VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Verdunklungsvorhänge garantieren immerwährende Nacht. Obwohl meine Uhr behauptet, es sei halb neun, findet nicht ein Lichtteilchen den Weg in mein Zimmer.
Shane liegt neben mir. Er schläft, atmet ruhig und gleichmäßig. Merkwürdig. Er hat mich gar nicht geweckt, als er von seinem Spender wieder nach Hause gekommen ist. Vielleicht hat er gespürt, dass ich den Schlaf brauchte.
Shanes Gegenwart beruhigt mich. Die trügerische Dunkelheit, die mich einhüllt wie eine Bettdecke, tut ihr Übriges. Am liebsten würde ich mich träge und faul noch eine weitere, herrlich müßige Stunde im Bett suhlen. Aber ich muss lernen.
Anstatt wie erwartet auf dem Boden zu landen, berühren meine Füße weiches Fell. Dexter grunzt und steht auf, streift dabei meine Beine. Ich höre, wie er sich schüttelt, dass die Lefzen fliegen. Dann hopst er ins Bett, in die warme Kuhle, die ich gerade geräumt habe.
Mit der Hand die Wand entlang mache ich mich auf in Richtung Küche. Endlich finde ich dort den Lichtschalter. Geblendet muss ich die Augen zusammenkneifen, als das Licht angeht. Ich habe schon die Hand an der Tür des Kühlschranks, als ich sie bemerke: Wieder eine Nachricht für mich.
Liebe Ciara,
wenn du dir Toast machst, wäre es sehr hilfreich, du würdest ein Extramesser benutzen, um dir Butter zu nehmen, und dein normales Messer, um die Butter dann aufs Brot zu streichen. So lässt sich verhindern, dass die Butter voller Brotkrümel ist.
Ich liebe dich,
Shane
Ich seufze und öffne den Kühlschrank in der vagen Hoffnung, dort etwas Essbares zu finden. Zeit, um im Supermarkt ein paar Lebensmittel einzukaufen, hatte ich gestern leider nicht mehr. Mein sexueller Frust gestern Abend gipfelte zudem darin, dass ich die ganze Packung Makkaroni mit Käse in mich hineingestopft habe, anstatt etwas davon für heute Morgen übrig zu lassen. Vielleicht versteckt sich irgendwo hinter dem Nichts ja noch ein Joghurt.
Im obersten Fach stoße ich auf eine braune Papiertüte. Ordentlich sind ihre beiden Ränder oben zusammengekniffen und ein paarmal umgeschlagen. Oh, wie süß, Shane hat mir einen Bagel von dem Laden an der Ecke mitgebracht! Ans Zusammenleben unter diesen Vorzeichen könnte ich mich glatt gewöhnen.
Ich schnappe mir die Tüte, die allerdings schwerer ist, als ich erwartet habe. (Vielleicht sogar eine Portion Frischkäse? Oder, was noch viel besser wäre, ein Sandwich mit Käse, Ei und Schinken? Sollte Shane so viel von einem Gott haben?) Ich stelle meinen neuen Kombibackofen an.
In der Tüte stoßen meine Finger auf etwas in dicker Plastikfolie. Oh-ha, vielleicht ist der Frischkäse statt in einem Plastikdöschen in mehrere Lagen Frischhaltefolie oder so etwas verpackt. Darüber jedenfalls denke ich nach, als ich meinen Fund aus der Tüte ziehe. Folie ist gar keine so schlechte Id …
»Iiih, oh Gott! Scheiße!«
Der Infusionsbeutel mit Blut rutscht mir aus der Hand. Er landet mit einem vernehmlichen Plopp! auf den Steinfliesen in der Küche und platzt. Kalte, rote Flüssigkeit spritzt über meine Füße, spritzt mir die Schienbeine hinauf und ergießt sich über die Fliesen. Ich kreische auf.
Das Klatschen nackter Fußsohlen auf dem Holzboden im Flur: Shane rennt herbei, kommt schlitternd vor der Küche zum Stehen. Dexter ist gleich hinter ihm. »Ciara!« Er blickt auf meine Beine, sieht das ganze Blut. »Bist du verletzt? Ist alles in Ordnung mit dir? Was ist passiert?«
Mit offenem Mund starre ich ihn an, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
Dann wandert Shanes Blick zu der braunen Papiertüte in meiner Hand. »Oh.« Kurz wirkt er erleichtert. Doch schon weicht die Erleichterung tiefer Besorgnis. »Oh!«
Dexter machte einen Schritt vorwärts und hält die Nase in Richtung Blutlache. Shane packt ihn am Halsband. »Nein.« Er zieht den Hund in Richtung Schlafzimmer. »Das ist mal was, was du nicht auflecken darfst, Kumpel.« Einen Augenblick später höre ich, wie die Tür zum Schlafzimmer geschlossen wird. Shane kommt allein zurück.
»Es tut mir echt leid.« Ich mache einen Schritt weg von der Blutlache und hinterlasse auf den schönen Steinfliesen rote Sockenabdrücke. »Ich dachte, du hättest mir Frühstück mitgebracht.«
»Nein, ich hatte mir Frühstück mitgebracht.« Er kratzt sich am Kopf und starrt die Blutlache an. »Ich hatte es mir für später aufgehoben.«
»Ich dachte, du wärst gestern Abend bei einem Spender gewesen.«
»War ich auch. Aber er hat gerade erst eine Grippe
Weitere Kostenlose Bücher