Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
vorgefallen ist.« »Aber möglicherweise kann uns Carol ja weiterhelfen«, gab sie zu bedenken. »Lass uns nach ihr suchen, damit wir mit ihr reden können. Wie heißt sie mit Nachnamen? Wir fragen bei der Auskunft nach ihrer Telefonnummer. Dann können wir sie in ein paar Minuten anrufen und erfahren vielleicht von ihr die Lösung.«
Nicholas schwieg und wandte den Blick von Jos begeisterter Miene ab, während er den Kopf schüttelte. »Es ist fast Morgen, zu spät, um noch was zu unternehmen.« Jo blickte wie er zum Fenster und entdeckte am Nachthimmel die ersten hellen Streifen des anbrechenden Tages. »Na, das ist doch gut«, meinte sie. »Carol wird jetzt ganz bestimmt zu Hause sein und schlafen. Ihr Unsterblichen schlaft doch normalerweise tagsüber, oder?«
»Stimmt«, murmelte er und fügte hinzu: »Aber wir haben auch kein Telefon im Schlafzimmer, weil tagsüber zu viele Leute anrufen, die einem was verkaufen wollen.« Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Jo stockte der Atem, als Nicholas sie auf seinen Schoß dirigierte, wo sie zwar hingewollt, wogegen sie sich aber zur Wehr gesetzt hatte. Das tat sie auch jetzt und legte die Hände gegen seine Brust, um ihn wegzudrücken, als er seinen Kopf neigte, um sie zu küssen. »Aber wir könnten es versuchen.« »Später, wenn die Nacht anbricht«, entgegnete er ernst. »Aber....« Sie drehte den Kopf weg. »Nicholas, das ist wichtig. Wir müssen....«
»Du bist wichtig«, unterbrach Nicholas sie, legte die Hände an ihr Gesicht und drehte ihren Kopf so, dass er sie ansehen konnte. »Du bist für mich das Wichtigste, was es gibt, Jo. Ich liebe dich. Lass mir diesen Moment!« Sie schaute ihn an, völlig verblüfft über seine Liebeserklärung und ebenso unentschlossen, was sie darauf erwidern sollte. Jo konnte nicht sagen, ob ihre Gefühle für diesen Mann, die sich so rasend schnell entwickelt hatten, tatsächlich Liebe waren. Zum Glück schien er auch keine Antwort von ihr zu erwarten, da er sie zu küssen begann und die Arme um sie legte.
Jo saß auf seinem Schoß, und einen Herzschlag lang zeigte sie keine Regung, doch sein Mund auf ihren Lippen und seine Zungenspitze an ihrer reichten aus, um sie jeden Protest vergessen zu lassen. Seufzend gab sie nach und schlang die Arme um seinen Hals, während er plötzlich aufstand und sie aus dem Wohnzimmer trug. Ein paar Stunden würden nichts ausmachen, sagte sie sich, während sie von ihm ins Schlafzimmer gebracht wurde. Sie konnten Annies Freundin Carol auch noch anrufen, wenn es wieder dunkel geworden war.
Als Nicholas sich angezogen hatte, drehte er sich zu Jo um, die auf dem Bauch im Bett lag und fest schlief, während ihr Körper den Bluthaushalt wieder in Ordnung brachte, nachdem er von ihr getrunken hatte, als sie sich das letzte Mal geliebt hatten. Diesmal war es kein Unfall gewesen, sondern ein vorsätzlicher Biss, bei dem er genauso absichtlich mehr Blut als normal getrunken hatte. Der Sinn dahinter war, dass sie nun hoffentlich länger schlief und er die Gelegenheit bekam zu verschwinden. Offenbar funktionierte sein Plan, denn Jo schlief tief und fest. Sonderbar daran war nur, dass diese Erkenntnis ihn nicht zufrieden, sondern traurig stimmte. Aber nur, weil er tat, was für sie das Beste war, musste es nicht zwangsläufig bedeuten, dass er darüber glücklich sein musste.
Seufzend strich Nicholas ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Jo lächelte im Schlaf, aber das wunderte ihn nicht, hatte er sie doch glauben lassen, dass alles in Ordnung sei und sie sich gemeinsam auf den Weg machen würden, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Jo war überzeugt, dass sich die Frage beantworten ließ, was in jener Nacht tatsächlich geschehen war, und dass durch die Antwort hoffentlich ein anderer als Täter ans Tageslicht kam. Aber das glaubte sie nur, weil er ihr nicht alles gesagt hatte.
Weil Annie und Carol Freundinnen gewesen waren, hatte Jo daraus gefolgert, dass Carol ebenfalls eine Unsterbliche war. Doch das war nicht der Fall. Sie war eine sterbliche Kollegin, und auch wenn sie und Annie befreundet waren, bezweifelte Nicholas, dass seine Frau ihr irgendetwas über Dinge anvertraut hatte, die Unsterbliche betrafen. Also wusste Carol vermutlich überhaupt nichts, denn wenn man ihn betäubt und ihm den Mord an der Schwangeren untergeschoben hatte, musste dies das Werk eines Unsterblichen gewesen sein.
Aber wenn es etwas war, das Annie zu schaffen gemacht hatte, könnte sie zumindest eine Andeutung
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