Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
vorgetastet und schob nun eine Hälfte des Tors zur Seite. Nach etwa einem Meter verhakten die Rollen in der verrosteten Schiene, und obwohl Dani sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen stemmte, konnte sie das Tor kein Stück weiter öffnen.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen“, bot er ihr an.
„Schon gut, das reicht so“, erwiderte sie, nachdem sie sich umgedreht hatte, um das Ergebnis ihrer Anstrengung zu betrachten.
Er folgte ihrem Blick und stellte fest, dass es in der Scheune nun heller war. Es gab nach wie vor ein paar finstere Ecken, und insgesamt war es noch recht dämmrig, aber zumindest konnte man jetzt mehr erkennen als zuvor. Er folgte Dani, die tiefer in das Gebäude hineinging, um sich genauer umzusehen.
„Da ist ja noch Stroh“, stellte sie überrascht fest, als sie gut ein halbes Dutzend Ballen entdeckte, die man an einer Wand übereinandergestapelt hatte. Zwei weitere lagen auseinandergefallen davor. Decker hätte nicht sagen können, ob sie absichtlich dort hingelegt worden oder irgendwann von den Stapeln gefallen waren. Auf jeden Fall bildeten sie einen kleinen, angenehm duftenden Strohhaufen.
„Das ist eine Scheune“, antwortete er. „Stroh wird in Scheunen gelagert.“
„Ja, aber warum hat der Vorbesitzer es nicht mitgenommen?“, fragte sie verwundert. „Ebenso das Reitzeug da drüben.“
Decker drehte sich um und musterte die ersten beiden Sättel, die an der Wand hingen, genauer. Sie waren in einem ziemlich erbärmlichen Zustand. „Die sind schon sehr alt, vermutlich taugen sie nichts mehr.“
„Das Stroh ist aber noch ganz frisch“, wandte Dani ein, die bereits weitergegangen war und in jede Box schaute. „Ich hätte gedacht, dass sie es mitnehmen würden.“
„Vielleicht wollten sie die Landwirtschaft aufgeben und hatten keine Verwendung mehr dafür“, meinte er.
„Als Landwirt hat man mit Pferden eigentlich weniger am Hut“, entgegnete sie ein wenig amüsiert. „Zumindest glaube ich das. Ich schätze, sie dürften eher eine Pferdezucht betrieben haben.“
Decker erwiderte nichts darauf und schaute sich auch nicht so aufmerksam um wie Dani. Das hier war eine Scheune, komplett aus Holz errichtet, es roch nach Stroh und Staubpartikel tanzten im Gegenlicht, das durch die offenen Türen ins Innere fiel. Er fand das alles nicht sonderlich interessant, zumal seine Gedanken in erster Linie darum kreisten, wie er ihr das sagen sollte, was er musste.... und wie er sie dazu bringen konnte, ihm zuzuhören.
„Dani“, begann er schließlich.
Sie seufzte gereizt, weil sie wusste, dass Decker wieder auf Nicholas zu sprechen kommen wollte, was sie aber gar nicht interessierte. Sie ging etwas zügiger an den Boxen vorbei. „Was glauben Sie, wie lange Bastiens Leute für mein Handy brauchen werden?“
„Keine Ahnung“, murmelte er. „Aber da wir schon beim Thema sind....“
„Oh, sehen Sie doch, noch mehr Stroh“, unterbrach sie ihn, als sie die letzte Box erreicht hatte. Frustriert stellte er sich neben sie und betrachtete die Ballen, die in dieser Box gestapelt lagen.
„Sie müssen sie hier gelagert haben, damit sie das Stroh für die hinteren Boxen nicht von da vorn rüberbringen mussten“, überlegte Dani laut. Sie redete einfach nur drauflos, damit Decker nicht zu Wort kam. Dann machte sie kehrt und ging zielstrebig wieder zur Vorderseite der Scheune. „Als ich klein war, wollte ich immer ein Pferd haben. So wie wohl die meisten Mädchen in dem Alter. Heute würde ich mir immer noch gern eines zulegen, allerdings kann ich nicht reiten, und das....“
„Er hat ihr die Kehle zerfetzt“, fiel er ihr ins Wort.
Abrupt blieb Dani stehen und schaute mit starrem Blick nach vorn. Gleich vor ihr befand sich das offene Tor, und sie hätte nur ein paar Schritte geradeaus machen müssen, um die Scheune hinter sich zu lassen. Sie konnte gehen, wohin sie wollte, ohne sich anhören zu müssen, was Decker ihr zu sagen hatte. Sie vermutete, seine Worte würden ihren Hoffnungen, die der abtrünnige Vampir Nicholas Argeneau ihr gemacht hatte, einen Dämpfer verpassen oder sie sogar völlig vernichten. Doch sie lief nicht weg, sondern drehte sich niedergeschlagen zu Decker um. „Erzählen Sie es mir.“
Er wich ihrem Blick aus, ein Ausdruck des Bedauerns huschte über sein Gesicht, dann lehnte er sich gegen die Boxentür, neben der er stand, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr Name war Barbara Johnson, sie war Hausfrau und im achten Monat schwanger. Sie und ihr Baby
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