Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
und packte ihn, als der einen Satz in Richtung Wagentür machte.
»Raus aus dem Wagen, Jo!«, brüllte Bricker, während er weiter ihren Hund festhielt. »Raus da!« Jo starrte ihn wortlos an und beobachtete, wie Charlie sich aus Brickers Griff zu winden versuchte. Der Mann tat ihrem Hund zwar nicht weh, aber er hatte offensichtlich auch nicht vor, ihn loszulassen. Mit finsterer Miene zog sie die Tür zu, während sie Bricker rufen hörte: »Verdammt, Jo, er ist ein Abtrünniger! Raus da!«
Die Tür fiel ins Schloss, und Jo lehnte sich einen Moment lang dagegen und kniff die Augen zu. Sie wusste, Charlie war bei Bricker gut aufgehoben, und wahrscheinlich würde er ihn zu Sam bringen, damit die vorläufig auf ihn aufpasste. Dennoch kam es ihr vor, als habe sie ihr eigenes Kind im Stich gelassen. Und sie fragte sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, bei Nicholas zu bleiben. Sie hatte auf ihren Instinkt gehört, aber Brickers letzte Worte hallten in ihrem Kopf nach. Jo, er ist ein Abtrünniger! Raus da! Sein besorgter Gesichtsausdruck hatte seiner Warnung zusätzliches Gewicht verliehen, was ihr gar nicht gefiel, da Zweifel in ihr geweckt wurden, die sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht verspürt hatte.
»Halt dich irgendwo fest, Jo!«, rief Nicholas. Sie drehte sich um, aber es war bereits zu spät, noch irgendwo Halt zu suchen, also warf sie sich auf den Boden und legte schützend die Arme um den Kopf, während der Van in eine Kurve raste. Mitsamt allen Kisten, die auf der Ladefläche standen, rutschte sie gegen einen Radkasten. Krampfhaft versuchte sie, sich irgendwo festzuhalten, fand aber nur glatte Oberflächen, und in der nächsten Sekunde rollte sie in Richtung Heck, da der Wagen eine Rampe hinauffuhr, um die Tiefgarage zu verlassen.
»Alles in Ordnung?«, rief Nicholas besorgt. Jo verzog missmutig den Mund, hob den Kopf und sah, dass Nicholas über die Schulter zu ihr schaute. »Pass lieber auf die Straße auf«, murmelte sie und kroch auf allen vieren nach vorn. Es war egal, ob sie plötzlich Zweifel an ihrer Entscheidung hatte, sie war jetzt mit Nicholas unterwegs. Und trotz allem vertraute sie ihm aus unerfindlichen Gründen.
»Charlie ist in guten Händen«, versicherte er ihr, als sie an der Pizzaschachtel vorbei auf den Beifahrersitz kletterte. »Mortimer und die anderen werden gut für ihn sorgen.« »Ja, ich weiß«, sagte sie ein wenig gereizt und legte den Sicherheitsgurt an. Für ein paar Sekunden schloss sie die Augen und lehnte sich zurück. »Bricker hat mir zugerufen, dass du ein Abtrünniger bist.« »Ja.«
Sie schlug die Augen wieder auf und sah Nicholas an, doch sein Gesicht war genauso ausdruckslos wie seine Stimme. »Was hat das zu bedeuten?« Nach kurzem Zögern stieß er einen leisen Seufzer aus. »Vielleicht ist es doch besser, wenn ich dich zu Mortimer bringe. Er und die anderen können dir alles erklären.« »Meinst du ernsthaft, dass die mir auch nur ein Wort verraten? Bislang waren sie nur darauf versessen, meine Erinnerung zu löschen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas geändert haben sollte.«
Nicholas schwieg eine Weile, dann sagte er leise: »Vielleicht wäre es so besser.« »Wie bitte?«, rief sie erstaunt und fuhr dann wütend fort: »Ist das die Vampir-Version, um eine Frau abzuservieren? Erst verwöhnst du mich mit dem besten Sex aller Zeiten, und dann setzt du mich bei deinen Freunden ab, damit sie meine Erinnerung daran löschen?«
»Sie sind nicht meine Freunde.... jedenfalls nicht mehr«, fügte er hinzu. »Und ich hätte niemals....« Er unterbrach sich, schluckte und fuhr fort: »Ich kann dir nichts bieten außer einem Leben auf der Flucht, Jo. Im Moment kann ich nicht mal für den Rest der Nacht ein billiges Motelzimmer mieten. Mein letztes Bargeld ist für das Hotel und die Hähnchenstücke draufgegangen. Ich kann nirgendwo mit dir hin, und ich kann auch nicht....« »Ich weiß, wo wir übernachten können«, unterbrach ihn Jo. »Bei Sam.«
Als Nicholas sie verständnislos ansah, erklärte sie: »Ich meine ihre alte Wohnung. Sie wohnt zwar jetzt mit Mortimer zusammen, aber sie ist noch nicht aus ihrem Mietvertrag herausgekommen. Die Wohnung ist komplett möbliert, und ich habe Sam schon hundertmal gesagt, sie soll untervermieten, aber dazu ist sie bislang noch nicht gekommen. Was für uns umso besser ist. Ich habe einen Schlüssel, wir müssen nichts bezahlen, und wir haben eine Pizza«, betonte sie. »Wir können heute Nacht
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