Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
eine schmierige Flüssigkeit haftete. Er roch daran, dann bemerkte er, dass sich auf Jos Wangen auch etwas davon befand. »Was ist das?«, wollte sie wissen und sah irritiert auf seine beschmierten Finger.
»Motoröl«, antwortete er. »Das musst du abbekommen haben, als du auf der Ladefläche des Vans hin- und hergerutscht bist. Ich habe ihn gebraucht gekauft und mir für alle Fälle noch eine Flasche Motoröl besorgt....« Er brach mitten im Satz ab, da sie sich aus seiner Umarmung löste und selbst ihre Haare befühlte. Dann wanderte sein Blick nach unten, und er erkannte, dass überall Öl an ihr klebte. Die Flasche musste aufgegangen sein, der Inhalt hatte sich auf der Ladefläche verteilt, und deshalb sah sie so aus, als hätte sie sich darin gewälzt.
»Igitt!«, murmelte Jo und sah an sich herab. Seufzend ließ sie die Arme sinken und ging an ihm vorbei. »Ich gehe duschen, und dann werde ich mir was zum Anziehen heraussuchen, das nicht so sehr nach Automechaniker aussieht. Ich beeile mich. Mach du schon mal ein Stück Pizza warm und gieß uns den Wein ein. Ich bin gleich wieder da.«
Nicholas sah ihr nach, als sie die Küche verließ, und sagte sich, dass er sich an diesen Anblick besser gewöhnte, da sie ihn ganz sicher in Kürze verlassen und nicht zurückkehren würde. Schließlich drehte er sich um und nahm zwei Gläser aus dem Schrank, stellte sie auf den Tresen und ging zum Weinregal, als er hörte, wie irgendwo in den Tiefen des Apartments eine Tür geschlossen wurde. Dann folgte das gedämpfte Geräusch einer laufenden Dusche, das wie aus weiter Ferne zu kommen schien. Ihm fiel auf, dass er bislang von der Wohnung nur die Küche gesehen hatte.
Also beschloss er, sich ein wenig umzuschauen, damit er für den Notfall wusste, auf welchen Wegen sie nach draußen gelangen konnten. Er kehrte in den Flur zurück, ging von dort zuerst ins Wohnzimmer, das in schwarzem Leder und Chrom gehalten war und über die modernste Einheit aus Fernseher, DVD-Player und HiFi-Anlage verfügte. Dann gelangte er in eine Diele, von der drei Zimmer abzweigten. Eine der Türen davon war geschlossen, dahinter war Wasserrauschen zu hören.
Eindeutig das Badezimmer, sagte er sich und verdrängte schnell wieder das Bild vor seinem geistigen Auge, das Jo zeigte, wie sie ihre Kleidung auszog und sich unter den Wasserstrahl stellte. Es fiel ihm gar nicht so leicht, weil es ein Bild war, das ihm gefiel. Natürlich wäre ihm die Wirklichkeit lieber gewesen als ein Gedankenspiel, aber das war jetzt eindeutig kein Thema. Er würde Jo duschen und dann Pizza essen lassen, und schließlich würde er ihr sagen, was er getan hatte und weshalb er ein Abtrünniger geworden war. Danach konnte er sie zum Vollstreckerhauptquartier fahren und dort absetzen, weil es ganz sicher das Einzige war, worum sie ihn dann noch bitten würde.
Er verdrängte diese Gedanken jedoch genauso energisch wie das Bild einer duschenden Jo, dann warf er einen Blick ins nächste Zimmer und schaltete das Licht ein. Der Raum war als Arbeitszimmer eingerichtet: ein Schreibtisch, ein teurer Bürostuhl aus Leder und vom Boden bis zur Decke Regale voller Gesetzessammlungen. Er machte das Licht wieder aus und ging zum nächsten Zimmer, in dem die Deckenlampe bereits brannte. Die Schränke in diesem Raum standen offen, und es war deutlich zu erkennen, dass Sam tatsächlich ausgezogen war, da nur noch wenige Kleidungsstücke auf den Bügeln hingen. Vermutlich handelte es sich dabei um Sachen, die Sam nicht mehr gefielen, denn alles andere war längst weggebracht worden. Er konnte nur hoffen, dass Jo noch fündig wurde, um ihre eigene ölverschmierte Kleidung zu ersetzen.
Dann wanderte sein Blick weiter zum Bett, auf dem eine Tagesdecke aus rotem Satin lag,. Darauf waren Kissen in diversen Größen arrangiert. Einen Moment lang stellte sich Nicholas vor, wie Jo nackt auf diesem Bett lag und wie sich ihre helle Haut vom kräftigen Rot der Decke abhob. Er musste sich zwingen, woanders hinzusehen. Umgehend verließ er das Schlafzimmer, um in die Küche zurückzukehren.
Er stand wieder vor dem Weinregal, da hörte er, wie die Dusche abgestellt wurde. Sein Blick schweifte kurz in Richtung Tür, aber dann zwang er sich, einen Wein auszuwählen. Verdutzt stellte er fest, dass auf einigen Flaschen blaue Pinguine abgebildet waren. Aus einem unerfindlichen Grund brachte ihn das zum Lächeln. Er sah sich auch die anderen Flaschen an, kehrte dann jedoch zu den Pinguinen zurück. Es war
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