Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
Wir müssen sie nach Italien bringen.“
„Ich glaube nicht, dass sie da besser aufgehoben ist als hier“, hielt Tiny dagegen. „Außerdem müssen wir ihre Erinnerung wecken, und sie muss hierbleiben, damit die Umgebung das unterstützt.“
Julius überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Mein Anwesen wird von Sicherheitspersonal bewacht. Das macht es für jeden schwierig, der sie kontrollieren will. Erst einmal geht es darum, für ihre Sicherheit zu sorgen, um alles andere können wir uns danach immer noch kümmern.“
„Sie werden ihr alles sagen müssen“, machte Tiny ihm deutlich. „Im Augenblick packt sie bestimmt ihre Sachen und bestellt jeden Moment ein Taxi.“ Er sah den Unsterblichen nachdenklich an, dann fügte er hinzu: „Warum haben Sie nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“
Mit einem abfälligen Schnauben hielt Julius dagegen: „Oh, das hätte bestimmt großartig funktioniert! Und was hätte ich Ihrer Meinung nach sagen sollen? ‚Hallo, Marguerite, ich bin’s, Julius Notte, dein lange verschollener Lebensgefährte. Du hast mich zwar für deinen tot geglaubten ersten Mann sitzen lassen, aber was hältst du davon, wenn wir einfach noch mal von vorn anfangen?‘“
Tiny verzog den Mund. „Okay, ich gebe zu, dass das vielleicht etwas an den Haaren herbeigezogen geklungen hätte. Vor allem, nachdem Sie mich angegriffen hatten.“
„Sie haben mit meiner Lebensgefährtin im Bett gelegen“, herrschte Julius ihn an. „Und abgesehen davon klingt es jetzt noch immer an den Haaren herbeigezogen. Deshalb habe ich vorhin gar nicht erst versucht, es zu erklären, als sie mich dazu aufgefordert hatte. Sie wird mir das niemals glauben. Sie wird mich für verrückt halten.... oder für einen Lügner.... oder.... “
„Für einen weiteren Jean Claude“, ergänzte Tiny und machte eine hilflose Geste.
„Ja“, stimmte Julius ihm kleinlaut zu. „Dieser Dreckskerl hat ihr schrecklich wehgetan. Seinetwegen hat sie Schwierigkeiten, anderen Leuten zu vertrauen. Ich weiß nicht, ob unsere Liebe genügt, damit sie ihre Ängste überwinden kann und an mich.... an uns glaubt.“
Eine Zeit lang schwiegen sie alle, dann sagte Tiny zögernd: „Sie könnten vielleicht beweisen, dass Sie die Wahrheit sagen. Sie besitzen dieses Porträt, von dem Christian gesprochen hat.“
Julius dachte darüber nach und fragte sich, ob Marguerite das als Beweis für eine wirr klingende Geschichte akzeptieren würde, da sah er auf einmal, wie Tiny plötzlich ganz aufgeregt wurde. „War Martine hier, als sich das alles abspielte?“, wollte er wissen.
„Nein. Ich sagte doch, als wir uns begegnet sind, hat Marguerite in Martines Haus gelebt.... “
„Oh ja, stimmt“, seufzte er, schwieg sekundenlang und ließ die nächste Frage folgen: „Wo war ihr ältester Sohn? Lucern?“
„Er war die ersten Wochen bei ihr hier in York, nachdem sie eingezogen war. Ich bin ihr erst begegnet, als er bereits wieder weg war. Marguerite hat Boten ausgeschickt, die nach ihm suchen sollten, nachdem wir beschlossen hatten zu heiraten. Aber er war Söldner und blieb nie lange an einem Ort, daher dauerte es eine Weile, ihn zu erreichen. Als wir dann feststellten, dass sie mit Christian schwanger war, beschlossen wir, nicht bis zu seiner Rückkehr zu warten. Ich glaube, er ist ein paar Tage später aufgetaucht, nachdem sein Vater wieder da war.“
„Lucern war Söldner?“, fragte Tiny ungläubig. „Ich dachte, er schreibt Liebesromane.“
Julius stöhnte leise auf. „Ich möchte wetten, dass er noch einiges mehr gemacht hat, Tiny. Er ist über sechshundert Jahre alt. In jungen Jahren war er Krieger, heute ist er Buchautor. Vielleicht ist er in fünfhundert Jahren Wissenschaftler. Die Interessen verändern sich, wenn man die Ewigkeit zur Verfügung hat.“
„Ja, klar“, murmelte der Detektiv. „Gibt es denn sonst niemanden in der Familie, der Ihre Geschichte bestätigen kann?“
Julius wollte verneinen, hielt dann aber inne. „Ihr Schwager.“
„Lucian?“, fragte Tiny erschrocken.
„Ein beeindruckender Zeitgenosse, nicht wahr?“, meinte Julius ironisch. „Er hat mir damals eine Ansprache gehalten.“
„Eine Ansprache?“
„Eine Ansprache zum Thema ‚Wenn du ihr wehtust, bringe ich dich um!‘.“
„Ach ja?“, meinte Tiny grinsend.
„Er ist ein verdammter Mistkerl“, knurrte Julius. „Und er war Jean Claudes Zwillingsbruder. Ich glaube nicht, dass er von Nutzen sein wird.“
„Ich weiß nicht“,
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