Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
würde dir nie an die Gurgel gehen«, versicherte Jo ihr, stellte aber fest, dass sie mit großem Interesse den Hals ihrer Schwester musterte und dabei bemerkte, wie die Halsschlagader pulsierte. »Ich glaube, ich kann hören, wie das Blut durch deine Adern strömt«, sagte sie irritiert. Sam betrachtete sie misstrauisch und schlug vor: »Vielleicht solltest du ein wenig Blut trinken, während du mir alles erklärst. Mortimer erwähnte schon, dass du in der ersten Zeit jede Menge Blut benötigst.« Mit Mühe konnte sie ihren Blick von der Schlagader abwenden, um stattdessen Sam in die Augen zu sehen. »Ich weiß nicht, wie ich.... Ich will sagen, ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt....«
»Schon okay«, beruhigte Sam sie und tätschelte ihren Arm, dann dirigierte sie sie weiter die Treppe hinab. »Wir gehen das ganz langsam an.« »Ich habe keine Zeit, um irgendetwas langsam anzugehen«, gab sie mürrisch zurück. »Wenn ich nicht herausfinde, was damals geschehen ist, dann töten sie Nicholas. Dabei bin ich mir sicher, dass er diese Frau nicht umgebracht hat, Sam.«
»Okay, dann versuchen wir, das herauszufinden«, versicherte ihr Sam, während sie den Fuß der Treppe erreichten. »Aber erst mal gibt’s Blut.« Schweigend folgte Jo ihr in die Küche, wo sie staunend feststellen musste, dass der Kühlschrank zur Hälfte mit normalem Essen und zur Hälfte mit Blutkonserven gefüllt war. »Die waren doch nicht da, als hier die Party stieg.« »Stimmt. Mortimer hatte die Konserven in die Wagenhalle bringen lassen, als ihr hier übernachtet habt. Wir wollten verhindern, dass du und Alex auf der Suche nach einem Orangensaft seid und dabei auf das hier stoßt«, räumte Sam ein und nahm einen Beutel heraus. »Am nächsten Tag haben wir alles wieder hergebracht.«
»Hmm«, machte Jo, nachdem Sam die Kühlschranktür geschlossen und sich zu ihr umgedreht hatte. Als sie ihr den Beutel hinhielt, zögerte Jo und fragte: »Sollte ich das in ein Glas füllen?« »Ich weiß nicht«, sagte Sam und verzog die Mundwinkel. »Die Männer drücken die Beutel immer direkt gegen die Fangzähne.« Jo strich mit der Zungenspitze an den Zähnen entlang. »Fangzähne habe ich noch keine. Vielleicht dauert das noch ein paar Tage, bis sie zum Vorschein kommen. Nicholas sprach davon, dass ich mich noch in der Wandlung befinde.« »Die Zähne sind nicht die ganze Zeit über zu sehen«, erklärte Sam und lächelte schwach. Jo nickte. Es stimmte, bei Nicholas hatte sie die Zähne nur ein einziges Mal gesehen, als er sie ihr gezeigt hatte, um sie davon zu überzeugen, dass er ein Vampir ist. »Tja, aber wie bringe ich sie dazu, sich zu zeigen?«
»Wenn du hungrig genug bist, genügt der Geruch von Blut«, ließ Bricker sie wissen, der ihnen von oben gefolgt war und nun in der Tür stand. Als sie beide sich nach ihm umdrehten, kam er zu ihnen und hielt einen Finger an seine Lippen, als würde er auf dem Nagel kauen. Doch als er schließlich vor ihnen stand, nahm er den Finger weg, und Jo konnte die Fangzähne sehen. Dann schaute sie auf den Finger, den er ihr hinhielt und an dem ein Tropfen Blut klebte. Ihr wurde klar, dass er sich in den Finger gebissen hatte, den er ihr inzwischen fast unter die Nase hielt. Sie inhalierte den schwachen Blutgeruch, so tief sie konnte, und zu ihrer Überraschung bemerkte sie eine Bewegung in ihrem Mund. Gleich darauf konnte sie an Fingern und Zunge spüren, wie ihre Fangzähne zum Vorschein kamen.
»Na bitte, geht doch«, meinte Bricker zufrieden und nahm Sam den Blutbeutel ab. »Mund aufmachen!« Als sie seine Anweisung befolgt hatte, drückte er den Beutel an ihre Zähne, wobei er gleichzeitig eine Hand an ihren Hinterkopf legte, damit sie nicht instinktiv zurückweichen konnte. Nachdem sie sich entspannt hatte und nach dem Blutbeutel griff, um ihn selbst festzuhalten, ließ er los und trat einen Schritt zurück. »So, und jetzt kannst du in aller Ruhe abwarten, während deine Zähne die Arbeit erledigen.«
Sie wurde ruhig und wunderte sich nur darüber, wie schnell der Beutel leer war. Kaum hatte sie ihn weggenommen, hielt ihr Bricker einen neuen hin. »Dein Körper steckt noch mitten in der Wandlung«, erklärte er, als sie die neue Blutkonserve nur widerstrebend annahm. »In der nächsten Zeit brauchst du noch viel Blut. Sonst erkennst du nicht die Symptome für den Hunger und beißt womöglich den nächstbesten Sterblichen.« »Das wäre dann wohl ich«, warf Sam ein. »Richtig.« Bricker grinste
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