Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
wieder im Gästezimmer im Anwesen von Sam und Mortimer befand.
»Wir sind zurück im Haus?«, flüsterte sie ratlos. »Aber.... was haben wir hier zu suchen?« Nicholas musste schlucken, bevor er zu seiner Antwort ansetzen konnte: »Deine Wandlung hatte eingesetzt, und das kann gefährlich werden, wenn du keine Medikamente bekommst. Andere sind dabei verrückt geworden oder sogar gestorben. Bei dir kam erschwerend die Schussverletzung hinzu. Ich wusste nicht, ob sie ein Problem darstellt und dich womöglich so sehr schwächt, dass die Wandlung dich umbringt. Dir musste geholfen werden.« Nach ein paar Sekunden fragte sie: »Aber wieso bist du hier? Warum hast du Mortimer nicht einfach gesagt, er soll mich abholen? Du....«
»Ich wusste nicht, wie lange es dauern würde, die Medikamente zu beschaffen, und ob die Zeit dann noch reichen würde, bevor die Wandlung dir Schaden zufügt, Jo. Außerdem«, fügte er leise seufzend hinzu, »hast du selbst gesagt, dass immer dann schlimme Dinge geschehen, wenn ich nicht bei dir bin. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, dass Leonius Ernie womöglich nach Norden gefolgt war und dich doch noch in seine Gewalt bringt. Ich musste dich herschaffen und bei deiner Wandlung dabei sein, weil ich nur dann sicher sein konnte, dass mit dir alles in Ordnung sein wird.« »Leonius hält sich irgendwo in Südamerika versteckt«, gab sie aufbrausend zurück. »Wie soll denn jetzt noch mit mir alles in Ordnung sein? Du bist hier, sie werden dich vor Gericht stellen und hinrichten, und dann bin ich ganz allein.«
»Jo«, sagte Sam mit sanfter Stimme, während sie sich dem Bett näherte. »Er hat nur getan, was er für das Beste hielt.« Jo drehte sich zu ihrer Schwester um. »Sam, du musst mir helfen, ihn hier rauszubringen. Er war es nicht. Er hat die Frau nicht getötet. Wir müssen....« »Sie kann dir nicht helfen, ihn hier rauszubringen. Vor der Tür und auf dem Balkon stehen Wachen.« Als sie in Richtung Tür sah, entdeckte sie Mortimer. Im gleichen Moment hielt Nicholas ihr das Laken hin, das sie an sich nahm, um sich damit zu bedecken. »Es tut mir leid, Jo«, fuhr Mortimer fort und kam näher. »Aber er kann nicht von hier entkommen. Wir werden jeden Wagen auf den Kopf stellen, der das Grundstück verlässt, außerdem haben meine Leute Befehl, erst hier anzurufen und sich zu erkundigen, ob Nicholas anwesend ist, bevor irgendein Wagen rausgelassen wird. Er kommt hier nicht raus.«
»Jedenfalls nicht lebend«, fügte sie verbittert hinzu, stand von Nicholas’ Schoß auf, wickelte das Bettlaken um sich und ging wutentbrannt auf Mortimer zu. »Er hat diese Frau nicht umgebracht. Wenn du ihn tötest, dann ist das Mord.« »Ich fange nur Abtrünnige«, erwiderte er ganz ruhig. »Der Rat wird über ihn richten. Wenn er unschuldig ist, wird der Rat das schon feststellen.« »Tut mir leid, aber in euren Rat habe ich nicht das geringste Vertrauen«, herrschte sie ihn an. »Wie lange?« »Wie lange was?«, gab Mortimer unsicher zurück. »Wie lange, bis das Urteil gefällt und er hingerichtet wird?«, fragte sie ungeduldig.
»Oh!« Er verzog den Mund. »Ich habe ihm versprochen, dass er dich durch die Wandlung begleiten und danach eine Nacht mit dir verbringen kann, bevor ich Lucian anrufe.« Jo schaute aus dem Fenster, draußen war helllichter Tag. Sie hatten bis zum nächsten Morgen Zeit, also keine vierundzwanzig Stunden mehr. Sie sah Sam an. »Wo ist meine Kleidung?« »Jo?« Nicholas kam zu ihr, um sie wieder in seine Arme zu schließen. »Leg dich wieder hin, du musst dich noch ausruhen.« »Keine Zeit«, brummte sie, schob seine Hand weg und blickte um sich. »Du hast mir das Leben gerettet, jetzt muss ich deins retten. Ich werde Carol suchen und herausfinden, was Annie dir sagen wollte, und dann werde ich beweisen, dass du diese Frau nicht getötet hast.« Sie entdeckte ihre Jeans auf einem Wäschestapel neben dem Bett und nahm sie an sich. »Jo«, sagte er frustriert. »Carol war eine Sterbliche. Sie war sicher Mitte vierzig. Inzwischen wird sie längst tot sein. Sie kann uns nicht mehr helfen.«
Jo erstarrte mitten in der Bewegung, dann drehte sie sich langsam zu ihm um. »Was sagst du da?« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Es ist wahr. Du warst im Apartment so voller Hoffnung, dass wir dem Ganzen auf den Grund gehen können, da wollte ich es dir nicht sagen. Aber Carol dürfte schon lange tot sein, und damit können wir nicht mehr herausfinden, was Annie mir hatte sagen
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