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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dritte Gestalt in diesem öden beigen Durchgang auf. Neben uns stand Eric, immer noch in dem schwarzen Samtumhang, die Kapuze zurückgeworfen und mit einem ganz untypischen, unsicheren Ausdruck im Gesicht.
    »Andre«, sagte er, und seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich. »Warum tun Sie das?«
    »Zweifeln Sie etwa den Willen Ihrer Königin an?«
    Eric befand sich in der schlechteren Position, denn hier behinderte er eindeutig eine Ausführung von Befehlen der Königin - zumindest vermutete ich, dass die Königin hiervon wusste. Aber ich konnte nur beten, dass Eric bleiben und mir helfen möge. Ich flehte ihn mit Blicken geradezu an.
    Ich hätte einige Vampire nennen können, mit denen ich eher eine Verbindung eingegangen wäre als mit Andre. Und überhaupt, wie kam er eigentlich dazu, mich so zu behandeln? Ich hatte ihm und Sophie-Anne einen so guten Vorschlag gemacht, wie er König von Arkansas werden könnte. Sollte mir das jetzt auf diese Weise vergolten werden? Na, das nächste Mal würde ich gleich den Mund halten und Vampire einfach wie Menschen behandeln.
    »Andre, lassen Sie mich Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte Eric in viel coolerem, gelassenerem Ton. Prima. Er riss sich zusammen. Das war auch nötig. »Sookie muss bei Laune gehalten werden, sonst arbeitet sie nicht mit uns zusammen.«
    Oh, Scheiße. Irgendwie schwante mir schon, dass sein Vorschlag nicht lauten würde: »Lassen Sie sie gehen, oder ich breche Ihnen das Genick.« Dafür war Eric zu gerissen. Wo blieb eigentlich John Wayne, wenn man ihn brauchte? Oder Bruce Willis? Matt Damon? Ich wäre ja schon froh gewesen, wenn wenigstens Jason Bourne aufgetaucht wäre.
    »Sookie und ich hatten schon öfter das Blut des anderen«, sagte Eric. »Wir waren sogar mal ein Liebespaar.« Er trat einen Schritt näher. »Sie würde sich bestimmt nicht so anstellen, wenn ich ihr mein Blut gebe. Würde das Ihren Absichten nicht entgegenkommen? Ich habe Ihnen Treue geschworen.« Respektvoll beugte er das Haupt. Er war ungemein vorsichtig. Was mich Andre nur umso mehr fürchten ließ.
    Andre ließ von mir ab, während er nachdachte. Sein Handgelenk war fast schon wieder verheilt. Ich holte ein paarmal tief, aber zitternd Luft. Mein Herz raste.
    Andre sah Eric an, und ich meinte, eine Menge Misstrauen in seinem Blick zu erkennen. Dann sah er mich an.
    »Sie sehen aus wie ein Hase, der sich unter einem Busch versteckt, während der Fuchs Jagd auf ihn macht«, sagte Andre und hielt dann lange inne. »Sie haben meiner Königin und mir einen großen Gefallen getan«, fuhr er schließlich fort. »Schon mehr als einmal. Wenn das Endergebnis stimmt, warum nicht?«
    Ich wollte schon erwidern: »Und ich bin die einzige Zeugin, die bei Peter Threadgills Tod anwesend war.« Doch mein Schutzengel versiegelte mir gerade noch rechtzeitig die Lippen. Okay, vielleicht war's nicht mein richtiger Schutzengel, sondern mein Unterbewusstsein, das mir verbot, diese Worte auszusprechen. Aber egal. Ich war dankbar.
    »Einverstanden, Eric«, sagte Andre. »Solange sie an einen Vampir aus unserem Königreich gebunden ist. Ich habe nur einmal einen Tropfen ihres Blutes gekostet, um herauszufinden, ob sie zum Teil eine Elfe ist. Und wenn Sie beide schon öfter das Blut des anderen hatten, besteht zwischen Ihnen bereits eine Verbindung. Hat sie Ihrem Ruf gut gehorcht?«
    Was? Welchem Ruf? Wann? Eric hatte mich nie gerufen. Das hätte ich mir auch verbeten.
    »Ja, sie folgt sehr gut«, erwiderte Eric, ohne mit der Wimper zu zucken. Was? Ich wäre beinahe explodiert.
    Doch weil das die Wirkung von Erics Worten ruiniert hätte, senkte ich nur den Blick, als wäre mir diese Art Leibeigenschaft peinlich.
    »Nun«, sagte Andre mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Dann los.«
    »Hier und jetzt? Ich würde eine etwas privatere Umgebung vorziehen«, entgegnete Eric.
    »Hier und jetzt.« Noch mehr Kompromisse würde Andre nicht eingehen.
    »Sookie.« Eric sah mich eindringlich an.
    Ich erwiderte seinen Blick, denn ich hatte natürlich verstanden, was er mir mit diesem einen Wort sagen wollte. Es gab keinen anderen Ausweg. Kein Trampeln, Schreien oder Verweigern würde diese Prozedur verhindern. Eric hatte mich davor bewahrt, mich Andre fügen zu müssen. Mehr konnte auch er nicht tun.
    Eric zog eine Augenbraue hoch.
    Mit dieser hochgezogenen Augenbraue wollte er mir sagen, dass dies meine einzige Chance sei, dass er mir nicht wehtun werde, dass eine Verbindung zu ihm der zu Andre tausendfach

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