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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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voller Tatendrang.«
    »Du bist ganz schön verrückt«, entgegnete ich. »Bis morgen Abend dann.«
    »Halt die Ohren steif, Schätzchen«, sagte sie mit ihrem schleppenden Südstaatenakzent. »Und denk dran: Du bist meine beste Freundin auf der ganzen weiten Welt.«
    Wahrscheinlich muss ich nicht erwähnen, dass Darius nicht anrief. Und so sah ich mir die ganze Nacht alte Filme und Werbesendungen an.
    Am Montag schlief ich abermals schlecht und wälzte mich hin und her. In meinen Träumen lief ich über endlos lange Flure einem fernen, unerreichbaren Ziel entgegen. Selbst im Schlaf wusste ich, dass ich nie sterben würde, sondern verdammt war zum ewigen Wandern, und darüber weinte ich bitterlich. Dann jedoch stimmte eine Nachtigall ihr Lied an – ein Lied, das vielleicht auch Ruth vernommen hatte, als sie weinend und voller Heimweh auf den fremden Feldern Judäas stand. Es war eine betörende Melodie, eine Silberglocke, die mich aus meiner Trostlosigkeit rief und mir Schönes und Friedliches verhieß, Hoffnungen, die mir Auftrieb gaben. Und mir wurde klar, dass ich stark genug war weiterzulaufen, solange ich der nächsten Biegung des Weges folgen konnte. Vielleicht warteten dahinter Kummer und Leid, vielleicht aber auch unaussprechliche Freude.
    Das Unbekannte war nichts, vor dem man sich fürchten musste. Vielmehr sprang man auf das Floß der Zeit und ließ sich von ihm tragen. Schäumendes Wasser, drohende Felsen, sie waren nur Teil des Abenteuers. Dem Sog konnte man nicht entrinnen und deshalb war es besser, viel besser, man ließ sich treiben, hinaus in den großen, mahlenden Strom des Lebens.
    Als ich im dämmrigen Licht erwachte, war ich gefestigt und mein Kopf klar. Kurz bevor ich aufbrechen wollte, ging das Telefon. Ringrichter wollte Hermes sprechen. Sogleich verdüsterte sich meine Stimmung, und ich wurde misstrauisch.
    »Alles ist bereit«, verkündete er.
    »Wie kann ich mich darauf verlassen?«
    Für einen Moment trat Stille ein. »Weil ich es sage«, erklärte J so gereizt, als sei jeder Zweifel vermessen. »Sind
Sie
bereit?«
    »Absolut. Allerdings gehen mir noch ein paar Dinge durch den Kopf, Dinge, die Sie offenbar übersehen haben.« Meine Stimme klang geladen wie ein elektrischer Zaun. »Erstens: Wie soll ich die Auslieferung der Kunstobjekte verhindern?«
    »Gar nicht«, kam es umgehend zurück. »Sie erklären Bonaventure, dass er sie am nächsten Tag erhält.«
    »Und wenn ihm das nicht passt? Was ist, wenn er sie auf der Stelle haben will?«
    »Besitzen Sie kein Gehirn?«, fauchte J mich an. »Bitten Sie ihn um Verständnis. Schließlich müssen die Stücke erst verpackt werden.«
    »Haben
Sie
kein Gehirn?« Die Worte waren heraus, ehe ich mich bremsen konnte. »Ich kann Bonaventure keine Vorschriften machen. Er würde denken, irgendetwas sei faul, und sich fragen, ob ihm die Objekte jemals ausgehändigt werden. Schneibel hat immerhin gesagt, er rückt sie nicht heraus.« Meine Hand umklammerte den Hörer so fest, dass es schmerzte.
    Langsam und betont erwiderte J: »Was Schneibel will oder nicht will, braucht Sie nicht zu kümmern. Wenn Bonaventure die Objekte kauft, erhält er sie auch. Das gibt uns die Gelegenheit, in der Lieferung Wanzen anzubringen.«
    »Offenbar begreifen Sie nicht, worum es geht!« Meine Stimme kippte in die höheren Regionen. »Bonaventure darf keines von den Stücken in die Finger bekommen!«
    J schnaubte. »Sie werden doch wohl nicht Schneibels Gefasel über schwarze Magie und ähnlichen Mumpitz glauben.«
    »Doch. Und das sollten Sie ebenfalls tun!« Inzwischen war meine Stimme zu einem Kreischen angeschwollen.
    Der Mann besaß tatsächlich den Nerv zu lachen. »Meine arme Daphne. Die Phantome, um die
ich
mir Sorgen mache, halten Zündvorrichtungen in den Händen. Nur die sind für Sie und mich von Bedeutung. Und kommen Sie nur ja nicht auf die Idee, die Heldin zu spielen. Dazu haben Sie nicht genügend Informationen.«
    Ich schwieg.
    »Das ist mein Ernst«, fuhr J in strengem Tonfall fort. »Unsere Leute sind bereits vor Ort. Sie erledigen Ihren Teil. Weiter nichts. Das ist ein Befehl.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wir bleiben in Kontakt.«
    Neuerliches Schweigen meinerseits. Inzwischen wurde ich schon sauer, wenn ich Js Stimme nur hörte.
    »Noch etwas, Hermes«, ergänzte J sanfter, als ich es jemals von ihm vernommen hatte.
    »Was?«
    »Dass wir zuschlagen können, verdanken wir zum Teil den Wanzen, die Sie angebracht haben. Sie haben Ihre Sache bisher gut gemacht.

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