Vampire schlafen fest
aussah.
»Sophie-Anne, ich würde gern mit Ihnen plaudern, doch zuerst müssen Sie diese kleine Blonde hier wegschicken«, sagte Kentucky mit einem breiten Lächeln. »Sie macht mich ganz nervös.« Er nickte in meine Richtung, als hätte Sophie-Anne eine ganze Anzahl blonder Frauen in ihrem Gefolge.
»Natürlich, Isaiah«, erwiderte Sophie-Anne und sah mich völlig gelassen an. »Sookie, gehen Sie bitte hinunter ins Kellergeschoss und holen Sie diesen Koffer. Da hat doch vorhin so ein Angestellter angerufen.«
»Gern.« Ich hatte nichts gegen einen kleinen Botengang. Die schroffe Stimme vorhin am Telefon hatte ich schon fast vergessen gehabt. Mir kam es zwar etwas seltsam vor, dass wir selbst in die tiefsten Tiefen des Hotels hinabsteigen mussten, statt den Koffer von einem Gepäckträger in die höchsten Höhen geliefert zu bekommen. Aber die Luft war ja schließlich überall dieselbe, nicht wahr?
Als ich mich umdrehte und ging, war Andres Miene so ausdruckslos wie immer. Erst als ich schon fast außer Hörweite war, sagte er: »Entschuldigen Sie, Majestät, aber wir haben Miss Sookie gar nichts von unseren Plänen für den heutigen Abend erzählt.« Und mit einer dieser beunruhigend rasanten Bewegungen stand er plötzlich neben mir und legte mir die Hand auf den Arm. Hatte er etwa eine telepathische Anweisung von Sophie-Anne erhalten? Ohne ein Wort hatte Sigebert Andres Platz neben der Königin eingenommen.
»Wir müssen reden«, sagte Andre, und im Bruchteil einer Sekunde hatte er mich zu einer Tür mit der Aufschrift AUSGANG geführt. Und dann standen wir in einem leeren, beige gestrichenen Servicedurchgang, der sich etwa zehn Meter vor uns erstreckte, ehe er eine Biegung nach rechts machte. Zwei schwer beladene Kellner bogen um die Ecke und warfen uns neugierige Blicke zu. Doch als sie Andre in die Augen sahen, kamen sie sogleich wieder eiligst ihren Pflichten nach.
»Die Britlinge sind hier«, sagte ich, denn ich nahm an, dass Andre darüber unter vier Augen mit mir sprechen wollte. »Sie stehen hinter Kentucky. Können sich alle Britlinge unsichtbar machen?«
Andre bewegte sich noch einmal so rasend schnell, dass ich nur ein verschwommenes Wischen sah. Dann stand er plötzlich vor mir und hielt mir sein blutendes Handgelenk hin. »Trinken Sie«, sagte er, und ich spürte, wie er mich zu bedrängen versuchte.
»Nein«, rief ich, erschrocken über die Bewegung, die Aufforderung, das Blut. »Warum?« Ich wollte zurückweichen, doch es war nirgends Platz und keiner da, der mir helfen konnte.
»Sie brauchen eine stärkere Verbindung zu Sophie-Anne und zu mir. Wir wollen Sie durch mehr als nur durch einen Gehaltsscheck an uns binden. Sie haben sich schon jetzt als wertvoller erwiesen, als wir zu hoffen wagten. Diese Konferenz ist entscheidend für unser Überleben, und wir müssen jeden Vorteil nutzen, den wir kriegen können.«
Na, wenn das nicht brutal ehrlich war.
»Aber ich will nicht, dass Sie Kontrolle über mich haben«, erklärte ich ihm. Wie schrecklich, dass meine Stimme vor lauter Angst so zittrig klang. »Ich will nicht, dass Sie wissen, wie ich mich fühle. Ich wurde für die Dauer dieser Vampirkonferenz angestellt, und danach kehre ich in mein wirkliches Leben zurück.«
»Sie haben kein wirkliches Leben mehr.« Andre wirkte nicht mal unfreundlich bei diesen Worten - und das war das Unheimlichste und Furchterregendste daran -, sondern vollkommen sachlich.
»Doch! Ihr Vampirtypen seid bloß das Blinken auf dem Radar, nicht ich!« Keine Ahnung, was genau ich damit meinte, aber Andre verstand die generelle Tendenz.
»Es ist mir egal, welche Pläne Sie für den Rest Ihres menschlichen Lebens haben«, sagte er und zuckte die Achseln. Auf das Leben pfeif ich , hieß das im Klartext. »Unsere Position wird gestärkt, wenn Sie mein Blut haben, also müssen Sie davon trinken. Ich erkläre Ihnen das alles - und mit so etwas halte ich mich im Allgemeinen nicht auf -, weil ich Ihre Fähigkeiten sehr schätze.«
Ich stieß ihn weg, doch genauso gut hätte ich einen Elefanten wegstoßen können. So was klappte nur, wenn der Elefant sich bewegen wollte. Und Andre wollte nicht. Sein Handgelenk näherte sich meinem Mund. Ich presste die Lippen zusammen, obwohl ich wusste, dass Andre mir, wenn nötig, auch die Zähne einschlagen würde. Denn den Mund zu öffnen und zu schreien, nützte auch nichts. Da hätte ich Andres Blut im Mund, noch ehe ich Jack Robinson sagen könnte.
Plötzlich tauchte eine
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