VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Vampir) für das linke Kreuz. »Wir anderen folgen als zweite Welle und befreien die Gefangenen. Sobald erst einmal die Feuer angezündet sind, ist es für die Vampire zu gefährlich, diesen Teil zu übernehmen.«
»Was ist mit Dexter?«, frage ich David.
Der Blick, der mich trifft, ist ernst. »Er ist ein Vampir. Er gehört zur ersten Welle.«
»Sie stellen jetzt die Kreuze mit den Gefangenen auf!«, meldet uns Shane in diesem Moment.
Rechts und links von Regina ziehen mehrere Männer an langen Seilen die Kreuze in eine aufrechte Position. Die beiden anderen Gefangenen tragen weiße, ärmellose Roben. Als sie an die Kreuze gebunden werden und diese sich aufrichten, kreischen und schreien sie vor Angst.
»Dann los!«, befiehlt David.
Wir umrunden den Hügel, bleiben immer im Schutz der Baumlinie, wo uns das Licht der Fackeln nicht erreicht.
Regina, festgebunden an das weiße Kreuz, wird hochgezogen. Sie trägt als Einzige keine Kapuze über dem Kopf. Sie schreit auch nicht wie die beiden anderen Frauen.
Festungsanhänger stapeln das Holz enger um die Basis der Kreuze und höher als bisher. Die Stapel reichen jetzt bis zu den Füßen der Gefangenen. Immer noch fällt Schnee. Aber die Flocken sind nicht zahlreich genug und zu klein, um das Holz mit Feuchtigkeit zu durchtränken.
Wir erreichen den Punkt, von dem aus wir zum Angriff ansetzen wollen, gerade noch rechtzeitig. Denn jetzt treten drei Männer feierlichen Schrittes vor, jeder der drei mit einer brennenden Fackel in der Hand. Die Flammen knistern, und der Wind lässt sie Funken in die Nacht sprühen.
Die Frau zu Reginas Linken schreit wieder.
»Oh Gott!« Shane erstarrt mitten in der Bewegung und stiert hinüber zur Lichtung. »Das ist meine Mutter!«
30
Miss Murder
Mein Magen verwandelt sich in einen Eisklumpen. »Deine Mutter? Bist du dir sicher?«, frage ich Shane. »Das Gesicht steckt ja immerhin unter dieser Kapuze.«
»Ich kenne doch ihre Stimme!« Seine eigene Stimme bricht, als er das sagt. Dann: »Die andere Frau ist dann sicher Eileen.«
»Du meinst, jemand von der Festung ist uns bis nach Youngstown gefolgt?«
Luann reicht mir einen Feuerlöscher. »Ehe ich mich absetzen konnte, habe ich noch mitbekommen, wie Benjamin Rache dafür geschworen hat, dass Shane Ned ins Koma befördert hat.«
Die drei Fackelträger senken die Fackeln und entzünden die Holzstapel.
Shane dreht sich zu mir um. In seinen Augen kann ich Entschlossenheit lesen. Er will und wird die drei Frauen, die ihm am meisten auf der Welt bedeuten, retten, und wenn es sein Leben kostet.
»Geh!« Meine Finger krallen sich in sein T-Shirt. »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
Er drückt mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, der seine ganze Anspannung verrät. Unter seinen Lippen kann ich seine Fangzähne spüren.
»Ich liebe dich«, flüstert er und rennt los.
Ich löse die Leine von Dexters Halsband. »Geh, mein Junge, lauf! Geh mit Herrchen!«
Die sechs Vampire, fünf menschliche und ein Hund, bewegen sich den Hügel hinunter, mit der Schnelligkeit und der Macht einer Lawine, die drei ältesten vorweg. Mir bleibt die Spucke weg, so schnell sind sie, so beängstigend. Es ist, als ob man Löwen beobachtete, die über eine Herde überraschter Gnus herfallen.
Die bewaffneten Wachen bemerken die Angreifer, drehen sich um, die Waffen schon im Anschlag. Keiner der ersten Schüsse trifft, aber der Kerl, der Shanes Mutter bewacht, kommt noch einmal zum Schuss, ehe Monroe ihn erreicht und ihm die Waffe entreißt. Gleich mit dem ganzen Arm.
Shane stolpert und fällt. Aus meiner Kehle löst sich ein Entsetzensschrei, als ich im selben Moment begreife, dass er getroffen ist.
Shane rutscht und rollt den Hügel hinunter, Hemd und T-Shirt sind blutgetränkt. Unten angekommen, stemmt er sich hoch auf die Knie. Es dauert mehre Augenblicke lang, schier endlose Sekunden, die verstreichen und in denen ich den Atem anhalte, bis er sich hochwuchtet, aufsteht und weiterrennt.
Vergeblich halte ich Ausschau nach Dexter. Steckt er schon mittendrin in der Menge der Robenträger vor den Kreuzen? Oder ist er abgehauen, statt sich ins Getümmel zu stürzen? Um seinetwillen hoffe ich, er ist auf und davon.
Nur einen Sekundenbruchteil später ist Jim an Reginas Kreuz vorbeigestürmt und packt den Lauf des Gewehrs, das dessen Wache auf die Angreifer angelegt hat. Den Kolben lässt er mit solcher Wucht in das Gesicht des Schützen krachen, dass das Blut in alle Richtungen spritzt. Spencer
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