Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
wollen.« Schweigend sah sie ihn einige Sekunden lang an, dann straffte sie die Schultern und schüttelte die Jeans aus. »Dann werde ich andere Leute fragen müssen, die euch damals gekannt haben. Sie muss sich mit irgendwem unterhalten haben. Ich komme schon dahinter, was sie dir sagen wollte.«
»Verdammt, Jo, zurück ins Bett mir dir! Du.... Was soll denn das?«, schimpfte er und griff hastig nach dem Laken, das sie hatte fallen lassen, um ihre Jeans anzuziehen. Er hielt es hoch, um Mortimer die Sicht auf Jo zu nehmen. »Leg die Hose wieder hin und ab ins Bett. Deine Wandlung ist noch nicht abgeschlossen.« »Mir geht’s gut«, versicherte sie, zog die Jeans an und knöpfte sie zu, dann suchte sie nach dem T-Shirt. Es lag auf der anderen Seite des Betts, doch als sie hingehen wollte, versperrte ihr Nicholas den Weg. Sie stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften und fauchte ihn an: »Geh zur Seite!« »Nein, ich liebe dich, Jo.« Ihr Gesicht nahm einen sanfteren Zug an, und sie berührte seine Wange. »Ich liebe dich auch, und deshalb muss ich das machen.« Mit diesen Worten drehte sie sich zur Seite und kletterte kurzerhand über das Bett. Fluchend folgte Nicholas ihr und hielt weiter das Laken hoch, damit Mortimer sie nicht sehen konnte.
»Herrgott, Mortimer, verzieh dich endlich!«, raunte er den Mann frustriert an, als Jo auf der anderen Seite vom Bett sprang und er nun das Laken dort schützend vor sie hielt. »Willst du mich auf den Arm nehmen? So was lasse ich mir doch nicht entgehen«, meinte Mortimer amüsiert, aber im nächsten Moment stieß er ein völlig unpassendes Grunzen aus. Als Jo zu ihm sah, bekam sie gerade noch mit, wie Sam ihre geballte Faust rieb, während Mortimer sich den Bauch hielt. Schließlich richtete er sich wieder auf. »Ich meinte den Streit. Es ging mir nicht darum, Jo nackt zu sehen. Sie ist nicht du.«
»Oh!« Sam biss sich auf die Lippe und wandte sich ihm betrübt zu. »Das tut mir leid, Schatz. Geht es dir gut?« »Ja, alles in Ordnung. Aber ich muss schon sagen, du hast einen bemerkenswerten Schlag am Leib.« »Du willst mir doch nur schmeicheln«, gab sie leise zurück, beugte sich vor und küsste ihn. »Wahrscheinlich hast du den Hieb nicht mal bemerkt.« Jo schüttelte nur den Kopf und hob ihr T-Shirt auf. Es war das blutbeschmierte Shirt, aber etwas anderes hatte sie nicht, also streifte sie es über.
»Jo, bitte«, redete Nicholas auf sie ein und warf das Laken zur Seite, als Jo das Shirt in den Hosenbund steckte. Dann fasste er sie am Arm, drehte sie zu sich um und legte die Hände an ihr Gesicht. »Leg dich bitte wieder ins Bett.... Gönn mir diese kostbaren Stunden mit dir. Ich habe mein Leben eingetauscht, um mich davon überzeugen zu können, dass du die Wandlung durchstehst. Im Gegenzug ist mir eine letzte Nacht mit dir zugesichert worden.« Sie betrachtete seine gequälte Miene. Er sah so traurig und verzweifelt aus, dass ihr fast die Tränen kamen. Beinah wäre sie schwach geworden, doch dann beugte sie sich vor, um ihn sanft zu küssen. Ehe er reagieren und sie zu einem innigeren Kuss an sich ziehen konnte, wich sie vor ihm zurück und erklärte: »Mir geht es gut.« Sie ging um ihn herum und steuerte zielstrebig auf die Tür zu. »Und ich tausche diese eine Nacht gegen ein ganzes Leben ein.«
17
»Jo, warte!« Sie schaute über die Schulter und sah, dass Sam hinter ihr herlief. Von ihr und den beiden Wachen vor dem Zimmer abgesehen, war der Flur verlassen. Es überraschte sie zwar, dass Nicholas nicht weiter versuchte, sie zurückzuhalten, aber zugleich war sie darüber auch froh. Es hatte sie ungeheure Überwindung gekostet, einfach wegzugehen und ihn zurückzulassen, und sie war sich nicht sicher, ob es ihr ein zweites Mal auch noch gelingen würde.
»Wohin willst du?«, fragte Sam, als sie sie eingeholt hatte und neben ihr die Treppe hinunterging. »Ich muss mit allen reden, die Annie gekannt haben.« »Wer ist Annie?«, wollte Sam wissen. »Nicholas’ erste Frau. Ich glaube, das alles hat mit ihr zu tun.« »Was alles? Meinst du die Frau, die Nicholas vor fünfzig Jahren umgebracht hat?« »Er hat sie nicht umgebracht!«, herrschte Jo ihre Schwester wütend an und blieb auf der Hälfte der Treppe stehen, um ihr einen zornigen Blick zuzuwerfen. »Ist ja gut!« Beschwichtigend hielt Sam die Hände hoch. »Du musst mir ja nicht gleich an die Gurgel gehen. Sag mir einfach, was passiert ist, dann werde ich alles tun, um dir zu helfen.«
»Ich
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