Vampire küssen besser
Länder regierte, wenngleich sie nie darüber spricht. Wäre ich nicht ihre Tochter, würde ich versuchen, sie als Freundin zu gewinnen, oder mich zumindest davor hüten, sie als Feindin zu haben.
Ich nahm mir vor, sie anzurufen und sie auf das hinzuweisen, was Catharine ihr möglicherweise verschweigen würde. Zunächst einmal benötigte Catharine einen Alkoholentzug, vielleicht auch eine Therapie für Vergewaltigungsopfer. Sobald sie wieder im Lot war, würde Mar-Mar ihr wahrscheinlich helfen, nach Kroatien zurückzukehren, und ihr dort eine hübsche Villa zur Verfügung stellen. Mittlerweile ist das Leben dort zwar teuer, doch an Geld fehlte es Catharine sicher nicht. Allein wenn sie den Schmuck verkaufte, den Bonaventure ihr geschenkt hatte, hatte sie für lange Zeit ausgesorgt. Darüber hinaus hatte sie mir am Ende ihrer Geschichte anvertraut, dass Bonaventure in der Wohnung Goldmünzen und Goldbarren gelagert hatte. Eines Tages würde sie wieder glücklich sein, auch wenn sie sich das im Moment noch nicht vorstellen konnte. Wie ich Mar-Mar kannte, würde sie sogar zusehen, dass Catharine einen Lebenszweck fand, sie vielleicht auffordern, sich dem Wiederaufbau ihres Landes zu widmen. Und wer weiß, vielleicht war sie eines Tages sogar eine geachtete, einflussreiche Frau. Jedenfalls versiegten Catharines Tränen, als ich ihre Möglichkeiten zu schildern begann.
Als wir vor dem Haus in der Park Avenue anhielten, kam der Portier, um uns die Wagentüren zu öffnen. Catharine bat ihn, das Auto in die Garage fahren zu lassen, und sogleich zückte er sein Handy, um den Auftrag weiterzugeben. Ich war vollkommen erledigt, und die Zeit lief mir davon, doch als Catharine sagte, oben in der Wohnung könne sie mir Bockeries Adresse und Telefonnummer geben, folgte ich ihr in den Lift.
In der Wohnung machte sich Catharine an dem Telefontischchen zu schaffen, in dem ich außer einem Telefonbuch, Block und Stiften nichts entdeckt hatte, und drückte irgendwo einen Knopf, woraufhin eine Geheimschublade aufsprang. Donnerlittchen, die war mir glatt entgangen. Sie notierte das, was ich brauchte, und reichte mir den Zettel.
»Bitte, komm noch kurz mit mir«, sagte sie. »Ich möchte dir etwas geben.« Sie bückte sich, um den Katzenkäfig zu öffnen. Prinzessin sprang heraus und stolzierte über den Flur davon. Catharine führte mich ins Esszimmer, zog die Tür eines Einbauschranks auf und holte eine blaue Schatulle von Tiffany’s hervor. »Die ist für dich«, sagte sie. »Ich habe sie gekauft. Nicht Bonny. Sie hat mir gefallen, und ich wollte sie haben.«
Ich nahm den Deckel ab und erblickte einen Filigran-Anhänger aus Platin, der an einer verschlungenen Platinkette befestigt war. Catharine nahm die Kette und legte sie mir um den Hals. »Ich möchte, dass du die Kette als Erinnerung behältst. Zu Erinnerung an eine Frau, die du gerettet hast und die dich niemals vergessen wird.«
»Ich danke dir«, sagte ich gerührt. »Das ist sehr lieb. Was für eine wunderschöne Kette!« Ich hatte vor langer Zeit gelernt, dass ein Geschenk anzunehmen ebenso wichtig sein kann, wie eins zu überreichen. Catharine fühlte sich in meiner Schuld, und ich hoffte, es würde sie ein wenig erleichtern, wenn sie sah, wie gern ich ihre Gabe akzeptierte.
Ich schloss Catharine in die Arme und spürte den zarten Körper, der mir ebenso zerbrechlich wie der eines Vogels erschien. Noch während ich sie hielt, bemerkte ich, dass Prinzessin aufgeregt miauend vor der Tür zur Bibliothek auf und ab lief. Die Tür stand einen Spalt offen, und dahinter brannte Licht, was mich verwunderte, da es bei unserem Eintreten überall in der Wohnung dunkel gewesen war. Gleich darauf fing ich an zu frösteln und hatte eine meiner bösen Vorahnungen.
»Catharine«, sagte ich. »Ich möchte gern mal einen Blick in die Bibliothek werfen. Rühr dich nicht vom Fleck.«
»Ist irgendetwas?«, fragte sie ängstlich.
»Wahrscheinlich nicht. Aber ich sehe lieber mal nach.«
Ich betrat die Bibliothek. Nichts. Doch erst als ich den Tisch umrundete, an dem ich vor nicht allzu langer Zeit mit Bonaventure gesessen hatte, sah ich das, was die Katze beunruhigt hatte. Auf dem blassrosa und cremefarbenen chinesischen Teppich lag neben einem Häufchen Staub ein Pflock. Ich rang nach Atem und fragte mich entsetzt, wer dort den Tod gefunden hatte.
Gleich darauf entdeckte ich inmitten des Staubs etwas Goldglitzerndes, lief darauf zu und hob es auf. Es war mein Ring. Mein kostbarer,
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