Vampire küssen besser
Sicherheitsnadel, Schätzchen, oder könnten das Malheur mit ein, zwei Stichen beheben?« Sie klimperte mit den Wimpern und lächelte naiv.
Von dieser Ansprache ließ sich selbst die verkniffene Tanya erweichen. »
Da
«, sagte sie. »Mache ich schnell. Kommen Sie mit.« Die beiden verschwanden über den Flur.
Mein Herz ging wie ein Dampfhammer, als ich in die Küche rannte und die Kühlschranktür aufriss, als würde ich verdursten, wenn ich nicht augenblicklich etwas zu trinken bekäme. Ich zog eine Flasche Mineralwasser heraus, stellte sie auf den Tisch und schloss die Kühlschranktür leise. Dann schleuderte ich meine Stiefel von den Füßen und betete, dass Darius einen Weg gefunden hatte, die Kameras auszuschalten. Geräuschlos flitzte ich über den glatten Küchenboden aus italienischen Fliesen, hinaus in den schwachbeleuchteten Flur. Es war kurz nach halb neun. Unbehelligt gelangte ich zum Dienstboteneingang, löste den Senkrechtspanner, entriegelte die Tür und hastete flink in die Küche zurück. Während der ganzen Zeit hatte ich die Luft angehalten, die mir nun mit lautem Zischen entwich. Im Nu hatte ich meine Stiefel wieder angezogen. Danach schlenderte ich so natürlich wie möglich ins Wohnzimmer zurück und nahm meinen vorherigen Sitzplatz ein. Falls die Kameras in diesem Teil der Wohnung funktionierten, hoffte ich, wie die Ruhe selbst zu wirken. Aber ich hätte Dollars gegen Hosenknöpfe gewettet, dass die funktionstüchtigen Kameras sämtlich auf Bennys Busen im Badezimmer gerichtet waren, und musste trotz allem grinsen.
Die Minuten krochen im Schneckentempo voran. Nach einer Weile ließen die Adrenalinschübe nach, und mein Pulsschlag normalisierte sich wieder. Schließlich tauchte Tanya auf.
»Der Herr fragt, ob Sie jetzt telefonieren wollen.«
Ich folgte ihr in Bonaventures Arbeitszimmer und wählte erneut Schneibels Nummer. Tanya verschwand.
»Mr.Schneibel?«
»Ja.«
»Nehmen Sie Mr.Bonaventures Angebot an?«
»Das Angebot ist Ihre Sache. Ich tue, was getan werden muss.« Seine Stimme klang brüchig und schmerzlich bewegt.
»Dann werde ich mich um die Auslieferung kümmern.«
»Wie Sie möchten. Es ist zu Ende.« Das Freizeichen ertönte.
Wie auf ein Signal erschien Tanya im Türrahmen. »Der Herr hat jetzt Zeit.«
Benny saß neben Bonaventure, als ich die Bibliothek betrat. Die Arzttasche stand auf dem Boden und schien leer zu sein. Auf dem weißen Konferenztisch lagen zwei blaue Samttücher ausgebreitet, mit je einem Hügel aus Rohdiamanten darauf. Sie sahen glanzlos aus, grau wie Kieselsteine, doch ihr Wert entsprach dem Lösegeld für einen König.
»Das ist Miss Urban«, sagte Bonaventure an Benny gewandt, drehte sich zu mir um und setzte hinzu: »Das ist Miss Polycarp. Sie vertritt meinen Diamantenhändler, der leider aufgrund eines Notfalls verhindert ist. Doch ich will mich nicht beklagen. Dass sich Miss Polycarp heute Abend um meine Belange gekümmert hat, war mir ein Vergnügen.« Lüstern taxierte er Benny. »Miss Urban vertritt den Herrn, dessen Kunstgegenstände ich mit einigen der Steine erwerbe.« Bonaventure deutete auf den kleineren Diamantenhügel.
»Wollen Sie Mr.Schneibel etwa in Diamanten bezahlen?«, fragte ich und tat verwirrt.
Bonaventure lachte auf. »Mitnichten. Die Steine gehören den besten Diamantenhändlern von New York. Ich habe Miss Polycarp gebeten, Ihnen einen Scheck über fünfzig Millionen Dollar auszustellen. Vorausgesetzt, Mr.Schneibel nimmt mein Angebot an.«
»Das tut er!«
»Miss Polycarp, den Scheck bitte.«
Benny öffnete eine Mappe, zog den Scheck hervor und hielt ihn mir entgegen. Ich nahm ihn, faltete ihn einmal und steckte ihn in meine Hosentasche. Benny stand auf und schlug die Diamantenhaufen geschickt in je ein Samttuch ein, versenkte sie in der Arzttasche und ließ die Schlösser zuschnappen.
»Vielen Dank, Miss Polycarp.« Bonaventure klopfte auf seine Jackentasche. »Der zweite Scheck ist in Sicherheit und unser Geschäft erfolgreich abgeschlossen. Leider muss ich Sie nun bitten, sich zu verabschieden. Unter anderen Umständen hätte ich Sie liebend gern auf einen Schlummertrunk gebeten. Bitte entschuldigen Sie meine Eile.« Der nächste lüsterne Blick wanderte über Benny, die betörend zurücklächelte. Selbst feinere Typen als Bonaventure wären darauf reingefallen. »Wenn ich wieder in New York bin«, verkündete er selbstgefällig, »können wir unser Gespräch hoffentlich fortsetzen – vielleicht bei einem
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