VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
ganz genau, dass hinter der verschlossenen Tür sich momentan nicht einmal eine abgeschwächte Version meines Traums abspielen dürfte. Seit Shane und ich zusammen sind, hat er mit den Typen, die er beißt, keine Spielchen mehr gespielt. Manche holen sich einen runter, während er ihr Blut trinkt. Den unausgesprochenen Regeln zwischen Spendern und Vampiren nach steht ihnen das zu. Aber Shane macht keine Handreichungen mehr dabei.
Dennoch treibt die Neugier mich dazu, den Laptop beiseite zu stellen und mich hinüber zum Thermostat zu schleichen, um die Warmluftzufuhr herunterzuregeln.
In der Stille, die auf diese Weise eintritt, höre ich Stimmen. Sie klingen wütend.
Auf Zehenspitzen husche ich den Flur entlang bis zur Schlafzimmertür. Dort angelangt, lege ich das Ohr ans Türblatt, um zu belauschen, was hinter der Tür vor sich geht. Der Ton, in dem gesprochen wird, hat sich verändert.
»Himmel, David«, stöhnt Shane, »du schmeckst wirklich fantastisch!« Die Matratze knarrt und knarzt rhythmisch. »Magst du es so?«
David murmelt: »Ja!«, und murmelt es wieder und wieder, die Tonlage klettert mit jedem Mal ein Intervall höher. In Zeitlupe fällt mir die Kinnlade herunter.
»Ja, genau so«, sagt Shane. »Ich möchte spüren können, wenn du kommst. Ich will es schmecken.«
Mir wird schwindelig, und ich schließe die Augen, stütze mich am Türblatt ab. David brabbelt nur noch zusammenhangloses Zeug. Vor meinem inneren Auge sehe ich die beiden, Hände und Münder, die über nackte Haut fahren …
Die Tür wird aufgerissen. Mit der Tür falle ich ins Zimmer und schlage lang auf den Teppich hin. Ich blicke auf. Über mir steht Shane; er ist vollständig angezogen.
Sein dreckiges Grinsen sagt alles. Aber er setzt hinzu: »Ich wusste doch, dass du nicht widerstehen kannst!«
David lacht. Er sitzt auf dem Bett, ebenso vollständig angezogen.
Ich rappele mich auf. »Ich habe genau gewusst, dass alles nur gespielt war!«
»Klar hast du das!« Grinsend blickt Shane mir ins Gesicht, das momentan röter als ein Radieschen sein muss.
»Trotzdem war es eine nette Show.« Es kostet mich einiges, David anzuschauen, der ein bisschen blass um die Nase ist, aber ansonsten ganz und gar gesund aussieht.
Shane reicht David die Hand, um ihm vom Bett zu helfen. »Danke, Alter. Du hast was gut bei mir.«
»Worüber habt ihr euch gestritten?«, frage ich die beiden.
David verzieht den Mund. »Über Football. Den Superbowl Nummer vierzig. Du weißt schon: das Endspiel zwischen den Pittsburgh Steelers und den Seattle Seahawks.«
»David will einfach nicht zugeben, dass die Steelers ganz fair und regelgerecht gewonnen haben«, wirft Shane ein.
»Den Sieg haben die Schiris den Steelers geschenkt!«
»Ja, genau, die Schiris – und die Seahawks.« Shane scheucht uns aus dem Schlafzimmer. Soweit das gedimmte Licht dort ein Urteil zulässt, glüht er jetzt geradezu vor Energie. Von der in sich zusammengesunkenen Hülle, die mein Kerl noch heute Morgen war, ist nichts mehr zu sehen.
Im Wohnzimmer wählt Shane im Tuner einen Sender, der via Satellit nichts als Punk zu Gehör bringt. Für Dexters empfindliche Ohren sind die jaulenden Akkorde und der schonungslose Backbeat des Schlagzeugs wohl zu viel. Er verschwindet in Richtung Schlafzimmer, um dort Schutz vor dem Lärm zu suchen.
Aus dem Kühlschrank bringe ich für David einen Energy-Drink mit. »Kannst du denn noch fahren?«
»Ja, klar, mir geht’s gut, danke.«
»Bist du sicher?«
»Leider muss David weg.« Shane legt mir eine Hand auf die Schulter, mit der anderen reicht er an mir vorbei David seinen Mantel. »So gern er auch bleiben würde.«
»Genau.« David vermeidet Blickkontakt mit mir, während er in den Mantel schlüpft und die Wohnungstür öffnet. »Ich sehe euch beide dann morgen im Sender.«
Im selben Moment, in dem die Tür ins Schloss fällt, betätigt Shane auch schon den zusätzlichen Riegel und sichert sie. Dann dreht er sich zu mir um. In seinen Augen glitzert fiebrig Jagdlust. Dieser Funke entfacht das Feuer in meinem eigenen Unterleib.
Ich kreische auf und renne los.
Auf halbem Weg den Flur hinunter hat Shane mich eingeholt, packt mich um die Taille. Ich kreische wieder, lauter dieses Mal, und trete um mich. Aber Lachen erstickt jeden Protest, den ich habe vorbringen wollen.
Shane drückt mich mit Bauch und Gesicht gegen die Wand. »Du hast also gewusst, dass wir nur so tun, ja?«, sagt er. Seine eine Hand greift um mich herum und knöpft
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