Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
hatte. »Ich habe nur Charlies Anwesenheit aus ihrer Erinnerung gelöscht, damit es keine Probleme gibt«, erklärte er. »Und die Leute in der Küche?«, hakte sie nach. »Denen habe ich suggeriert, dass sie uns nicht bemerken«, antwortete er. »Beth bekommt keinen Ärger, und wir können unbemerkt das Hotel verlassen. Du kannst also locker bleiben.«
Jo stutzte bei seinen Worten. Eine Bemerkung wie »Du kannst locker bleiben« klang von ihm ausgesprochen ungewöhnlich, und ihr wurde klar, dass er sich normalerweise viel förmlicher anhörte, zeitweise sogar ein bisschen altmodisch, wenn sie es sich recht überlegte. Wahrscheinlich lag das an seinem Alter. Im nächsten Moment wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, da Nicholas sie am Arm packte und zurückzog.
»Was ist?«, fragte sie. Von seinem Van waren sie noch vier oder fünf Plätze entfernt, also nur noch ein paar Meter. Doch der Weg dorthin führte am Zugang ins Hotel vorbei, und damit war Jo sofort klar, welches Problem sie erwartete. Der Eingang für die Gäste war ein gläserner Vorbau mit Glastüren, hinter denen sie Bricker stehen sah. Momentan hatte er ihnen den Rücken zugewandt und achtete darauf, ob jemand aus dem Hotel ins Parkhaus wollte. Würde er sich aber nur ein wenig nach rechts drehen....
»Was sollen wir machen?«, fragte Jo besorgt. Nicholas antwortete nicht sofort, da er sich aufmerksam in der Tiefgarage umsah. Plötzlich packte er sie erneut und zog sie mit sich zwischen zwei geparkte Wagen. Als er sich hinkauerte, ging sie ebenfalls in die Hocke und sah ihn fragend an, während sie automatisch Charlie streichelte, der sich zwischen sie und den Wagen rechts von ihr schob.
»Du wartest hier«, wies Nicholas sie an. »Ich gehe zum Wagen und hole dich ab.« »Aber wie willst du....«, begann Jo, doch er war bereits verschwunden. Sie richtete sich weit genug auf, um über den Kofferraum des Wagens zu spähen, dabei sah sie ihn gerade noch hinter seinem Van verschwinden. Kopfschüttelnd schaute sie zu Bricker. Sie hätte niemals so schnell laufen können, Nicholas dagegen war es offenbar gelungen, unbemerkt am Eingang vorbeizukommen.
Als Charlie plötzlich zu einem tiefen Knurren ansetzte, ging Jo wieder in die Knie und drehte sich zu ihrem Hund um. »Was ist los, Junge?«, fragte sie und beobachtete, wie er um den Wagen links von ihr blickte und in die Richtung knurrte, aus der sie gekommen waren. Sie hörte, wie der Van angelassen wurde, und näherte sich in gebückter Haltung dem Schäferhund. Ein wenig beugte sie sich vor, um herauszufinden, wen oder was Charlie anknurrte, aber außer den Reihen von geparkten Wagen konnte sie in dem schlecht beleuchteten Parkhaus nichts erkennen.
Sie streichelte Charlies Rücken und bemerkte, wie angespannt er dastand und weiterhin knurrte. Es war der gleiche ungewöhnliche Ton wie zuvor in ihrer Wohnung, als Mr Mundgeruch vor der Tür gestanden hatte. Als sie merkte, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten, musste sie erschrocken schlucken. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Zu ihrer großen Erleichterung kam in dem Moment der Van und hielt vor dem Wagen zu ihrer Linken. Sofort sprang sie auf und lief los. Eigentlich wollte sie um den Van herum zur Beifahrertür laufen, doch ein Aufschrei machte ihr klar, dass Bricker sie entdeckt hatte und aus dem gläsernen Vorbau herauskam, um zu Nicholas’ Van zu rennen. Sie drehte sich um und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass Charlie immer noch neben dem Wagen stand, hinter dem sie sich versteckt hatten. Das Fell im Nacken war gesträubt, die Ohren hatte er flach angelegt.
»Charlie, komm her!«, rief sie und schaute nervös zu Bricker, der schneller auf sie zugerannt kam, als es einem normalen Menschen möglich war. »Steig ein!«, brüllte Nicholas ihr aus dem Wagen zu. Jo riss die hintere Tür auf und sprang auf die Ladefläche, dann klammerte sie sich an der noch geschlossenen Seite der Flügeltür fest, um nicht gleich wieder aus dem Van geworfen zu werden, da Nicholas in diesem Moment einmal kurz Gas gab und den Wagen einen Satz nach vorn machen ließ.
»Charlie, komm sofort her!«, kreischte sie und hielt ihm die Tür auf, damit er in den Laderaum springen konnte. Sekundenlang stand der Schäferhund wie angewurzelt da und knurrte unverändert irgendetwas an, dann endlich drehte er sich zu ihr um und lief los. Er holte den durch das Parkhaus rollenden Van ein und setzte soeben zum Sprung an, da war auf einmal Bricker auf gleicher Höhe mit dem Hund
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