Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
ich mich mit Decker vergnüge, während Stephanie irgendwo da draußen ist und weiß Gott wie leidet. Ich sollte nach ihr suchen, aber stattdessen....“
„Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben. Du selbst kannst in der Sache gar nichts unternehmen“, beteuerte Sam und hob den Kopf. „Soweit ich das verstanden habe, halten Mortimer und Lucian dein Handy im Moment für die größte Chance.“
„Tatsächlich?“, fragte sie überrascht.
Sam nickte. „Die Jagd nach jemandem, der nicht gefunden werden will, noch dazu in einer Stadt wie Toronto, ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und dabei wissen sie nicht mal genau, ob er sich überhaupt noch in Toronto aufhält. Deshalb ist Mortimer der Meinung, dass die Verbindung zu Nicholas über dein Handy die einzige echte Chance darstellt, Stephanie wiederzufinden.“
„Decker sagt mir immer wieder, ich solle mich nicht auf Nicholas verlassen“, gab Dani zurück.
Sam überlegte kurz. „Wahrscheinlich befürchtet er, dass du dir zu große Hoffnungen machst und dann umso enttäuschter bist, wenn Nicholas dir doch keine Hilfe ist.“
„Mag sein“, murmelte Dani. „Ich vermute, die beiden haben sich mal ziemlich nahegestanden. Es hörte sich für mich so an, als habe Decker sich Nicholas enger verbunden gefühlt als seinen eigenen Geschwistern. Sie waren auch mal Partner.“
„Ach ja?“ Sam sah sie erstaunt an. „Das hat Mortimer gar nicht erwähnt.“
Dani verfiel in Schweigen und dachte darüber nach, ob Decker sich möglicherweise selbst auch keine allzu großen Hoffnungen machen wollte, was Nicholas anging. Es musste ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein, als sein Partner auf einmal zum Abtrünnigen wurde – und vermutlich nicht nur, weil er sich die Schuld an dessen Entkommen gab. Sie konnte sich vorstellen, wie außer sich sie wäre, wenn jemand aus ihrer Familie einen Mord beginge.
„Ich schätze, das sollte mich nicht überraschen“, bemerkte Sam. Daraufhin schaute Dani sie verständnislos an. Sie war so in ihre Grübelei versunken gewesen, dass sie nun keine Ahnung mehr hatte, worum sich ihre Unterhaltung gerade drehte.
„Ich meine, dass die beiden sich näherstanden als Geschwister“, erklärte Sam. „Nicht die Tatsache, dass sie Partner waren.“
„Aha.“ Dani legte den Kopf schief und fragte: „Und wieso?“
„Na ja, Mortimer hat mir erklärt, dass der Altersunterschied zwischen den Kindern immer mindestens hundert Jahre beträgt. Das ist eine ziemlich lange Zeit“, betonte Sam. „Es gibt Geschwister, bei denen beträgt der Altersunterschied gerade mal zehn Jahre, und trotzdem hat man nicht den Eindruck, sie wären überhaupt miteinander verwandt.“
Dani zuckte nur mit den Schultern. Sie war das älteste Kind der Familie, über fünfzehn Jahre älter als das jüngste, Stephanie. Dennoch standen sie beide sich nahe. Sie war Stephanies Babysitterin gewesen; heute übernachtete ihre Schwester oft bei ihr, und sie gingen zusammen einkaufen. Sie merkte, dass ihre Sorge und Angst um ihre Schwester sie gefährlich schnell einholte. Da ein Einkaufszentrum definitiv der falsche Platz war, solchen Gefühlen freien Lauf zu lassen, verdrängte Dani sie, so gut sie konnte, und fragte Sam: „Habe ich Decker richtig verstanden, dass du noch sterblich bist?“
„Ja, ich fühle mich für noch nicht bereit für die Wandlung“, gab diese zu. „Eines Tages werde ich wohl nicht mehr darum herumkommen, aber im Moment bin ich ganz froh darüber, zu beiden Welten zu gehören.“
„Was meinst du mit Wandlung?“, wollte Dani wissen. „Heißt das, wir können unsterblich werden?“
„Ja, sicher. So, wie ich das begriffen habe, muss uns nur Blut übertragen werden, das diese Nanos enthält.“ Sam stutzte. „Hat Decker dir nichts davon erzählt?“
„Nein.“
Sam tätschelte ihr den Arm. „Keine Sorge, das wird er noch nachholen. Bestimmt will er dich nicht mit Informationen überhäufen.“
Dani nickte, hielt es jedoch für möglich, dass er einfach nicht daran gedacht hatte. Seit sie sich begegnet waren, erhielt sie alle Informationen nur bröckchenweise – ein wenig hiervon, ein bisschen davon. Womöglich war ihm gar nicht klar, was er ihr bislang noch nicht erzählt hatte. Aber es war auch nicht wichtig. Sie fand die Aussicht, gewandelt zu werden, nicht sonderlich verlockend. Theoretisch klang das ja alles schön und gut. Wer bliebe nicht gern bis in alle Ewigkeit jung und kerngesund? Doch wenn man dafür
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