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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Discoball weiter rechts von mir. Er wusste nicht, wie er mir helfen sollte, und hatte natürlich auch ein wenig Angst vor dem, was passieren könnte.
    Und wer konnte das schon wissen, bei Eric? Denn auch ich erkannte nur, wo er gerade stand und worauf er zusteuerte.
    »Gib mir die Dose und geh«, sagte Eric, der versuchte, mit all seiner Vampirmacht Besitz von mir zu ergreifen.
    »Funktioniert nicht, hat's noch nie«, murmelte ich.
    »Was bist du bloß so stur«, sagte er.
    »Bin ich nicht «, entgegnete ich, den Tränen nahe. Erst wurde ich zur Märtyrerin stilisiert, und jetzt war ich also die Sturheit in Person, na danke. »Ich will die Dose bloß nicht bewegen! Das ist am sichersten!«
    »Manche würden das für selbstmörderisch halten.«
    »Ach ja? Dann können › manche ‹ mich mal am Arsch lecken.«
    »Liebling, leg sie doch einfach wieder hin, in die Urne, ga-a-anz langsam«, sagte Quinn in seinem sanftesten Tonfall. »Und dann hole ich dir einen riesengroßen Drink, mit jeder Menge Alkohol. Du bist wirklich eine starke Frau, weißt du? Ich bin stolz auf dich, Sookie. Aber wenn du das Ding jetzt nicht gleich weglegst und hier abhaust, werde ich richtig böse auf dich, hast du das verstanden? Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Das ist doch alles Wahnsinn!«
    Der Rest dieses Streits blieb mir erspart, da jetzt ein anderes Geschöpf die Szene betrat. Die Polizei hatte per Fahrstuhl einen Roboter heraufgeschickt.
    Als die Türen zischend auseinanderfuhren, zuckten wir alle zusammen. Wir waren so in dem Drama gefangen gewesen, dass keiner von uns die Geräusche des Fahrstuhls gehört hatte. Ich konnte nicht anders, ich musste kichern, als der gedrungene Roboter aus dem Fahrstuhl rollte, und hielt ihm die Bombe hin. Der Roboter sollte sie mir aber vermutlich gar nicht abnehmen. Er schien per Fernbedienung gesteuert zu werden und drehte sich leicht, um mich direkt von vorne anzusehen. Ein, zwei Minuten lang verharrte er reglos vor mir, wohl um einen Blick auf das Ding in meinen Händen zu werfen. Dann rollte er wieder in den Fahrstuhl hinein, hob ruckartig den Arm, um einen Knopf zu drücken, die Türen schlossen sich, und der Fahrstuhl entschwand.
    »Ich hasse die moderne Technik«, sagte Eric.
    »Gar nicht wahr«, entgegnete ich. »Du bist begeistert, wie viel Arbeit der Computer dir abnimmt. Denk dran, wie glücklich du warst, als du den Dienstplan des Fangtasia schon fix und fertig ausgefüllt ausdrucken konntest.«
    »Mir gefällt das Unpersönliche daran nicht. Dass man so viele Daten speichern und verarbeiten kann, gefällt mir natürlich schon.«
    Herrje, so langsam nahm das Gespräch wirklich eine verrückte Wendung, wenn man die Umstände bedachte.
    »Jemand kommt die Treppe herauf«, sagte Quinn und öffnete die Tür zum Treppenhaus.
    Zu unserer kleinen Gruppe stieß ein Bombenentschärfer. Die Mordkommission von Rhodes konnte sich vielleicht keines Vampirpolizisten rühmen, das Bombenräumkommando aber schon. Der Vampir trug einen dieser Spezialanzüge, die aussahen, als könne man damit auch zum Mond fliegen. (Selbst wenn man's überlebt: In die Luft zu fliegen kann keine schöne Erfahrung sein, oder?) Jemand hatte »BUMM« auf seine Brusttasche geschrieben, wo normalerweise der Name stand. Oh, wie witzig .
    »Sie beide müssen die Etage räumen und die Lady und mich allein lassen«, sagte Bumm, der sehr langsam auf mich zuging. »Verschwindet, Jungs«, fügte er hinzu, als sich keiner der beiden Männer rührte.
    »Nein«, sagte Eric.
    »Verdammt, nein«, sagte Quinn.
    Es ist nicht leicht, in einem dieser Schutzanzüge die Achseln zu zucken, aber Bumm gelang es. Er hatte einen viereckigen Behälter dabei. Ehrlich gesagt, war ich nicht sonderlich scharf darauf, einen Blick hineinzuwerfen. Doch er öffnete den Deckel und schob ihn vorsichtig unter meine Hände.
    Ganz, ganz behutsam senkte ich die Dose in das dick gepolsterte Innere des Behälters, löste schließlich meine Hände und zog sie mit einer Erleichterung, die schier nicht zu beschreiben ist, wieder hervor. Bumm lächelte fröhlich hinter seinem durchsichtigen Gesichtsschutz und schloss den Behälter. Ich bebte am ganzen Körper, und meine Hände zitterten heftig von der plötzlichen Entspannung.
    Bumm drehte sich, von seinem Schutzanzug behindert, behäbig herum und bedeutete Quinn, ihm die Tür zum Treppenhaus zu öffnen. Was Quinn nur zu gern tat. Und so stieg der Vampir die Stufen hinab: langsam, vorsichtig, gleichmäßig.

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