Vampire mögen ́s heiss
Whelan würde gleich hier sein, um zum ersten Mal seinen Enkel zu sehen.
Shanna hatte ihn vor einer Woche eingeladen und war jetzt überaus nervös. Emma wollte ihr moralische Schützenhilfe geben. Sie wusste, wie unberechenbar Sean sein konnte. Als sie ihre Kündigung einreichte, war sein Fluchen und Toben schrecklich gewesen. Als Begründung gab sie Heimweh nach Schottland an. Da er so wütend gewesen war, hatte sie ihm lieber verschwiegen, dass sie den Anführer des britischen Vampirzirkels heiraten würde - und dass sie selbst mittlerweile ein Vampir war.
„Er ist aufgewacht." Angus grinste und kitzelte dem Kleinen die Füße.
Constantine gurgelte vor Lachen.
„Er betet dich an, Angus." Shanna stellte sich neben ihn ans Bett. „Jawohl." Angus hob das rundliche Baby hoch. „Wie geht's dir, mein junge?" Gerührt stellte Emma fest, wie gut Angus mit dem Baby zurechtkam.
In diesem Moment ging die Tür auf und Connor kam mit Shannas Vater her!
Sean blickte sich um, musterte die Anwesenden.
„Schön, dass du gekommen bist", sagte seine Tochter leise. Noch immer konnte ihr Vater nicht aus seiner Haut. „Es freut mich zu sehen, dass du noch am Leben bist. Haben sie dir etwas getan?" „Es geht mir wirklich ausgezeichnet. Und ich bin sehr glücklich."
Sean betrachte seinen Enkel. „Du erlaubst den Blutsaugern, dein Kind in den Arm zu nehmen?"
„Ich bin Constantines Pate", blaffte Angus ihn an.
Dann wendete er sich an Emma. „Was machen Sie denn hier? Ich dachte,5ie hätten es so eilig, wieder nach Schottland zu kommen?"
„Ich bin nur zu Besuch." Emma verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde Constantine so oft wie möglich besuchen. Er ist ein hinreißendes Baby."
Wie aufs Stichwort quietschte Constantine vergnügt. Er strampelte und wand sich in Angus' Arm.
Angus kicherte. „Und ein sehr lebendiges.“ „Ach ja?“ Sean sah den Jungen schief an. „Richtig ... lebendig?"
Seufzend bestätigte Shanna diese Tatsache. „Ich habe seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Es wäre mir lieber, er wäre etwas weniger lebendig."
„Er ist eben ein glückliches Kind." Angus wirbelte ihn einmal im Kreis durch die Luft, was dem Jungen außerordentlich gefiel.
Sean trat von einem Bein aufs andere. „Ist er denn ... normal?"
Emma hätte ihm am liebsten die Zähne eingeschlagen. „Natürlich ist er normal."
„Was bei meinem Genpool doch ziemlich erstaunlich ist", murmelte Shanna.
Connor kicherte - und wurde sofort mit einem vernichtenden Blick von Sean bestraft.
Angus trat zu ihnen. „Wollen Sie Ihren Enkel nicht mal halten?"
Ängstlich betrachtete der Großvater sein Enkelkind. „Was isst er denn so?"
Connor zog die Augenbrauen hoch. „Drei Gläser Blut pro Nacht. Passen Sie auf, dass er Ihnen nicht an den Hals geht."
Sean machte einen Satz nach hinten.
Connor lachte.
„Kannst du dich nicht einmal benehmen?" Dann wandte Shanna sich an ihren Vater. „Constantine ist ein völlig normales Kind. Außerdem kann er dich überhaupt nicht beißen, denn er hat noch gar keine Zähne."
Die Tür ging auf und eine Frau schaute ins Kinderzimmer. „Entschuldigt bitte die Störung." Emma erkannte Radinka, Gregoris sterbliche Mutter, die im Augenblick Shannas Zahnarztpraxis leitete.
„Shanna, Liebes", fuhr Radinka fort, „wir haben leider einen kleinen Notfall. Laszlo hat sich einen Zahn abgebrochen." „Oje. Hoffentlich keinen Fangzahn." Shanna ging zur Tür. „Ich bin so schnell wie möglich wieder da."
„Mach dir keine Sorgen", versicherte Connor ihr. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, fügte er hinzu: „Wir passen schon gut darauf auf, dass dieser Trottel seinem Enkel nichts antut."
„Wie war das?" Sean baute sich vor Connor auf. „Sie meinen, ich würde ihm etwas tun?" „Das glaube ich schon, wenn er plötzlich Fangzähne bekäme", antwortete Connor.
Angus legte Constantine wieder in sein Bettchen und gesellte sich zu den anderen Männern. „Connor hat da nicht ganz unrecht. Sie hätten nicht fragen müssen, ob Ihr Enkel normal ist. Eigentlich müssten Sie ihn lieben, ganz egal, was er ist."
Sean stieß einen Laut der Verachtung aus. „Was fällt Ihnen ein, mich belehren zu wollen? Wie viele Leute haben Sie im Lauf der Jahrhunderte wohl angegriffen?"
So viel zum Thema gelungene Familienzusammenführung, dachte Emma resigniert. Sie ging hinüber zu Constantine, um nachzusehen, was er trieb. Plötzlich tauchte sein kleines Köpfchen über den Gitterstäben auf,
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