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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Großmutter (»Verhalte dich stets so, dass alle sich wohlfühlen.«) irgendwas ausrichten. Wozu die »Liebe Abby« mir wohl geraten hätte?
    »Andre«, sagte ich und versuchte, entschlossen statt eingeschüchtert und verängstigt zu klingen, »ich werde den Job für die Königin erledigen, weil ich es zugesagt habe. Aber ich werde nie wieder für Sie beide arbeiten. Eric, vielen Dank, dass du mir die Sache so angenehm wie möglich gemacht hast.« (Auch wenn angenehm kaum das richtige Wort zu sein schien.)
    Eric war einen Schritt vorwärts gewankt, um sich an die Wand zu lehnen. Sein Umhang hatte sich geöffnet, und an seiner Hose war deutlich ein Fleck zu erkennen. »Oh, gern geschehen«, erwiderte er verträumt.
    Was sollte das denn? Vermutlich tat er das auch noch absichtlich. Ich spürte, wie meine Wangen rot anliefen. »Quinn, wir reden später miteinander, wie abgemacht«, sagte ich - und zögerte dann. »Das heißt, wenn du noch mit mir reden willst.« Es wäre zwar unfair gewesen, es auszusprechen, doch mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er besser zehn Minuten früher aufgetaucht wäre oder... gar nicht.
    Und ohne einen weiteren Blick nach links oder rechts marschierte ich den Gang entlang, bog rechts um die Ecke und ging durch eine Schwingtür direkt in die Küche hinein.
    Dort hatte ich natürlich gar nichts zu suchen, aber wenigstens war ich die drei Männer los. »Wo wird das Gepäck der Gäste angeliefert?«, fragte ich die erste Angestellte in Uniform, die mir begegnete. Es war eine Kellnerin, die gerade Gläser voll Blut auf ein Tablett lud und in ihrer Arbeit nicht innehielt, aber mit dem Kopf in Richtung einer Tür mit der Aufschrift AUSGANG nickte. Davon schien es heute Abend ja jede Menge zu geben.
    Diese Tür war schwerer und brachte mich zu einer Treppe, die in einen Bereich führte, der anscheinend unterhalb des Erdgeschosses lag. Dort, wo ich herkam, gab es keine Keller (der Grundwasserspiegel war zu hoch), und mich überlief ein leichter Schauder, als ich Stufe um Stufe hinabstieg.
    Ich stieg immer weiter und weiter hinab, ganz auf diesen dämlichen Koffer konzentriert, damit ich an nichts anderes dachte - und als sei ich vor irgendwas auf der Flucht, was ja irgendwie auch stimmte. Doch auf dem Treppenabsatz blieb ich auf einmal stehen.
    Allen entkommen und wirklich allein stand ich einen Augenblick lang einfach nur reglos da, eine Hand an die Wand gestützt. Und ließ das eben Geschehene noch einmal auf mich wirken. Ich begann zu zittern, und als ich an meinen Hals fasste, bemerkte ich, dass mein Kragen sich komisch anfühlte. Ich zog an dem Stoff, drehte den Kopf seitwärts und warf einen Blick darauf. Der Kragen war voller Blut. Tränen schossen mir in die Augen, meine Knie gaben nach, und so saß ich dort auf dem Absatz dieser düsteren Treppe in einer Stadt meilenweit weg von zu Hause.

       Kapitel 13
    Ich kam einfach nicht klar mit dem, was gerade geschehen war. Es passte nicht zu dem Bild, das ich von mir selbst hatte, oder dazu, wie ich mich sonst verhielt. Ich konnte mir nur immer wieder sagen: Es blieb dir gar nichts anderes übrig. Aber auch das klang nicht wirklich überzeugend.
    Okay, Sookie , sagte ich mir selbst. W as hättest du denn tun sollen? Tja, nicht gerade der optimalste Zeitpunkt, um lange über diese Frage nachzudenken. Na, dann eben in aller Kürze. Den Kampf mit Andre hätte ich nicht aufnehmen können, und er hätte sich nie überreden lassen, das Ganze einfach zu vergessen. Eric dagegen hätte den Kampf mit ihm aufnehmen können, hatte es aber unterlassen, weil er seinen Rang in der Louisiana-Hierarchie nicht aufs Spiel setzen wollte und auch, weil er den Kampf hätte verlieren können. Selbst wenn er gewonnen hätte, wäre seine Strafe extrem ausgefallen. Vampire kämpften eben nicht um Menschen miteinander.
    Ich hätte natürlich auch beschließen können, lieber zu sterben als mich dieser Blutmischerei zu fügen. Aber wie, bitte schön, hätte ich denn in dem Moment sterben sollen? Und hätte ich das überhaupt gewollt? Auf keinen Fall.
    Eben, es gab einfach nichts, was ich hätte tun können. Zumindest fiel mir nichts ein, als ich dort in dem hässlich beige gestrichenen Treppenhaus für Angestellte hockte.
    Ich schüttelte mich, wischte mir mit einem Erfrischungstuch aus meiner Handtasche durchs Gesicht, strich mein Haar glatt und fühlte mich schon wieder etwas besser, als ich aufstand. Genau, das war der richtige Weg, um das

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