Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
sich auf einen und zog einen Halm heraus, während sie Decker dabei zusah, wie er langsam auf sie zukam. Minutenlang saßen sie schweigend da, dann hielt Dani die Stille jedoch nicht länger aus. „Ist Ihr Nachname jetzt eigentlich Argeneau oder Pimms?“ Als er sie daraufhin verdutzt ansah, erklärte sie ihm, was sie eigentlich fragen wollte. „Sie schienen das nicht so genau zu wissen, als wir uns das erste Mal begegnet sind.“
Er lächelte flüchtig, zog ebenfalls einen Halm aus dem Ballen und begann damit zu spielen. „Mein Name lautet Decker Argeneau Pimms. Meine Mutter ist eine Argeneau, Pimms kommt von meinem Vater. Aber wir haben schon immer zwischen beiden Namen gewechselt.“
Als sie fragend eine Augenbraue hochzog, setzte er zu einer Erklärung an. „Unsere Leute müssen etwa alle zehn Jahre umziehen. Wenn man länger irgendwo lebt, merken die Menschen, dass man nicht altert, und sie werden misstrauisch. Also ziehen wir immer wieder um. Zusätzlich benutzen wir in unserer Familie so ungefähr alle hundert Jahre einen anderen Namen. In diesem Jahrhundert ist das Argeneau. Jedenfalls nennen sich meine Eltern und meine Schwestern so. Was meine Brüder angeht, kann ich das nicht so genau sagen.“
Dani wunderte sich über diese Bemerkung; sie konnte sich nicht vorstellen, dass man nicht wusste, welchen Namen die eigenen Geschwister benutzten, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Wie viele Geschwister haben Sie überhaupt?“
„Drei jüngere Schwestern und drei ältere Brüder“, erwiderte er.
„Dann ist Ihre Familie ja noch größer als meine“, meinte sie lächelnd.
„Wir sind nur einer mehr“, gab er mit einem Schulterzucken zurück. „Außerdem stehen wir uns nicht so nahe, wie das bei Ihnen anscheinend der Fall ist. Das liegt am Altersunterschied“, setzte er hinzu.
„Wie alt sind denn Ihre Geschwister?“
„Lassen Sie mich nachdenken“, sagte er und schwieg einen Moment lang. „Elspeth wurde 1872 geboren, Julianna und Vicki – sie sind Zwillinge –“, warf er ein, „kamen 1983 zur Welt, wenn ich mich nicht irre.“
„1872?“, wiederholte Dani verständnislos. Decker nickte. „Dann müsste sie ja über hundertdreißig Jahre alt sein.“
„Hundertsiebenunddreißig, würde ich sagen“, gab er zurück. „Durch dieses Gesetz, dass man nur einmal in hundert Jahren ein Kind bekommen darf, entstehen diese großen Lücken.“
Dani schloss die Augen, mit einem Mal ergaben die Dinge einen Sinn. Decker hatte Justin gegenüber erwähnt, er habe mit hundertzwanzig zum letzten Mal etwas gegessen, er hatte davon gesprochen, dass seine Großeltern in Atlantis mit den Nanos behandelt worden waren, und gerade eben hatte er ihr gesagt, dass seine Familie in diesem Jahrhundert den Namen Argeneau benutzte. Sie bezeichneten sich als Unsterbliche, und jetzt wurde ihr klar, dass es nichts mit ihrer Fähigkeit zu tun hatte, Wunden so schnell heilen zu lassen. Sie verstand nur nicht, warum sie nicht schon früher darauf gekommen war. Vermutlich, weil die Sorge um Stephanie sie so sehr beschäftigt hatte. Jetzt begann sie jedoch zu verstehen.
„Ihre Leute altern nicht und sterben nicht“, folgerte sie.
„Wir altern nicht“, bestätigte Decker. „Aber wir können sterben. Ich habe doch vorhin erzählt, dass Nicholas die Kontrolle über sich verlor, nachdem seine Lebensgefährtin umgekommen war.“
„Ich dachte, sie wäre eine Sterbliche gewesen“, murmelte Dani verwirrt. „Sam ist sterblich, und ich habe angenommen....“
„Sam ist nur sterblich, weil sie sich für die Wandlung noch nicht bereit fühlt“, erläuterte er und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich habe letzte Nacht ziemlich dürftige Erklärungen von mir gegeben.“ Er holte einmal tief Luft, dann fuhr er fort. „Die Nanos reparieren alle Schäden, auch solche, die durch das Altern entstehen. Sie bewegen sich im Blutkreislauf durch den Körper und bekämpfen auch alle Krankheiten. Reißt man aber das Herz heraus, können sie nichts mehr reparieren, weil sie dann nicht mehr durch den Kreislauf gepumpt werden. Es ist ihr Tod und somit auch der des Unsterblichen.“
„Dann ist Nicholas’ Ehefrau bei einem Unglück ums Leben gekommen, bei dem ihr das Herz aus dem Leib gerissen wurde?“, fragte sie ungläubig. „Was für ein Unfall soll denn das gewesen sein?“
„Nein, Nicholas’ Frau Annie ist bei einem Verkehrsunfall verbrannt.“
„Also kann ein Unsterblicher auch durch ein Feuer getötet werden.“
Er
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