Vampire schlafen fest
eine Schlangengrube geraten zu sein. Vermutlich tat es ihm schon leid, sich dem Schutz der Königin von Louisiana anvertraut zu haben, denn im Moment wirkte das alles nicht sonderlich vertrauenswürdig.
»Es gibt viel zu tun«, sagte Andre mit einem Anflug von Sorge und folgte seinen eigenen Gedanken. »Sehr voreilig von Christian Baruch, Ihnen mit dem Rausschmiss zu drohen. Gerade jetzt benötigt er Ihre Dienste am dringendsten.«
»Der Junge kann ziemlich jähzornig sein«, erwiderte Donati. Ich hätte schwören können, dass er nicht aus Rhodes stammte. Je stärker er unter Stress stand, desto mehr erinnerte mich sein Tonfall an zu Hause; nicht direkt Louisiana, eher Nordtennessee. »Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Und wenn wir den Fall lösen, werde ich meine Arbeit sicher behalten. Es gibt nicht viele, die sich mit so einem Job anfreunden können. Viele Sicherheitsleute wollen nicht -«
Für die verdammten Vampire arbeiten , beendete Donati seinen Satz in Gedanken - was ich natürlich trotzdem mitbekam. Bleib beim Thema, rief er sich selbst hart zur Ordnung. »- wollen nicht all die Überstunden machen, die bei der Bewachung eines so großen Hotels anfallen. Aber mir gefällt die Arbeit.« Nach meinem Tod sind die Kinder auf die Rentenversicherung angewiesen. Nur noch zwei Monate, dann sind die Voraussetzungen erfüllt.
Donati war in die Suite der Königin gekommen, um mit mir über die Dr-Pepper-Bombe zu sprechen (wie schon die Polizei und der allgegenwärtige Christian Baruch), blieb aber noch eine Weile zum Plaudern. Die Vampire schienen es nicht zu bemerken, doch er war vor allem deshalb so gesprächig, weil er ein starkes Schmerzmittel genommen hatte. Er tat mir leid. Allerdings fragte ich mich auch, wie jemand mit so vielen eigenen Sorgen einen guten Job machen sollte. Was mochte Donati in den letzten Monaten, seit seine Krankheit sich so stark auf sein tägliches Leben auswirkte, alles entgangen sein?
Vielleicht hatte er die falschen Leute eingestellt oder irgendwelche entscheidenden Maßnahmen zum Schutz der Gäste nicht ergriffen. Vielleicht... plötzlich wurde ich abgelenkt von einer heranwogenden Wärme.
Eric kam.
Noch nie hatte ich seine Gegenwart so deutlich gespürt. Mir wurde ganz anders, als ich erkannte, wie groß die Wirkung des Vampirblutes diesmal war. Wenn mein Gedächtnis mich nicht täuschte, hatte ich nun zum dritten Mal Erics Blut gehabt, und die Drei war schon immer eine Zahl mit besonderer Bedeutung. Das Gefühl, dass er sich in meiner Nähe aufhielt, verließ mich überhaupt nicht mehr, und bei ihm war es vermutlich genauso. Unsere Verbindung war sehr viel stärker als sonst und würde vermutlich sogar Auswirkungen haben, von denen ich bislang noch gar nichts ahnte. Ich schloss die Augen und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
Es klopfte an der Tür, Sigebert warf vorsichtig einen Blick durch den Türspion und ließ Eric herein. Ich konnte mich kaum überwinden, ihn anzusehen oder beiläufig zu grüßen. Stimmt schon, eigentlich hätte ich Eric dankbar sein sollen, und in gewisser Weise war ich es auch. Mit Andre Blut zu tauschen wäre unerträglich gewesen - na ja, wenn's drauf angekommen wäre, hätte ich es ertragen müssen. Wie ekelhaft! Aber meine Idee war diese Blutmischerei ja sowieso nicht gewesen, das hatte ich nicht vergessen.
Eric setzte sich neben mich aufs Sofa. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, ging quer durchs Zimmer zur Anrichte und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Doch egal, wohin ich ging, ich spürte Erics Gegenwart. Und was das Ganze noch entsetzlicher machte: Ich fand seine Nähe irgendwie angenehm, so als würde er mir mehr Sicherheit geben.
Na großartig .
Leider war nirgendwo anders ein Platz frei, und so setzte ich mich wieder neben den Wikinger, der mich jetzt ein Stück weit besaß. Bis zu diesem Abend hatte ich mich ganz normal gefreut, wenn ich Eric zufällig mal sah. Okay, ich hatte vielleicht öfter an ihn gedacht, als eine Frau an einen Mann denken sollte, der sie jahrhundertelang überleben würde.
Doch das alles war natürlich nicht Erics Schuld. Eric mochte ein gnadenloser Taktiker sein und stets darauf bedacht, bei der Nummer eins (die eigentlich E-R-I-C heißen sollte) nicht anzuecken; Andres Absichten und den Streit zwischen uns hätte aber selbst er ohne hellseherische Fähigkeiten nicht ahnen können. Ich schuldete Eric also eine Menge, egal, wie man es wendete. Das würde ich allerdings auf keinen
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