VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Selbstverständlich hören wie jetzt WVMP. Monroe ist mit Midnight Blues auf Sendung. Melancholische Songs über die Einsamkeit füllen mit ihren Melodien den Raum. Seltsamerweise gelingt es den Klängen eines Vampir-Radiosenders, Elizabeths Wohnung zu einem Ort zu machen, der gleich ein ganzes Stück weniger angsteinflößend ist.
Mit einer zustimmenden Kopfbewegung zu Boxen und Verstärker hinüber goutiert Shane Elizabeths Wahl. »Nette Anlage.«
»Also sonderlich zu Hause fühle ich mich hier nicht.« Ich sitze auf der äußersten Kante von Elizabeths weißer Ledercouch, die nicht einmal annähernd so bequem ist, wie der erste Eindruck glauben machen will. »Vielleicht sollte ich all diese stylischen Designermöbel verkaufen und mich dann auf dem Sperrmüll nach ein paar neuen alten umsehen.«
»Ich habe eine bessere Idee.« Shane kniet sich auf den Boden vor mich hin, drängt sich zwischen meine Schenkel. »Lass uns doch dein neues Zuhause feiern!« Er küsst mich lang und anhaltend, zieht mich in seine Arme. Ein paar Sekunden lang kann ich seine Leidenschaft teilen, während ich versuche, mich in Stimmung zu bringen.
Dann aber beende ich den Kuss. »Das fühlt sich ganz seltsam an.«
»Du wirst sehen: Das Gefühl hält nicht lange an.« Schon knöpft er mir die Bluse auf. »Denk doch nur an all die horizontalen Oberflächen hier, die wir noch zu erforschen haben! Die paar vertikalen will ich gar nicht weiter erwähnen.«
»Vielleicht später.« Sanft bringe ich seine Hände dazu, aufzuhören. »Ich habe das Gefühl, sie ist immer noch hier.«
Shane mustert mich genau. »Aber du glaubst doch gar nicht an Geister.«
»Nicht an echte, nein.« Ich blicke an ihm vorbei zum Eingangsbereich. »Ich bekomme sie immer noch nicht aus dem Kopf. Vielleicht, weil ich so viel mit David zusammen war.«
»Ich habe Elizabeth Vasser gekannt. Elizabeth Vasser war lange meine Chefin.« Shane streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Senator, Sie sind keine Elizabeth Vasser!«
»Wie?«
»’tschuldigung. Achtziger Humor.« Er küsst meine Stirn, dann nimmt er mich bei der Hand. »Dann sorgen wir zwei jetzt erst einmal dafür, dass du hier richtig einziehst.«
Sonntagabend durchstöbere ich die Regalreihen des hiesigen Discounters. In der Hand habe ich die Liste, die Shane und ich von den Dingen zusammengestellt haben, die ich nach meinem Umzug noch brauche. Da Elizabeth ein Vampir war, hat sie nicht gegessen. Deshalb stehen Teller, Schüsseln und Gabeln auf der Liste ganz oben. (Genau genommen stehen als Erstes Gabeln auf der Liste. Shane hat die Liste selbstredend alphabetisch geordnet.)
In dem einen Kopfregal am Ende des Ganges werden Tagesdecken für zehn Dollar feilgeboten. Ich bleibe stehen. Hmm, möglicherweise würde ja eine megabillige Tagesdecke Elizabeths Couch einen Tick Wärme einhauchen und ihr den angeschmuddelten unter College-Studenten so beliebten Grunge-Look verpassen, den ich von meiner alten Bude in meinem neuen Domizil so sehr vermisse. Ich frage mich, ob sie hier vielleicht sogar Schonbezüge in diesem Stil verkaufen.
»Ciara?«
Ich hebe den Kopf, ehe ich mich umdrehe. Das kann doch nicht wahr sein! Bitte, mach dass es nicht wahr ist!
Ein Mann tritt aus dem Gang mit Stapeln von Webteppichen von hinten an mich heran. »Sie sind es wirklich! Wie geht es Ihnen?«
»Gut. Ähm …« Ich schnippe mit den Fingern und tue so, als ob ich mich an den Namen des wieseligen Glatzkopfes nicht erinnern könnte, der mir vor nicht allzu langer Zeit das Leben gerettet hat.
»Ned!« Er tippt sich auf die Brust. »Ned Amberson. Wir haben uns in Gideons Zuflucht kennengelernt. Erinnern Sie sich?«
»Aber ja doch! Ned. Was machen Sie denn hier«, außerhalb einer Irrenanstalt, »in Rockville?«
»Ich wohne hier. Gut, momentan wohne ich bei meinen Eltern. Das klingt ein bisschen armselig bei einem Fünfunddreißigjährigen. Aber … « Er zeigt auf den Einkaufswagen, der den halben Gang hinunter offenkundig auf ihn wartet. »Ich habe gerade eine neue Bleibe gefunden und habe vor, sie ein bisschen zu verschönern.«
»Sind Sie, ähm …«, geistig gesund? »Ähm, haben Sie denn Arbeit?«
Sein Lachen klingt melodisch; seine blauen Augen funkeln. »Nein, aber ich habe Hilfe.« Er schüttelt den Kopf, als er zu lachen aufhört. »Nachdem ich die Zuflucht verlassen hatte, habe ich jede Menge Hilfe nötig gehabt, wie Sie sich sicher vorstellen können. Ich habe das ganze Programm hinter mir, das man bei einem
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