Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
töten wollen, weil sie ihr Kind loswerden wollte, würde sie ihn wohl nicht mit offenen Armen empfangen, wenn er jetzt plötzlich vor ihr stand. Und selbst wenn doch, stellte sich die Frage, ob Christian ihr tatsächlich vergeben konnte, was sie ihm hatte antun wollen.
„Es geht mir nicht darum, ein Verhältnis zu meiner Mutter aufzubauen“, machte er ihr klar. „Ich werde mich niemandem aufdrängen, der mich nicht haben will. Aber ich muss es wissen. Mir genügt zu wissen, wer sie ist und von wem ich einige Charakterzüge habe, die nicht von meinem Vater stammen.“
Marguerite drückte seine Hand und nickte verstehend. „Dann werden wir die Suche fortsetzen.“
„Und Ihr Vater wird ganz bestimmt nicht wieder versuchen, uns aufzuhalten?“, fragte Tiny skeptisch.
„Ja, ganz sicher nicht“, bekräftigte Christian. „Genau genommen hat er sogar beschlossen, uns auf seine Art zu helfen, indem er bleibt und dafür sorgt, dass niemandem von uns etwas zustößt. Und er will mich moralisch unterstützen, falls wir meine Mutter finden.“
„Das überrascht mich“, räumte Marguerite ein.
Schulterzuckend antwortete er: „Ihn hat überrascht, mit welcher Brutalität der Überfall auf Sie durchgeführt worden ist. Das war nicht bloß ein Gewaltakt, um uns einzuschüchtern, sondern eindeutig ein versuchter Mord. Ich glaube, nach so vielen Jahren hatte er nicht mit einer derart brutallen Reaktion gerechnet. Er ist der Ansicht, dass das Attentat eindeutig gegen Sie gerichtet war, daher will er in Ihrer Nähe bleiben.“
„Meint er denn, es war das Werk Ihrer Mutter?“, wollte Tiny wissen, um die Zusammenhänge zu verstehen.
„Ich würde sagen, es war jemand aus ihrem Umfeld“, erklärte der Unsterbliche.
„Aber er ist fest davon überzeugt, dass der Anschlag darauf abzielt, die Suche einzustellen?“
„Ja“, bestätigte Christian und sah dann zu Marguerite. „Wobei ich eines nicht verstehe.“
„Und zwar?“, fragte sie neugierig.
„Na ja, ich habe zuvor ja schon andere Detektive beauftragt, und da ist so etwas nie vorgekommen. Natürlich hat Vater jeden von ihnen ziemlich schnell vergrault, aber.... “ Er legte den Kopf schief. „Warum Sie? Warum nicht Tiny?“ Insgeheim stellte sie sich die gleiche Frage. „Ich habe bereits überlegt, ob Sie möglicherweise meine Mutter kannten. Oder ob Sie bessere Chancen haben, sie zu finden.“
Tiny schüttelte prompt den Kopf. „Das war mir anfangs auch in den Sinn gekommen, Christian. Aber Marguerites Ehe.... “
Als er sich unterbrach und mit schuldbewusster Miene zu Marguerite schaute, reagierte sie mit Verärgerung, da er fast eine vertrauliche Information preisgegeben hätte. Sie brauchte einen Moment, um ihre Worte abzuwägen, dann räumte sie ein: „Während meiner Ehe hatte ich nur wenig Kontakt mit anderen. Hin und wieder war ich zu Besuch bei Lucian, Martine, Victor und so weiter, aber darüber hinaus hatte ich mit anderen unserer Art nichts zu tun. Ich kannte nur den Klatsch, den ich von Martine oder den anderen zu hören bekam.“
„Dann kannten Martine und die anderen tatsächlich weitere Unsterbliche?“, fragte Christian.
„Ja“, bestätigte Marguerite und sah zu Tiny, als der daraufhin zu fluchen begann.
„Warum habe ich daran nicht gedacht?“, murmelte er und erklärte: „Das könnte der Grund sein, wieso der Anschlag auf dich verübt worden ist. Du kennst Christians Mutter nicht, aber Martine oder sonst jemand aus deiner Familie kennt sie möglicherweise schon.“
„Du könntest recht haben“, überlegte sie und begann zu lächeln. „Oder besser gesagt: Wahrscheinlich hast du sogar recht. Martine kennt jeden, und zwar buchstäblich. Sie ist hier Ratsmitglied, und in Nordamerika sitzt sie ebenfalls im Rat. Sie dürfte unsere beste Informationsquelle sein.“ Marguerite lachte erfreut auf, da sie zum ersten Mal einen Hoffnungsschimmer am Horizont sah, dass sich dieser Fall doch noch lösen lassen konnte. „Das heißt, ich kann mich hier mit ihr und den Mädchen treffen, und ich kann es mit meiner Arbeit verbinden. Es war wirklich schade, dass wir sie in York verpasst hatten.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf und lachte leise. „Es kommt mir vor, als sei es erst gestern gewesen, dass die zwei auf Lissiannas Geburtstag noch kichernde, herumalbernde Teenies waren. Wie schnell die Zeit vergeht.“
„Für manche schneller als für andere“, meinte Tiny ironisch und fügte hinzu: „Ich schätze, wenn wir mit dieser
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