Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
Dummes, Albernes tun würde, um sie zu beschützen. Als ob sie in Mortimers Haus sicherer wäre! Männer konnten manchmal solche Idioten sein, dachte sie aufgebracht. Auf einmal bemerkte sie, wie eigenartig Ernie sie ansah. Sie vermutete, dass er noch immer ihre Gedanken las und alles mitbekommen hatte. Was er davon hielt, ließ er sich jedoch nicht anmerken. Er sagte auch nichts dazu, sondern erklärte nur: »Ich kam zu dem Schluss, dass es zu riskant wäre, ihn zu attackieren, also habe ich mir überlegt, nur dich mitzunehmen. Das ist zwar nicht so gut, als wenn ich euch beide präsentieren könnte. Aber ich schätze, Vater wird trotzdem erfreut sein.« »Dein Vater?«, wiederholte sie verwundert. »Was will dein Vater von mir?«
»Du bist Nicholas’ Lebensgefährtin«, erwiderte er und klang hasserfüllt. »Und Nicholas ist der Grund dafür, dass fünf meiner Brüder getötet wurden. Mein Vater wird dich als kostbares Geschenk ansehen, und dann wird ihm klar werden, dass ich genauso gut bin wie meine Brüder«, fügte er mürrisch hinzu, verließ wieder ihr Sichtfeld und prahlte: »Keiner von ihnen war in der Lage, das neue Hauptquartier der Vollstrecker ausfindig zu machen. Keiner von ihnen hat es auch nur versucht, seit Basha ihn davon überzeugen konnte, für eine Weile unterzutauchen. Ich weiß als Einziger, wo es sich befindet, und wenn ich ihm diese Information bringe und dazu auch noch die Lebensgefährtin von Nicholas Argeneau, dann wird er einsehen, dass ich nicht minderwertig bin, nur weil ich ein Unsterblicher bin und kein Schlitzer.«
Jo musterte Ernie, sobald sie ihn wieder sehen konnte, und stellte fest, dass er gar nicht so schlimm aussah – oder zumindest nicht ausgesehen hätte, wenn er sich dazu hätte durchringen können, regelmäßig zu duschen und sich ein wenig zu pflegen. So aber machte er den Eindruck, dass er alles tat, um so verkommen wie möglich auszusehen. Für Jo ergab das alles keinen Sinn. Sie wusste nicht, wer Basha war, und sie hatte auch keine Ahnung, was ein Schlitzer sein sollte. Klar war ihr nur geworden, dass Ernie eifersüchtig auf seine Brüder war, denen sein Vater mehr zugetan war als ihm, und dass er sie ihm als eine Art Trophäe überreichen wollte, weil er hoffte, so etwas mehr Wertschätzung zu erfahren. Na toll! dachte sie betrübt. »Wo sind deine Sachen?«, fragte Ernie plötzlich und klang gereizt. »Wir müssen von hier verschwinden, bevor Mortimer aufkreuzt, aber ich finde deine Sachen nicht, damit du dich anziehen kannst.«
»Die sind in der Wäsche«, antwortete Jo. Sie hatte nichts dagegen, nicht länger nackt vor ihm zu stehen. »In der Wäsche?«, wiederholte er und sah sie völlig verdutzt an. Wie sie es sich bereits gedacht hatte, machte er sich ganz offensichtlich nicht allzu oft die Mühe, seine Kleidung zu waschen. Wahrscheinlich trug er seine Sachen einfach so lange, bis sie ihm vom Leib fielen. Sein T-Shirt war mit Flecken übersät, wohl weil er ziemlich achtlos aß. Sie hatte mal eine Freundin gehabt, der man am Abend genau ansehen konnte, was sie den Tag über gegessen hatte. Im Fall von Ernie war davon auszugehen, dass er außer Blut nichts zu sich nahm und dass es sich daher bei allen Flecken um getrocknetes Blut handeln dürfte. »Wenn sie in der Wäsche sind, dann sind sie nass«, folgerte Ernie verärgert. »Tja, das ist mein Problem bei der Sache«, gab sie bissig zurück.
Ernie schnaubte aufgebracht und deutete auf die Tür. »Na, dann geh mal vor. So kann ich dich allerdings nicht zu meinem Vater bringen. Mich kann Sex zwar nicht mehr reizen, aber meine Brüder haben noch nicht alle diese Stufe erreicht, und wenn du da so aufkreuzt, werden sie das als Einladung verstehen und über dich herfallen, bevor ich Vater sagen kann, wer du bist.« Jo schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen, und sagte: »Wenn ich vorgehen soll, dann musst du schon deine Kontrolle über mi....« Sie unterbrach sich, als auf einmal ihre Beine wegknickten und sie fast auf dem Teppich landete. Er hatte sie aus seiner Kontrolle entlassen. Sie fing sich, noch bevor sie hinfallen konnte, seufzte leise und ging zur Tür. Im Flur überlegte sie, ob sie versuchen sollte wegzulaufen, aber kaum war ihr der Gedanke gekommen, stand Ernie wie aus dem Nichts vor ihr und versperrte ihr den Weg.
»Vergeude nicht meine Zeit mit irgendwelchen Fluchtversuchen. Ich bin in deinem Kopf und lese deine Gedanken in dem Moment, in dem du sie denkst. Es ist egal, welchen Fluchtplan
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