tür, während Neil neben seinem Bruder auf die Knie sank. Auch Vincent kniete sich hin und redete leise auf Neil ein, doch der wirkte sehr verwirrt. Schweigend beobachtete Jackie die beiden einen Moment, dann wandte sie sich zur Tür.
„Ich werde auf den Krankenwagen und die Polizei warten. Lassen Sie sonst niemanden rein.” Ohne eine Reaktion abzuwarten, schlüpfte Jackie nach draußen.
Die Sonne ging schon bald auf, als Jackie mit Vincent die Küche seines Hauses betrat. Dort saßen Tiny und Marguerite am Tisch und spielten Poker, aber sie unterbrachen ihr Spiel sofort und sammelten die Karten ein, als die anderen hereinkamen. Offenbar hatten sie sich nur die Zeit vertrieben.
„Ihr habt länger gebraucht, als ich erwartet hatte. Ich habe mir schon Sorgen gemacht”, meinte Tiny mit tiefer Stimme. „Habt ihr Hunger?”
Jackie schüttelte den Kopf. „Ich habe in der Cafeteria gegessen.”
Tiny nickte. „Kaffee?”
„Ja, bitte”, murmelte Jackie, während Vincent einen Stuhl für sie zurechtrückte.
„Ich mache neuen”, erklärte Tiny.
„Hast du auch etwas gegessen, Vincent?”, fragte Marguerite und betrachtete besorgt sein blasses Gesicht, als er sich neben Jackie setzte.
„Ich habe im Büro einen Bissen zu mir genommen”, antwortete Vincent brüsk.
Jackie ignorierte seinen Blick, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Vincent hatte keine Chance gehabt, sich noch irgendwie zu nähren, bevor sie in die Firma gefahren waren. Sie hatte auch überhaupt nicht daran gedacht. Erst mitten in der Nacht war ihr aufgefallen, dass er nicht nur erschreckend blass war, sondern auch die Zähne fest zusammenbiss. Um seine Augen hatten sich Falten gebildet, die zeigten, dass er Schmerzen hatte.
Sie erkannte, dass er Blut brauchte, sie wusste aber auch, dass er die Firma nicht verlassen würde. Also hatte Jackie vorgeschlagen, er solle einen seiner menschlichen Mitarbeiter beißen. Sie wusste nicht, wer von ihnen über den Vorschlag schockierter gewesen war. Doch Vincent hatte abgewinkt und sie daran erinnert, dass er sich grundsätzlich nicht von seinen Angestellten ernährte. Aber sobald Jackie der Vorschlag über die Lippen gekommen war, hatte sie erkannt, wie praktisch er war.
Vincent musste bei Kräften bleiben und klar denken können, was bedeutete, dass er etwas zu sich nehmen musste. Also hatte sie darauf bestanden, dass er etwas unternahm, bis er nachgegeben hatte. Das hieß nicht, dass er glücklich darüber war, und nach seinen Blicken zu sehließen, gab er ihr die Schuld.
„Du brauchst wirklich mehr.” Marguerite war unnachgiebig.... „Du bist so dehydriert, dass du schon völlig verkrampft bist.”
„Ich ziehe später noch mal los”, meinte Vincent, dann wechselte er das Thema: „Wie geht es Stephano?”
„Neil ist bei ihm”, antwortete Marguerite. „Ich habe ihm schon mehrmals angeboten, ihn abzulösen, aber er
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