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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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zusammengenommen und nachgefragt, weshalb er mein Blut getrunken und was das zu bedeuten hatte.«
    Allmächtiger, dachte ich, was für eine traurige Geschichte! Sogar für Bonaventure, diesen dummen, irregeleiteten Mann, der geglaubt hatte, man könne einen anderen zur Liebe zwingen und das Herz einer Frau in Besitz nehmen, indem man ihr Blut trank. Er war nicht der erste Vampir, der diesem Irrtum aufgesessen war. »Und was hat er darauf geantwortet?«
    »Er sagte, er sei ein Vampir, und das schon seit sehr langer Zeit. Dass er mein Blut getrunken hatte, betrachtete er als Geschenk, weil es bedeutete, dass ich nie sterben würde, jedenfalls nicht auf natürlichem Weg. Und dass wir für immer zusammenbleiben würden, für alle Ewigkeit. Das alles kam ihm nicht böse vor, nur dafür, dass er mich in jener ersten Nacht in seiner Ungeduld mit Gewalt genommen hatte, entschuldigte er sich. Er sagte, er bete mich an, und die Vorstellung, die Zeit seines langen Lebens ohne mich zu verbringen, sei ihm eine Qual gewesen. Allerdings verschwieg er mir, dass er Blut trinken musste, um zu leben, und irgendwelche armen Seelen bezahlte, die sich an ihn verkauften. Mitunter trank er zu viel, und sie starben. Dann kamen Leute, die sie abholten und irgendwo begruben. Den Angehörigen hat er Schweigegeld gezahlt, und niemand hat sich beschwert oder ihm Einhalt geboten. In Kroatien galt er als großer Mann.« Catharine begann plötzlich, unkontrolliert zu zittern.
    »Catharine«, sagte ich scharf. »Es ist vorüber. Du bist in Sicherheit.« Ich überlegte, ob ich anhalten sollte, um sie zu beruhigen, doch sie fing sich wieder, und das Zittern ebbte ab.
    »Ich wusste nicht einmal, dass auch ich Blut trinken musste, um weiterzuleben. Das wurde mir erst nach einer Weile klar. Dann, als der Hunger übermächtig wurde. Bonaventure hat mir junge Männer gebracht. Hübsche junge Männer, die wussten, was ich wollte, und die mich gewähren ließen, weil es sie erregte. – O Gott, ich möchte nicht mehr daran denken. In der Zeit fing ich an, Wodka zu trinken, schon am frühen Morgen. Ich brauchte den Rausch, um die Welt in schöneren Farben zu sehen und alles andere zu vergessen. – Was soll ich nur tun? Muss ich jetzt sterben? Oder werde ich nachts umherstreifen und mir jemanden suchen, dessen Blut ich trinken kann? Was wird denn nun aus mir?« Wieder strömten Tränen über ihre Wangen.
    »Ich werde dir helfen und dich zu meiner Mutter bringen. Du kannst bei ihr wohnen, bis du nach Hause zurückkehrst. Sie wird dir zeigen, wie man, ohne zu töten, weiterleben kann. Du kannst ihr vertrauen. Sie hat auch anderen geholfen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Du hast so viel für mich getan! Ich hoffe, du verachtest mich nicht, weil ich Bonaventure gemocht habe. Ich weiß, er war kein guter Mensch. Er hat sein Vermögen durch Waffenverkäufe erworben, und auch das, was er mir angetan hat, war falsch. Aber ich habe ihn geliebt. Zumindest zu Anfang habe ich ihn geliebt.«
    Mein Herz wurde bleiern, denn ich wusste, wovon sie sprach, und musste gegen die Tränen ankämpfen. »Man liebt nicht mit dem Verstand, Catharine, sondern mit der Seele, auf die die Vernunft keinen Einfluss hat. Frauen lieben gute Männer, oder eben schlechte. Wir können nicht dagegen an, selbst wenn wir wissen, dass daraus nur Kummer erwächst und wir es besser bleibenließen.«
    Ich dachte an Darius, entsann mich seiner Worte, als er sagte, wie viel er für mich empfand, und seines Entsetzens, als er erkannte, wer ich in Wahrheit war. Die ersten Tränen liefen über meine Wangen. Nie wieder würde er mich in seinen Armen halten. Es war vorbei. Und doch würde ich mich immer nach dem, was ich verloren hatte, sehnen.
    Kurz bevor wir Manhattan erreichten, nannte ich Catharine Mar-Mars Telefonnummer. Meine Mutter mochte mich zwar oft in den Wahnsinn treiben, doch wenn Not am Mann war, gab es keine Bessere als sie. Mar-Mar kannte jeden – das heißt, jeden von Bedeutung – und hatte Beziehungen, die weltweit bis in die Regierungskreise reichten. Das war seit jeher der Fall oder zumindest seit der Zeit vor Hunderten von Jahren, als sie in den höchsten Kreisen des Vatikans verkehrte.
    Mar-Mar trug zwar Hippie-Kleidung und eine Kette mit Friedenszeichen, doch wenn es darum ging, Ränke zu schmieden und zu manipulieren, war sie gewieft wie sonst keiner. Im mittelalterlichen Europa saß sie an der Spitze einflussreicher Gilden, und bisweilen glaube ich sogar, dass sie

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